Just me - aus Lottes Leben
Moderator: Mark A. Kennrick
- Lotte van der Helden
- First Lieutenant
- Beiträge: 222
- Registriert: Sonntag 5. Juni 2011, 20:03
- Stationierung: Cheyenne Mountain Complex
- Abteilungen: MC
- Position im Team: Platoonleader
- Einheit: SG-6
- Kontaktdaten:
Just me - aus Lottes Leben
Driving Home for Christmas (Dezember 2012)
Song des Tages (Starlight Express aus dem gleichnamigen Musical)
Lotte stellte den grünen VW Polo ihrer Mutter auf dem Parkplatz des Marinefliegerstützpunktes in De Kooy ab und stieg aus. Sie schloss kurz die Augen, während sie die salzige Seeluft einatmete. Das hatte sie in den letzten eineinhalb Jahren in Colorado sehr vermisst. Wie zur Feier des Tages hatte die Sonne die Regenwolken vertrieben, als Lotte in Den Oever die Autobahn verlassen und den gewohnten Weg zur ihrem alten Arbeitsplatz gefahren war. Es war Mittag und gerade ruhig auf dem Flugplatz. Die meisten zivilen Helikopter, die Arbeiter zu den Bohrinseln und wieder nach Hause brachten, waren vormittags gestartet und würden erst in ein bis zwei Stunden zurückkehren. Und so kurz vor Weihnachten war auch bei den Marinefliegern wenig los.
Lotte schloss das Auto ab und spazierte langsam in Richtung des Flugplatzes. Sie musterte die Hubschrauber argwöhnisch, denn auch wenn sie sich inzwischen an die Reise in Flugzeugen gewöhnt hatte, würde sie ihr Glück nicht an Bord einer dieser Höllenmaschinen herausfordern wollen. Ihr Bruder Henk war da anders, seit fast 14 Jahren stand er als Hubschrauberpilot im Dienst der königlichen Marine. Er hatte häufiger versucht, Lotte die Flugangst zu nehmen, war dabei aber nie erfolgreich gewesen - was vermutlich daran gelegen hatte, dass er sie dabei gern mit waghalsigen Manövern gequält hatte. Die Sanitäterin würde ihrem Bruder aber nicht auf die Nase binden, dass eine andere Person es nun geschafft hatte, ihr zumindest so viel Sicherheit zu geben, dass sie nicht mehr in Panik ausbrach, wenn sie ein Flugzeug benutzen musste.
Auf dem Außengelände war von Henk nichts zu sehen. Vermutlich hatte er es sich bei einer Tasse Kaffee im Verwaltungsgebäude des zivilen Flughafens bequem gemacht. Früher hatten die beiden sich dort häufiger getroffen, wenn Lotte in Den Helder war. Die Niederländerin betrat das Gebäude, öffnete ihre Jacke und wandte sich der kleinen Kantine zu, aus der sie gedämpfte Stimmen hörte.
Henk saß direkt am Eingang und strahlte, als er seine kleine Schwester entdeckte.
"Hey, da bist du ja endlich!" grüßte er sie, stand auf und umarmte Lotte. "Ich dachte schon du hättest dich verfahren."
Lotte lächelte schwach. "Blödmann. Ich kenn die Strecke gut genug, bin sie schließlich zehn Jahre lang gefahren." Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und musterte ihren zwei Jahre älteren Bruder. "Du wirst echt alt. Sind das da graue Haare?" fragte sie und zupfte an seiner Schläfe herum.
"Finger weg! Davon träumst du wohl, Kleine." Henk hielt Lottes Hand fest und grinste sie an, sein Blick wurde dann aber ernster. "Was ist los? Du siehst mies aus..."
"Na danke." Lotte rollte mit den Augen. Allerdings konnte sie Henk nicht widersprechen. Sie war seit Dienstag morgen wieder in den Niederlanden. Nun war Samstag, und der Jetlag machte sich immer noch bemerkbar. Die blonde Sanitäterin hatte dunkle Ringe unter den Augen, die auch noch einen leichten roten Rand aufwiesen. Es ging ihr wirklich nicht besonders gut, und natürlich war es klar gewesen, dass Henk das erkennen würde.
"Hey, Schwesterchen, was ist los?" Henk sah sie nun eindeutig besorgt an. "Wollen wir noch etwas trinken und du erzählst es mir?"
"Nein, Mama erwartet uns zum Kaffee. Wir können auch unterwegs reden. Hast du dein Gepäck?"
Henk nickte und schnappte sich seine Tasche, die unter dem Tisch stand, an dem er gerade noch gesessen hatte. Er legte den Arm um Lottes Schultern. "Dann komm. Gehts dir gut drüben in den Staaten?"
"Ja, schon..." antwortete Lotte, während sie langsam mit Henk zum Auto schlenderte. "Mein Job ist großartig."
"Aber?"
"Kein Aber. Es ist nur... einsam." stellte Lotte fest, während sie das Auto aufschloss und Henk half, seine Tasche im Kofferraum zu verstauen. "Die Amis sind alle ziemlich nett, man findet schnell jede Menge oberflächliche Kontakte. Aber kaum richtige Freundschaften. Und die einzige, die ich hatte, hab ich mir wohl selbst kaputt gemacht."
"Hm. Was hast du angestellt?" fragte Henk und ließ sich auf der Beifahrerseite in den Polo plumpsen. Auch Lotte stieg ein, startete den Wagen und begann zu berichten.
Song des Tages (Starlight Express aus dem gleichnamigen Musical)
Lotte stellte den grünen VW Polo ihrer Mutter auf dem Parkplatz des Marinefliegerstützpunktes in De Kooy ab und stieg aus. Sie schloss kurz die Augen, während sie die salzige Seeluft einatmete. Das hatte sie in den letzten eineinhalb Jahren in Colorado sehr vermisst. Wie zur Feier des Tages hatte die Sonne die Regenwolken vertrieben, als Lotte in Den Oever die Autobahn verlassen und den gewohnten Weg zur ihrem alten Arbeitsplatz gefahren war. Es war Mittag und gerade ruhig auf dem Flugplatz. Die meisten zivilen Helikopter, die Arbeiter zu den Bohrinseln und wieder nach Hause brachten, waren vormittags gestartet und würden erst in ein bis zwei Stunden zurückkehren. Und so kurz vor Weihnachten war auch bei den Marinefliegern wenig los.
Lotte schloss das Auto ab und spazierte langsam in Richtung des Flugplatzes. Sie musterte die Hubschrauber argwöhnisch, denn auch wenn sie sich inzwischen an die Reise in Flugzeugen gewöhnt hatte, würde sie ihr Glück nicht an Bord einer dieser Höllenmaschinen herausfordern wollen. Ihr Bruder Henk war da anders, seit fast 14 Jahren stand er als Hubschrauberpilot im Dienst der königlichen Marine. Er hatte häufiger versucht, Lotte die Flugangst zu nehmen, war dabei aber nie erfolgreich gewesen - was vermutlich daran gelegen hatte, dass er sie dabei gern mit waghalsigen Manövern gequält hatte. Die Sanitäterin würde ihrem Bruder aber nicht auf die Nase binden, dass eine andere Person es nun geschafft hatte, ihr zumindest so viel Sicherheit zu geben, dass sie nicht mehr in Panik ausbrach, wenn sie ein Flugzeug benutzen musste.
Auf dem Außengelände war von Henk nichts zu sehen. Vermutlich hatte er es sich bei einer Tasse Kaffee im Verwaltungsgebäude des zivilen Flughafens bequem gemacht. Früher hatten die beiden sich dort häufiger getroffen, wenn Lotte in Den Helder war. Die Niederländerin betrat das Gebäude, öffnete ihre Jacke und wandte sich der kleinen Kantine zu, aus der sie gedämpfte Stimmen hörte.
Henk saß direkt am Eingang und strahlte, als er seine kleine Schwester entdeckte.
"Hey, da bist du ja endlich!" grüßte er sie, stand auf und umarmte Lotte. "Ich dachte schon du hättest dich verfahren."
Lotte lächelte schwach. "Blödmann. Ich kenn die Strecke gut genug, bin sie schließlich zehn Jahre lang gefahren." Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und musterte ihren zwei Jahre älteren Bruder. "Du wirst echt alt. Sind das da graue Haare?" fragte sie und zupfte an seiner Schläfe herum.
"Finger weg! Davon träumst du wohl, Kleine." Henk hielt Lottes Hand fest und grinste sie an, sein Blick wurde dann aber ernster. "Was ist los? Du siehst mies aus..."
"Na danke." Lotte rollte mit den Augen. Allerdings konnte sie Henk nicht widersprechen. Sie war seit Dienstag morgen wieder in den Niederlanden. Nun war Samstag, und der Jetlag machte sich immer noch bemerkbar. Die blonde Sanitäterin hatte dunkle Ringe unter den Augen, die auch noch einen leichten roten Rand aufwiesen. Es ging ihr wirklich nicht besonders gut, und natürlich war es klar gewesen, dass Henk das erkennen würde.
"Hey, Schwesterchen, was ist los?" Henk sah sie nun eindeutig besorgt an. "Wollen wir noch etwas trinken und du erzählst es mir?"
"Nein, Mama erwartet uns zum Kaffee. Wir können auch unterwegs reden. Hast du dein Gepäck?"
Henk nickte und schnappte sich seine Tasche, die unter dem Tisch stand, an dem er gerade noch gesessen hatte. Er legte den Arm um Lottes Schultern. "Dann komm. Gehts dir gut drüben in den Staaten?"
"Ja, schon..." antwortete Lotte, während sie langsam mit Henk zum Auto schlenderte. "Mein Job ist großartig."
"Aber?"
"Kein Aber. Es ist nur... einsam." stellte Lotte fest, während sie das Auto aufschloss und Henk half, seine Tasche im Kofferraum zu verstauen. "Die Amis sind alle ziemlich nett, man findet schnell jede Menge oberflächliche Kontakte. Aber kaum richtige Freundschaften. Und die einzige, die ich hatte, hab ich mir wohl selbst kaputt gemacht."
"Hm. Was hast du angestellt?" fragte Henk und ließ sich auf der Beifahrerseite in den Polo plumpsen. Auch Lotte stieg ein, startete den Wagen und begann zu berichten.
Zuletzt geändert von Lotte van der Helden am Mittwoch 26. Dezember 2012, 15:10, insgesamt 1-mal geändert.
- Lotte van der Helden
- First Lieutenant
- Beiträge: 222
- Registriert: Sonntag 5. Juni 2011, 20:03
- Stationierung: Cheyenne Mountain Complex
- Abteilungen: MC
- Position im Team: Platoonleader
- Einheit: SG-6
- Kontaktdaten:
Re: Just me - aus Lottes Leben
That Christmas Feeling (Dezember 2012)
Song des Tages (Al zo eindeloos lang gewacht aus Disney's Home on the Range)
Aus dem Erdgeschoss war leise Weihnachtsmusik zu hören, Stimmengewirr und Lachen. Lotte drehte den Wasserhahn auf und konzentrierte sich auf das gleichförmige Rauschen.
Heiligabend. Das traditionelle Familienweihnachtsessen neigte sich dem Ende zu. Lotte hatte sich schon seit Monaten auf diesen Urlaub gefreut, darauf, ihre Familie wiederzusehen, die Feiertage mit ihnen zu verbringen, aber anstatt sich besser zu fühlen, ging es ihr mit jedem Tag schlechter.
Die Niederländerin sah kurz in den Spiegel und runzelte die Stirn. Dann seufzte sie, spritzte sich eine Hand voll kaltem Wasser ins Gesicht und rubbelte es mit einem Handtuch trocken.
Den Wasserhahn schaltete sie aus und lauschte einen Moment den Stimmen ihrer Familie.
Langsamen Schrittes verließ Lotte das Bad, aber anstatt sich wieder ihrer Familie anzuschließen, schlich sie in ihr altes Zimmer.
Lottes Mutter hatte das Zimmer imzwischen mit Beschlag belegt und in eine Bastel- und Nähstube verwandelt. An ihr früheres Reich erinnerten nur noch das alte Bett und einige Kinderbilder, die darüber hingen. Auf dem Nähtisch hatte Lotte einige Habseligkeiten ausgebreitet und ihr Laptop aufgestellt. Sie setzte sich kurz an den Tisch, weckte den Computer aus dem Standby-Modus und rief Mails ab. Keine neuen Nachrichten. Natürlich nicht. Was erwartete sie auch? Lottes Blick fiel auf ein weihnachtlich beklebtes Päckchen, dass schräg hinter dem Laptop lag, und sie spürte, dass ihr die Tränen kamen.
Die sonst so fröhliche Sanitäterin fluchte leise. Sie verstand sich selbst nicht.
Während sie in ihrem Rucksack nach einem Taschentuch wühlte, öffnete die Tür hinter ihr sich so leise, dass Lotte es gar nicht bemerkte. Erst als sie ein leises, wohlbekanntes Räuspern hörte, sah sie kurz auf und drehte sich direkt wieder der Wand zu. Sie wollte ihrer Familie die Feierlichkeiten nicht verderben.
"Mensch, Lottchen, was sollen wir nur mit dir machen?" fragte Annike leise, nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte. Sie trat zu Lotte und legte eine Hand auf die Schulter ihrer Tochter.
"Ich weiß es nicht, Mama. Ich kann mich gerade selbst nicht ausstehen."
"Ach hör auf damit. Du machst dich fertig für etwas, wofür du nichts kannst."
"Ich finde schon." Endlich hatte Lotte ein Taschentuch gefunden, trocknete ihr Gesicht und putzte sich die Nase.
Annike drehte Lotte sanft, aber nachdrücklich zu sich und sah sie an. "Hilft es dir denn?"
"Was?"
"Dass du dich so fertig machst. Dir die Schuld gibst und dich selbst verurteilst. Hilft es dir?"
"Nein..." Lotte sah zu Boden. Ihre Mutter hatte Recht, wie immer. Wäre die Situation eine andere, würde sie selbst genauso argumentieren. Es änderte aber nichts daran, dass sie sich für ihre naive Dummheit hasste. "Es tut mir leid dass ich so... schlecht drauf bin." fügte sie dann leise hinzu. "Das war alles irgendwie anders geplant."
"Ich weiß." erwiderte Annike und umarmte ihre Jüngste. "Fang jetzt nicht auch noch an, dich dafür schlecht zu fühlen. Es ist nunmal so wie es ist. Weisst du was? Wir wollten doch zusammen Der Polarexpress sehen. Ich rede kurz mit den Großeltern und koche uns einen Tee, dann machen wir es uns damit gemütlich und heulen zusammen."
Lotte musste widerwillig schmunzeln. Als der Film auf DVD erschienen war, hatte die ganze Familie ihn zu Weihnachten gemeinsam angesehen. Die Männer hatten sie und Annike noch wochenlang damit aufgezogen, dass die Frauen dabei Rotz und Wasser geheult hatten. Seitdem war es eine Tradition zwischen Mutter und Tochter geworden, den Film an Weihnachten gemeinsam zu schauen - bis Lotte in die USA gezogen war.
"So gefällst du mir schon viel besser." stellte Annike lächelnd fest. "Ich bin gleich wieder da, mach die DVD schonmal bereit. Und das da nehme ich mit. Darum kümmern wir uns später."
Annike nahm das Weihnachtspäckchen vom Tisch und verschwand, ehe Lotte protestieren konnte.
Song des Tages (Al zo eindeloos lang gewacht aus Disney's Home on the Range)
Aus dem Erdgeschoss war leise Weihnachtsmusik zu hören, Stimmengewirr und Lachen. Lotte drehte den Wasserhahn auf und konzentrierte sich auf das gleichförmige Rauschen.
Heiligabend. Das traditionelle Familienweihnachtsessen neigte sich dem Ende zu. Lotte hatte sich schon seit Monaten auf diesen Urlaub gefreut, darauf, ihre Familie wiederzusehen, die Feiertage mit ihnen zu verbringen, aber anstatt sich besser zu fühlen, ging es ihr mit jedem Tag schlechter.
Die Niederländerin sah kurz in den Spiegel und runzelte die Stirn. Dann seufzte sie, spritzte sich eine Hand voll kaltem Wasser ins Gesicht und rubbelte es mit einem Handtuch trocken.
Den Wasserhahn schaltete sie aus und lauschte einen Moment den Stimmen ihrer Familie.
Langsamen Schrittes verließ Lotte das Bad, aber anstatt sich wieder ihrer Familie anzuschließen, schlich sie in ihr altes Zimmer.
Lottes Mutter hatte das Zimmer imzwischen mit Beschlag belegt und in eine Bastel- und Nähstube verwandelt. An ihr früheres Reich erinnerten nur noch das alte Bett und einige Kinderbilder, die darüber hingen. Auf dem Nähtisch hatte Lotte einige Habseligkeiten ausgebreitet und ihr Laptop aufgestellt. Sie setzte sich kurz an den Tisch, weckte den Computer aus dem Standby-Modus und rief Mails ab. Keine neuen Nachrichten. Natürlich nicht. Was erwartete sie auch? Lottes Blick fiel auf ein weihnachtlich beklebtes Päckchen, dass schräg hinter dem Laptop lag, und sie spürte, dass ihr die Tränen kamen.
Die sonst so fröhliche Sanitäterin fluchte leise. Sie verstand sich selbst nicht.
Während sie in ihrem Rucksack nach einem Taschentuch wühlte, öffnete die Tür hinter ihr sich so leise, dass Lotte es gar nicht bemerkte. Erst als sie ein leises, wohlbekanntes Räuspern hörte, sah sie kurz auf und drehte sich direkt wieder der Wand zu. Sie wollte ihrer Familie die Feierlichkeiten nicht verderben.
"Mensch, Lottchen, was sollen wir nur mit dir machen?" fragte Annike leise, nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte. Sie trat zu Lotte und legte eine Hand auf die Schulter ihrer Tochter.
"Ich weiß es nicht, Mama. Ich kann mich gerade selbst nicht ausstehen."
"Ach hör auf damit. Du machst dich fertig für etwas, wofür du nichts kannst."
"Ich finde schon." Endlich hatte Lotte ein Taschentuch gefunden, trocknete ihr Gesicht und putzte sich die Nase.
Annike drehte Lotte sanft, aber nachdrücklich zu sich und sah sie an. "Hilft es dir denn?"
"Was?"
"Dass du dich so fertig machst. Dir die Schuld gibst und dich selbst verurteilst. Hilft es dir?"
"Nein..." Lotte sah zu Boden. Ihre Mutter hatte Recht, wie immer. Wäre die Situation eine andere, würde sie selbst genauso argumentieren. Es änderte aber nichts daran, dass sie sich für ihre naive Dummheit hasste. "Es tut mir leid dass ich so... schlecht drauf bin." fügte sie dann leise hinzu. "Das war alles irgendwie anders geplant."
"Ich weiß." erwiderte Annike und umarmte ihre Jüngste. "Fang jetzt nicht auch noch an, dich dafür schlecht zu fühlen. Es ist nunmal so wie es ist. Weisst du was? Wir wollten doch zusammen Der Polarexpress sehen. Ich rede kurz mit den Großeltern und koche uns einen Tee, dann machen wir es uns damit gemütlich und heulen zusammen."
Lotte musste widerwillig schmunzeln. Als der Film auf DVD erschienen war, hatte die ganze Familie ihn zu Weihnachten gemeinsam angesehen. Die Männer hatten sie und Annike noch wochenlang damit aufgezogen, dass die Frauen dabei Rotz und Wasser geheult hatten. Seitdem war es eine Tradition zwischen Mutter und Tochter geworden, den Film an Weihnachten gemeinsam zu schauen - bis Lotte in die USA gezogen war.
"So gefällst du mir schon viel besser." stellte Annike lächelnd fest. "Ich bin gleich wieder da, mach die DVD schonmal bereit. Und das da nehme ich mit. Darum kümmern wir uns später."
Annike nahm das Weihnachtspäckchen vom Tisch und verschwand, ehe Lotte protestieren konnte.
- Lotte van der Helden
- First Lieutenant
- Beiträge: 222
- Registriert: Sonntag 5. Juni 2011, 20:03
- Stationierung: Cheyenne Mountain Complex
- Abteilungen: MC
- Position im Team: Platoonleader
- Einheit: SG-6
- Kontaktdaten:
Re: Just me - aus Lottes Leben
Sail Away (Dezember 2012)
Song des Tages (Never Surrender von Skillet)
"Hey Kleine, Zeit aufzustehen!" Henk hatte sich grinsend über Lottes Koje gebeugt. "Ich habe das Frühstück schon fertig. Riechst du den Kaffee nicht?"
Lotte blinzelte, sah ihren großen Bruder nur kurz griesgrämig an und drehte sich leise grummelnd auf die andere Seite.
"Du bist echt ein furchtbarer Morgenmuffel, Lotte. Was hältst du von einem Kaffee direkt an der Koje?"
Die Angesprochene blinzelte erneut und gab ein Grummeln von sich, dass man mit viel Kreativität als Ja interpretieren konnte.
"Ich bin gleich wieder da, nicht einschlafen."
Lotte drehte sich seufzend wieder um und blinzelte Henk nach. Sie zog die Decke bis unters Kinn, es war kalt geworden im Boot. Vermutlich hatte Henk die Luke offen gelassen, während er in der Küchenecke hantiert hatte. Bevor Lotte aber wirklich versuchen konnte, wieder einzuschlafen, war Henk schon mit einem Tablett mit schon geschmierten Broten, zwei Eiern und zwei dampfenden Tassen Kaffee zurückgekehrt. "Rück mal ein Stück." forderte er Lotte auf und setzte sich dann mit dem Tablett Zu Lotte in die Doppelkoje, die den Bug des kleinen Schiffes ihres Bruders ausfüllte.
"Du hast das von vornherein geplant, oder?" Lotte setzte sich langsam auf und wickelte sich in die Decke ein. "Klar. Ich kenn dich doch. Außerdem gehts heute wieder zurück, ich will keine nörgelige kleine Schwester neben mir stehen haben, sondern eine, die Spaß am Segeln hat." Henk zuckte mit den Schultern. "Wie hast du geschlafen?"
"Wie immer." Lotte nahm sich den Kaffee. Der Abstand zwischen Achter- und Bugkabine war auf einem Schiff von zehn Meter Länge nicht so groß, dass Lotte sich vormachen konnte, das ihr Bruder es nicht mitbekommen hatte, dass sie die halbe Nacht wachgelegen hatte, MP3s gehört und ein wenig gelesen hatte.
"Ja, das hab ich gemerkt." Henk musterte seine kleine Schwester kritisch. "Hör mal, so geht das nicht weiter. Bist du da drüben wirklich so dermaßen unglücklich, wie es momentan wirkt? Oder hat das nur mit deinem Freund und deinen nicht vorhandenen Freunden zu tun?"
Lotte seufzte. Sie wollte dieses Gespräch nicht führen. Vor allem nicht, wenn es in die Richtung laufen würde, die Henks Tonfall schon andeutete. Also schwieg sie und drehte die Kaffeetasse langsam in ihren Händen.
"Ich hör nicht auf, nur weil du schweigst, Lotte. Das hat noch nie funktioniert. Wenn du nicht redest, dann tu ichs halt." Henk ließ Lotte noch einen Moment Zeit, sich zu äußern, und legte dann los. "Ich persönlich finde jeden Auslandseinsatz total mies. Das hier ist meine Heimat, und ich hasse es, sie zu verlassen. Du hast das vor eineinhalb Jahren gemacht, und zwar nicht für einen Einsatz, sondern für einen neuen Job. Einen, auf den du dich riesig gefreut hast, und der dir viel Spaß macht. Was auch immer du da drüben tust, ich weiß es ja nicht. In den letzten eineinhalb Jahren warst du nicht zuhause, wegen deiner Flugangst. Mama und Papa haben dich zwar mal für eine Woche besucht, das wars dann aber auch schon. Wenn ich nach eineinhalb Jahren das erste Mal wieder nach Hause kommen würde, wäre ich total glücklich. Aber vermutlich würde mir auch alles, was da drüben falsch läuft, sehr viel bewusster werden. Die Frage ist nur, ob das eine realistische Einschätzung ist."
Henk beobachtete seine Schwester. Lotte hatte ihm zugehört, auch wenn sie diese Art von geschwisterlichen Gesprächen nicht mochte. Meistens hatte Henk dabei nämlich Recht, und das gefiel ihr nicht... "Ich hab keine Ahnung." stellte sie leise fest. "Bis kurz vor meiner Abreise war ich nicht unglücklich."
"Ach Lotte." seufzte Henk. "Ja, das ist ziemlich scheiße gelaufen, da stimm ich dir zu. Und es ist auch verständlich, dass du deswegen traurig bist. Aber was hast du erwartet? Die Wahrscheinlichkeit einer positiven Reaktion war ziemlich gering. Das hast du doch vorher auch selbst gesagt."
"Ja, ich weiß! Trotzdem, wie soll denn das jetzt noch gehen? Ich hab mich total zum Affen gemacht."
"Blödsinn. Amerika ist ziemlich groß, so wie ich gehört habe. Schonmal dran gedacht, dass man sich auch aus dem Weg gehen kann?"
"Das will ich nicht."
"Und wie ein getretener Hund zurück nach Hause flüchten und in den Niederlanden bleiben ist etwas anderes?"
Lotte sah Henk mit einem wütenden Funkeln in den Augen an. Dann blickte sie wieder auf ihre Tasse. "Ist es nicht." gab sie zu.
"Okay. Damit wäre dieser Punkt schonmal geklärt. Kein Grund, nicht zurückzufliegen, nicht wahr?"
Lotte rollte mit den Augen, sagte aber nichts. Gegen Henk kam sie ohnehin nicht an.
"Nächster Punkt. Ben. Ich erspare es uns mal, die Details nochmal durchzukauen. Ich kann dich verstehen, mir würde es an deiner Stelle nicht anders gehen. Ist schon echt schwierig. Gerade bereust du am meisten, dass du damit schon abgeschlossen hattest, ohne ihm noch eine Chance zu geben, richtig?"
"Ja." Lotte nickte.
"Wenn du nun hier bleibst, hätte er die Chance dann noch? Hättest du damit irgendwas gewonnen?"
"Nein...."
"Also haben wir damit den nächsten Punkt aus dem Weg geräumt, hm?" Henk konnte sich ein triumphierendes Grinsen nicht verkneifen. Lotte erwiderte nichts, was hätte sie dazu auch noch sagen sollen...
"Nun zu deinen Freunden. Du hast ja erzählt, dass es schwierig ist, und du eigentlich nur einen richtig guten Freund hattest. Das mag ja sein, aber du hast auch immer von vielen Kontakten berichtet. Die Marines, mit denen du trainierst und dich ab und zu abends triffst. Gut, Bens Freunde, aber die siehst du doch schon seit Monaten unabhängig von ihm. Wenn die Klischees auch nur halbwegs mit der Realität übereinstimmen, dürftest du bei denen auch so dermaßen weit in der Friendzone gelandet sein, dass du das noch ein wenig vorantreiben könntest und da den ein oder andren guten Freund findest."
Henk rutschte ein wenig zurück und lehnte sich gegen die Wand. Er schnappte sich eins der Brote und biss erstmal ab. Lotte hatte schmunzeln müssen, als Henk das mit der Friendzone sagte. Auch wenn dieser Gedanke ihr einen kleinen Stich versetzte, in einem anderen Kontext war dieser Gedanke schmerzhaft. "Ja, vielleicht find ich da jemanden. Die Jungs sind schon nett und ich versteh mich gut mit ihnen, aber ich weiß nicht ob das funktionieren würde. Oder sie das überhaupt wollen."
Henk schluckte seinen Bissen herunter. "Wenn du es nicht ausprobierst, wirst du es nie erfahren. Dann ist da ja auch noch Sam. Du warst doch ihre Trauzeugin, oder? Nur weil ihr keine direkten Kollegen mehr seid und euch ein wenig aus den Augen verloren habt, heisst das doch nicht, dass da nicht noch was geht, oder? Vielleicht kommst du mit ihren neuen Kollegen ja auch klar und lernst so noch mehr nette Leute kennen."
"Henk, ich habs verstanden." unterbrach Lotte ihn unwirsch. "Ich will aber nicht. Hier ist alles viel einfacher."
"Ja, genau. Viel einfacher. Und damit auch langweiliger. Weisst du noch, wie du geschimpft hast, über das langweilige Stützpunktleben, die nervigen Dienste für die Küstenwache? Selbst die Geheimprojekte haben dir nicht so gefallen wie dieses supergeheime Geheimprojekt, bei dem du jetzt bist. Willst du das wirklich wieder eintauschen? Bist du dir da absolut sicher?"
Song des Tages (Never Surrender von Skillet)
"Hey Kleine, Zeit aufzustehen!" Henk hatte sich grinsend über Lottes Koje gebeugt. "Ich habe das Frühstück schon fertig. Riechst du den Kaffee nicht?"
Lotte blinzelte, sah ihren großen Bruder nur kurz griesgrämig an und drehte sich leise grummelnd auf die andere Seite.
"Du bist echt ein furchtbarer Morgenmuffel, Lotte. Was hältst du von einem Kaffee direkt an der Koje?"
Die Angesprochene blinzelte erneut und gab ein Grummeln von sich, dass man mit viel Kreativität als Ja interpretieren konnte.
"Ich bin gleich wieder da, nicht einschlafen."
Lotte drehte sich seufzend wieder um und blinzelte Henk nach. Sie zog die Decke bis unters Kinn, es war kalt geworden im Boot. Vermutlich hatte Henk die Luke offen gelassen, während er in der Küchenecke hantiert hatte. Bevor Lotte aber wirklich versuchen konnte, wieder einzuschlafen, war Henk schon mit einem Tablett mit schon geschmierten Broten, zwei Eiern und zwei dampfenden Tassen Kaffee zurückgekehrt. "Rück mal ein Stück." forderte er Lotte auf und setzte sich dann mit dem Tablett Zu Lotte in die Doppelkoje, die den Bug des kleinen Schiffes ihres Bruders ausfüllte.
"Du hast das von vornherein geplant, oder?" Lotte setzte sich langsam auf und wickelte sich in die Decke ein. "Klar. Ich kenn dich doch. Außerdem gehts heute wieder zurück, ich will keine nörgelige kleine Schwester neben mir stehen haben, sondern eine, die Spaß am Segeln hat." Henk zuckte mit den Schultern. "Wie hast du geschlafen?"
"Wie immer." Lotte nahm sich den Kaffee. Der Abstand zwischen Achter- und Bugkabine war auf einem Schiff von zehn Meter Länge nicht so groß, dass Lotte sich vormachen konnte, das ihr Bruder es nicht mitbekommen hatte, dass sie die halbe Nacht wachgelegen hatte, MP3s gehört und ein wenig gelesen hatte.
"Ja, das hab ich gemerkt." Henk musterte seine kleine Schwester kritisch. "Hör mal, so geht das nicht weiter. Bist du da drüben wirklich so dermaßen unglücklich, wie es momentan wirkt? Oder hat das nur mit deinem Freund und deinen nicht vorhandenen Freunden zu tun?"
Lotte seufzte. Sie wollte dieses Gespräch nicht führen. Vor allem nicht, wenn es in die Richtung laufen würde, die Henks Tonfall schon andeutete. Also schwieg sie und drehte die Kaffeetasse langsam in ihren Händen.
"Ich hör nicht auf, nur weil du schweigst, Lotte. Das hat noch nie funktioniert. Wenn du nicht redest, dann tu ichs halt." Henk ließ Lotte noch einen Moment Zeit, sich zu äußern, und legte dann los. "Ich persönlich finde jeden Auslandseinsatz total mies. Das hier ist meine Heimat, und ich hasse es, sie zu verlassen. Du hast das vor eineinhalb Jahren gemacht, und zwar nicht für einen Einsatz, sondern für einen neuen Job. Einen, auf den du dich riesig gefreut hast, und der dir viel Spaß macht. Was auch immer du da drüben tust, ich weiß es ja nicht. In den letzten eineinhalb Jahren warst du nicht zuhause, wegen deiner Flugangst. Mama und Papa haben dich zwar mal für eine Woche besucht, das wars dann aber auch schon. Wenn ich nach eineinhalb Jahren das erste Mal wieder nach Hause kommen würde, wäre ich total glücklich. Aber vermutlich würde mir auch alles, was da drüben falsch läuft, sehr viel bewusster werden. Die Frage ist nur, ob das eine realistische Einschätzung ist."
Henk beobachtete seine Schwester. Lotte hatte ihm zugehört, auch wenn sie diese Art von geschwisterlichen Gesprächen nicht mochte. Meistens hatte Henk dabei nämlich Recht, und das gefiel ihr nicht... "Ich hab keine Ahnung." stellte sie leise fest. "Bis kurz vor meiner Abreise war ich nicht unglücklich."
"Ach Lotte." seufzte Henk. "Ja, das ist ziemlich scheiße gelaufen, da stimm ich dir zu. Und es ist auch verständlich, dass du deswegen traurig bist. Aber was hast du erwartet? Die Wahrscheinlichkeit einer positiven Reaktion war ziemlich gering. Das hast du doch vorher auch selbst gesagt."
"Ja, ich weiß! Trotzdem, wie soll denn das jetzt noch gehen? Ich hab mich total zum Affen gemacht."
"Blödsinn. Amerika ist ziemlich groß, so wie ich gehört habe. Schonmal dran gedacht, dass man sich auch aus dem Weg gehen kann?"
"Das will ich nicht."
"Und wie ein getretener Hund zurück nach Hause flüchten und in den Niederlanden bleiben ist etwas anderes?"
Lotte sah Henk mit einem wütenden Funkeln in den Augen an. Dann blickte sie wieder auf ihre Tasse. "Ist es nicht." gab sie zu.
"Okay. Damit wäre dieser Punkt schonmal geklärt. Kein Grund, nicht zurückzufliegen, nicht wahr?"
Lotte rollte mit den Augen, sagte aber nichts. Gegen Henk kam sie ohnehin nicht an.
"Nächster Punkt. Ben. Ich erspare es uns mal, die Details nochmal durchzukauen. Ich kann dich verstehen, mir würde es an deiner Stelle nicht anders gehen. Ist schon echt schwierig. Gerade bereust du am meisten, dass du damit schon abgeschlossen hattest, ohne ihm noch eine Chance zu geben, richtig?"
"Ja." Lotte nickte.
"Wenn du nun hier bleibst, hätte er die Chance dann noch? Hättest du damit irgendwas gewonnen?"
"Nein...."
"Also haben wir damit den nächsten Punkt aus dem Weg geräumt, hm?" Henk konnte sich ein triumphierendes Grinsen nicht verkneifen. Lotte erwiderte nichts, was hätte sie dazu auch noch sagen sollen...
"Nun zu deinen Freunden. Du hast ja erzählt, dass es schwierig ist, und du eigentlich nur einen richtig guten Freund hattest. Das mag ja sein, aber du hast auch immer von vielen Kontakten berichtet. Die Marines, mit denen du trainierst und dich ab und zu abends triffst. Gut, Bens Freunde, aber die siehst du doch schon seit Monaten unabhängig von ihm. Wenn die Klischees auch nur halbwegs mit der Realität übereinstimmen, dürftest du bei denen auch so dermaßen weit in der Friendzone gelandet sein, dass du das noch ein wenig vorantreiben könntest und da den ein oder andren guten Freund findest."
Henk rutschte ein wenig zurück und lehnte sich gegen die Wand. Er schnappte sich eins der Brote und biss erstmal ab. Lotte hatte schmunzeln müssen, als Henk das mit der Friendzone sagte. Auch wenn dieser Gedanke ihr einen kleinen Stich versetzte, in einem anderen Kontext war dieser Gedanke schmerzhaft. "Ja, vielleicht find ich da jemanden. Die Jungs sind schon nett und ich versteh mich gut mit ihnen, aber ich weiß nicht ob das funktionieren würde. Oder sie das überhaupt wollen."
Henk schluckte seinen Bissen herunter. "Wenn du es nicht ausprobierst, wirst du es nie erfahren. Dann ist da ja auch noch Sam. Du warst doch ihre Trauzeugin, oder? Nur weil ihr keine direkten Kollegen mehr seid und euch ein wenig aus den Augen verloren habt, heisst das doch nicht, dass da nicht noch was geht, oder? Vielleicht kommst du mit ihren neuen Kollegen ja auch klar und lernst so noch mehr nette Leute kennen."
"Henk, ich habs verstanden." unterbrach Lotte ihn unwirsch. "Ich will aber nicht. Hier ist alles viel einfacher."
"Ja, genau. Viel einfacher. Und damit auch langweiliger. Weisst du noch, wie du geschimpft hast, über das langweilige Stützpunktleben, die nervigen Dienste für die Küstenwache? Selbst die Geheimprojekte haben dir nicht so gefallen wie dieses supergeheime Geheimprojekt, bei dem du jetzt bist. Willst du das wirklich wieder eintauschen? Bist du dir da absolut sicher?"
- Lotte van der Helden
- First Lieutenant
- Beiträge: 222
- Registriert: Sonntag 5. Juni 2011, 20:03
- Stationierung: Cheyenne Mountain Complex
- Abteilungen: MC
- Position im Team: Platoonleader
- Einheit: SG-6
- Kontaktdaten:
Re: Just me - aus Lottes Leben
Resolutions (Januar 2013)
Song des Tages (Keep your heart broken von The Rasmus)
"Hey Mama..." Lotte stand im Türrahmen des Wohnzimmers ihres Elternhauses.
"Was gibts, Lottchen?" Annike legte die Zeitschrift, in der sie gerade las, beiseite und sah ihre Tochter an. "Immer noch Kopfschmerzen?"
"Nein, deine Katerbehandlung hat geholfen." erwiderte Lotte mit einem leicht gequälten Grinsen. Sie hatte Sylvester mit Henk und einigen Marinefliegern gefeiert, und es war recht feucht-fröhlich geworden. Das Taxi hatte die Geschwister gegen Morgen nach Hause gebracht und Lotte hatte sich bis nachmittags ins Bett verkrochen. Dann hatte sie sich von ihrer Mutter mit einem Katerfrühstück, Tabletten und lieben Worten versorgen lassen und fühlte sich nun, am frühen Abend, fit genug um sich wieder zu bewegen. "Ich wollte das Päckchen auspacken. Ist sozusagen mein guter Vorsatz."
Annike nickte. "Klar. Soll ichs holen, kommst du mit oder willst du das in deinem Zimmer machen? Mit oder ohne mütterlichen Beistand?"
"Hm, ich weiß nicht. Oben und... ich mach das schon allein."
"Sicher?" Annike musterte Lotte prüfend. "Na gut, du weisst ja wo du mich findest." Die Ärztin stand auf und ging mit Lotte die Treppen hinauf. Dort verschwand sie kurz in ihrem Schlafzimmer und drückte Lotte kurze Zeit später das Päckchen in die Hand. "Ruf mich, wenn du etwas brauchst, ja?"
Lotte nickte nur. "Es ist okay, Mama. Ich bin kein kleines Kind mehr und komme die meiste Zeit allein sehr gut klar." stellte sie mit einem leichten Schmunzeln fest.
"Und du wirst immer meine Tochter bleiben." gab Annike ebenso schmunzelnd zurück, fuhr Lotte kurz durchs Haar und drehte sich dann um.
Lotte sah ihrer Mutter kopfschüttelnd nach, bereute die Bewegung aber sofort. Ihr leichter Brummschädel setzte wieder ein. Bevor es noch schlimmer werden konnte, zog sie sich in ihr Zimmer zurück, stellte das Paket aufs Bett und trank ein paar Schlucke Wasser gegen die Dehydration. Dann nahm sie eine Schere vom Nähtisch und setzte sich neben das Päckchen.
Die Niederländerin zögerte noch ein wenig und spielte mit der Schere in ihrer Hand herum. Dann nahm sie das Päckchen mit einem Ruck auf den Schoß und begann es zu öffnen. Es half ja doch alles nichts.
Der Inhalt, der Lotte entgegen leuchtete, brachte Lotte zum grinsen. Ob sich der Absender wohl bewusst war, dass die amerikanischen Nationalfarben auch den niederländischen entsprachen? Sie holte den rot-weiß-blauen Strickstoff aus dem Paket und erkannte, dass es sich um einen Schal handelte. Unter dem Schal lag ein Bilderrahmen, mit der Rückseite nach oben. Lotte schluckte, sie konnte sich vorstellen, was sich in diesem Rahmen befand. Langsam nahm sie ihn aus dem Päckchen und drehte ihn um. Ihre Vorstellung entsprach der Realität. Lotte schluckte erneut und blinzelte ein paar Mal, dann legte sie den Rahmen mit dem Bild nach unten entschieden beiseite und wandte sich dem restlichen Päckchen zu. Unter dem Rahmen war noch mehr Wollstoff aufgetaucht, eine Mütze und Handschuhe, die eine kleine Blechkiste abpolsterten. Lotte öffnete die Kiste vorsichtig und ihr schlug der Geruch selbstgebackener Kekse entgegen. Die lange Reise hatte den Kisteninhalt zwar zerbröseln lassen, aber der Geruch ließ ihr spontan das Wasser im Mund zusammenlaufen, trotz des Katers. Allerdings schnürte ihr diese Geste auch die Kehle zu, und so schloss Lotte die Kiste schnell wieder und stellte sie ebenfalls beiseite.
Das Päckchen war aber immer noch nicht ganz leer. Am Boden fand Lotte einen zusammengefalteten Brief. Sie nahm diesen und stellte das Päckchen beiseite, legte den Schal zusammen, sortierte Mütze und Handschuhe darauf, schob den Bilderrahmen ein Stück weiter von sich weg, stellte die Keksdose um... "Jetzt reichts, Lotte." murmelte die Sanitäterin dann und faltete den Zettel auseinander.
Während sie den Brief las, spürte Lotte schon, dass ihre Augen anfingen zu brennen. Sie wollte es nicht, aber als sie am Ende angekommen war, liefen ihr einige Tränen über die Wangen. Der Entschluss, den sie in den letzten Tagen gefasst hatte, festigte sich aber.
Sie setzte sich kurz entschlossen an ihr Laptop, schrieb einige Mails, telefonierte dann kurz und stornierte ihren Rückflug.
Song des Tages (Keep your heart broken von The Rasmus)
"Hey Mama..." Lotte stand im Türrahmen des Wohnzimmers ihres Elternhauses.
"Was gibts, Lottchen?" Annike legte die Zeitschrift, in der sie gerade las, beiseite und sah ihre Tochter an. "Immer noch Kopfschmerzen?"
"Nein, deine Katerbehandlung hat geholfen." erwiderte Lotte mit einem leicht gequälten Grinsen. Sie hatte Sylvester mit Henk und einigen Marinefliegern gefeiert, und es war recht feucht-fröhlich geworden. Das Taxi hatte die Geschwister gegen Morgen nach Hause gebracht und Lotte hatte sich bis nachmittags ins Bett verkrochen. Dann hatte sie sich von ihrer Mutter mit einem Katerfrühstück, Tabletten und lieben Worten versorgen lassen und fühlte sich nun, am frühen Abend, fit genug um sich wieder zu bewegen. "Ich wollte das Päckchen auspacken. Ist sozusagen mein guter Vorsatz."
Annike nickte. "Klar. Soll ichs holen, kommst du mit oder willst du das in deinem Zimmer machen? Mit oder ohne mütterlichen Beistand?"
"Hm, ich weiß nicht. Oben und... ich mach das schon allein."
"Sicher?" Annike musterte Lotte prüfend. "Na gut, du weisst ja wo du mich findest." Die Ärztin stand auf und ging mit Lotte die Treppen hinauf. Dort verschwand sie kurz in ihrem Schlafzimmer und drückte Lotte kurze Zeit später das Päckchen in die Hand. "Ruf mich, wenn du etwas brauchst, ja?"
Lotte nickte nur. "Es ist okay, Mama. Ich bin kein kleines Kind mehr und komme die meiste Zeit allein sehr gut klar." stellte sie mit einem leichten Schmunzeln fest.
"Und du wirst immer meine Tochter bleiben." gab Annike ebenso schmunzelnd zurück, fuhr Lotte kurz durchs Haar und drehte sich dann um.
Lotte sah ihrer Mutter kopfschüttelnd nach, bereute die Bewegung aber sofort. Ihr leichter Brummschädel setzte wieder ein. Bevor es noch schlimmer werden konnte, zog sie sich in ihr Zimmer zurück, stellte das Paket aufs Bett und trank ein paar Schlucke Wasser gegen die Dehydration. Dann nahm sie eine Schere vom Nähtisch und setzte sich neben das Päckchen.
Die Niederländerin zögerte noch ein wenig und spielte mit der Schere in ihrer Hand herum. Dann nahm sie das Päckchen mit einem Ruck auf den Schoß und begann es zu öffnen. Es half ja doch alles nichts.
Der Inhalt, der Lotte entgegen leuchtete, brachte Lotte zum grinsen. Ob sich der Absender wohl bewusst war, dass die amerikanischen Nationalfarben auch den niederländischen entsprachen? Sie holte den rot-weiß-blauen Strickstoff aus dem Paket und erkannte, dass es sich um einen Schal handelte. Unter dem Schal lag ein Bilderrahmen, mit der Rückseite nach oben. Lotte schluckte, sie konnte sich vorstellen, was sich in diesem Rahmen befand. Langsam nahm sie ihn aus dem Päckchen und drehte ihn um. Ihre Vorstellung entsprach der Realität. Lotte schluckte erneut und blinzelte ein paar Mal, dann legte sie den Rahmen mit dem Bild nach unten entschieden beiseite und wandte sich dem restlichen Päckchen zu. Unter dem Rahmen war noch mehr Wollstoff aufgetaucht, eine Mütze und Handschuhe, die eine kleine Blechkiste abpolsterten. Lotte öffnete die Kiste vorsichtig und ihr schlug der Geruch selbstgebackener Kekse entgegen. Die lange Reise hatte den Kisteninhalt zwar zerbröseln lassen, aber der Geruch ließ ihr spontan das Wasser im Mund zusammenlaufen, trotz des Katers. Allerdings schnürte ihr diese Geste auch die Kehle zu, und so schloss Lotte die Kiste schnell wieder und stellte sie ebenfalls beiseite.
Das Päckchen war aber immer noch nicht ganz leer. Am Boden fand Lotte einen zusammengefalteten Brief. Sie nahm diesen und stellte das Päckchen beiseite, legte den Schal zusammen, sortierte Mütze und Handschuhe darauf, schob den Bilderrahmen ein Stück weiter von sich weg, stellte die Keksdose um... "Jetzt reichts, Lotte." murmelte die Sanitäterin dann und faltete den Zettel auseinander.
Während sie den Brief las, spürte Lotte schon, dass ihre Augen anfingen zu brennen. Sie wollte es nicht, aber als sie am Ende angekommen war, liefen ihr einige Tränen über die Wangen. Der Entschluss, den sie in den letzten Tagen gefasst hatte, festigte sich aber.
Sie setzte sich kurz entschlossen an ihr Laptop, schrieb einige Mails, telefonierte dann kurz und stornierte ihren Rückflug.
- Lotte van der Helden
- First Lieutenant
- Beiträge: 222
- Registriert: Sonntag 5. Juni 2011, 20:03
- Stationierung: Cheyenne Mountain Complex
- Abteilungen: MC
- Position im Team: Platoonleader
- Einheit: SG-6
- Kontaktdaten:
Re: Just me - aus Lottes Leben
A Long Way Home (Januar 2013)
Song des Tages (Kurz vor der Sonne von Juli)
"Also Lottchen, pass gut auf dich auf und halt die Ohren steif, ja? Und komm uns bald wieder besuchen." Annike klebte förmlich an ihrer Tochter und wollte sie gar nicht mehr loslassen.
"Es ist gut, Mama. Lass mich bitte los, der Flieger wartet nicht."
Annike sah Lotte schmunzelnd an. "Ich hab nicht geglaubt, solche Worte mal aus deinem Mund zu hören, Kleine."
"Jaaa, ich auch nicht, Nun ist aber gut." Lotte drückte ihre Mutter sanft weg. "Sonst heul ich."
"Oh nein, damit fangt ihr zwei nun aber nicht an!" mischte Henk sich ein. "Lotte, pass auf dich auf. Denk dran, die Pariser Taxifahrer sind alle wahnsinnig. Schnall dich also an und halt dich fest, ja?"
Henk legte einen Arm um seine Mutter und sah seine jüngste Schwester an.
"Japp, weiß ich. Also, machts gut ihr zwei. Danke, dass ihr mich noch zum Flughafen gebracht habt." Lotte umarmte ihre Mutter und ihren Bruder und ging dann durch den Sicherheitscheck.
Der Flug nach Paris dauerte nicht lange. Auf dem Flughafen Charles-de-Gaulle angekommen, kümmerte Lotte sich um ihr Gepäck und nahm ein Taxi zum Hotel, das sie bereits im voraus gebucht hatte. Dort bezog sie nur schnell ihr Zimmer und begab sich dann in das Café des Hotels. Die Niederländerin setzte sich an einen ruhigen Tisch am Fenster zum Atrium, bestellte einen Milchkaffee und wartete.
"Salut Lotte. Comment ça va?" grüßte sie ein hochgewachsener, schlaksiger Mann, der an ihren Tisch getreten war.
"David." Lotte erhob sich und begrüßte den Mann mit den in Frankreich üblichen Küsschen. "Ça va, ça va. Il y a longtemps qu'on s'a rencontré la dernière fois. Mais tu n'as pas changé."
"J'espère que ce soit un compliment." erwiderte David grinsend.
"Bien sûr. Assieds-toi, s'il te plaît." Lotte deutete auf den freien Stuhl ihr gegenüber und setzte sich wieder.
Auch David nahm Platz. "J'ai pensè que tu travailles aux États-Unis? Comment est-ce que tu es venu à Paris? Tu n'as pas peur de l'avion?"
"Si. Mais je m'entraîne." antwortete Lotte mit einem schiefen Lächeln. Das Fliegen war ihr immer noch nicht geheuer, aber immerhin konnte sie inzwischen in ein Flugzeug steigen, ohne panisch zu werden.
"C'est bien." erwiderte David und bestellte sich ebenfalls einen Milchkaffee. "Je suis content que tu aies pris contact avec moi. Les e-mails ne sont pas le vrai."
"Oui. C'est pourqoui j'ai choisi une escale du jour au lendemain. Je suis heureux que tu sois libre aujourd'hui."
"Pour toi? Je serais libre tout le temps, Lotte. J'espère que tu le saches." David lehnte sich ein wenig zurück. "Que puis-je faire pour toi?"
"Rien, je pense... J'ai considéré retourne des États-Unis, mais... je ne suis pas sûre."
"L'instutition voudrait te recruter tout de suite, tu sais ça. Nous avons toujours besoin d'une virologiste avec ton aptitude."
"Oui, je le sais." Lotte lächelte. "Je dois régler quelques choses. Après peut-être je vais à revenir à ton offerte."
David nickte zufrieden und trank einen Schluck seines Kaffees.
Nachdem die Förmlichkeiten ausgetauscht waren, verbrachten Lotte und ihr alter Kollege den Abend mit Gesprächen. Sie hatten sich lange nicht gesehen und es gab viel zu berichten.
Song des Tages (Kurz vor der Sonne von Juli)
"Also Lottchen, pass gut auf dich auf und halt die Ohren steif, ja? Und komm uns bald wieder besuchen." Annike klebte förmlich an ihrer Tochter und wollte sie gar nicht mehr loslassen.
"Es ist gut, Mama. Lass mich bitte los, der Flieger wartet nicht."
Annike sah Lotte schmunzelnd an. "Ich hab nicht geglaubt, solche Worte mal aus deinem Mund zu hören, Kleine."
"Jaaa, ich auch nicht, Nun ist aber gut." Lotte drückte ihre Mutter sanft weg. "Sonst heul ich."
"Oh nein, damit fangt ihr zwei nun aber nicht an!" mischte Henk sich ein. "Lotte, pass auf dich auf. Denk dran, die Pariser Taxifahrer sind alle wahnsinnig. Schnall dich also an und halt dich fest, ja?"
Henk legte einen Arm um seine Mutter und sah seine jüngste Schwester an.
"Japp, weiß ich. Also, machts gut ihr zwei. Danke, dass ihr mich noch zum Flughafen gebracht habt." Lotte umarmte ihre Mutter und ihren Bruder und ging dann durch den Sicherheitscheck.
Der Flug nach Paris dauerte nicht lange. Auf dem Flughafen Charles-de-Gaulle angekommen, kümmerte Lotte sich um ihr Gepäck und nahm ein Taxi zum Hotel, das sie bereits im voraus gebucht hatte. Dort bezog sie nur schnell ihr Zimmer und begab sich dann in das Café des Hotels. Die Niederländerin setzte sich an einen ruhigen Tisch am Fenster zum Atrium, bestellte einen Milchkaffee und wartete.
"Salut Lotte. Comment ça va?" grüßte sie ein hochgewachsener, schlaksiger Mann, der an ihren Tisch getreten war.
"David." Lotte erhob sich und begrüßte den Mann mit den in Frankreich üblichen Küsschen. "Ça va, ça va. Il y a longtemps qu'on s'a rencontré la dernière fois. Mais tu n'as pas changé."
"J'espère que ce soit un compliment." erwiderte David grinsend.
"Bien sûr. Assieds-toi, s'il te plaît." Lotte deutete auf den freien Stuhl ihr gegenüber und setzte sich wieder.
Auch David nahm Platz. "J'ai pensè que tu travailles aux États-Unis? Comment est-ce que tu es venu à Paris? Tu n'as pas peur de l'avion?"
"Si. Mais je m'entraîne." antwortete Lotte mit einem schiefen Lächeln. Das Fliegen war ihr immer noch nicht geheuer, aber immerhin konnte sie inzwischen in ein Flugzeug steigen, ohne panisch zu werden.
"C'est bien." erwiderte David und bestellte sich ebenfalls einen Milchkaffee. "Je suis content que tu aies pris contact avec moi. Les e-mails ne sont pas le vrai."
"Oui. C'est pourqoui j'ai choisi une escale du jour au lendemain. Je suis heureux que tu sois libre aujourd'hui."
"Pour toi? Je serais libre tout le temps, Lotte. J'espère que tu le saches." David lehnte sich ein wenig zurück. "Que puis-je faire pour toi?"
"Rien, je pense... J'ai considéré retourne des États-Unis, mais... je ne suis pas sûre."
"L'instutition voudrait te recruter tout de suite, tu sais ça. Nous avons toujours besoin d'une virologiste avec ton aptitude."
"Oui, je le sais." Lotte lächelte. "Je dois régler quelques choses. Après peut-être je vais à revenir à ton offerte."
David nickte zufrieden und trank einen Schluck seines Kaffees.
Nachdem die Förmlichkeiten ausgetauscht waren, verbrachten Lotte und ihr alter Kollege den Abend mit Gesprächen. Sie hatten sich lange nicht gesehen und es gab viel zu berichten.
- Lotte van der Helden
- First Lieutenant
- Beiträge: 222
- Registriert: Sonntag 5. Juni 2011, 20:03
- Stationierung: Cheyenne Mountain Complex
- Abteilungen: MC
- Position im Team: Platoonleader
- Einheit: SG-6
- Kontaktdaten:
Re: Just me - aus Lottes Leben
Fliegen (März 2013)
Song des Tages (Im Flugzeug von den Wise Guys)
Lotte parkte ihren knatternden Pickup auf dem Parkplatz des kleinen Flugplatzes, der ihr in den letzten Monaten ziemlich vertraut geworden war. Die anfängliche, fast panische Aufregung hatte sich irgendwann verabschiedet, doch heute war sie wieder da. Lotte atmete ein paar Mal tief durch und stieg dann aus.
Vom Flugplatz her kam ihr bereits Frederick entgegen, der Mann, dessen Nerven Lotte seit drei Monaten strapaziert hatte. "Hey Kleine, na, alles klar? Hast du gut geschlafen?" grüßte er sie.
Lotte verzog für einen Moment das Gesicht. Es war ihr ein Rätsel, warum so viele Männer sie so gern "Kleine" nannten. Sie war weder klein noch fühlte sie sich besonders hilflos. "Ich weiß nicht. Ich glaub ich hab überhaupt nicht geschlafen." erwiderte sie. "Kam mir jedenfalls nicht so vor, aber ich hab was Gruseliges geträumt, also muss ich wohl irgendwann auch mal geschlafen haben."
Frederick verpasste Lotte einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter. "Das wird schon. Du solltest nur besser weder schreien, noch die Augen ängstlich zukneifen oder dem Prüfer beinahe auf den Schoß springen. Wir haben das ja besprochen." Er zwinkerte Lotte zu.
"Ja. Haben wir. Ich bekomm das hin."
"Ich weiß doch. Also komm. Gibt ja auch erstmal nur ein paar Fragen, das schaffst du locker, Frau Doktor."
Fred führte seine Schülerin zu der Piper PA-28, die schon für den Prüfungsflug bereitstand. Er ließ dabei seine Hand auf Lottes Schulter, als habe er Angst, dass sie abhauen würde. Auch wenn Lotte es niemals zugeben würde, war sie in diesem Moment froh über die Unterstützung. Der Prüfer war offensichtlich noch nicht da, also hatte Lotte noch eine kleine Gnadenfrist.
"Willst du dich reinsetzen? Oder lieber noch mal eine Runde drehen und dich bewegen?" fragte Fred.
"Letzteres." Lotte wusste, dass es ihr gut tat, sich zu bewegen, wenn sie so angespannt war wie jetzt. Auch ihr Fluglehrer kannte diesen Trick schon lange, vor ihrem ersten Soloflug waren beide sicher einige Kilometer um das Flugzeug spaziert, bis Lotte sich ruhig genug fühlte, um zu starten.
Zuerst marschierten beide schweigend los, dann begann Fred, Lotte mit Witzen und frechen Sprüchen abzulenken. Da er die Niederländerin inzwischen recht gut kannte, fiel es ihm leicht, den richtigen Tonfall zu treffen.
Als dann der Prüfer erschien, hatte Lotte sich fast ein wenig entspannt und meisterte die ihr gestellten Aufgaben zwar mit zitternden Händen, aber erfolgreich.
Nachdem Lotte ihre Flugprüfung erfolgreich abgeschlossen hatte und die Privatpilotenlizenz in den Händen hielt, trafen sie und Fred sich im Diner am Flugplatz. Da Lotte vor Aufregung nicht hatte frühstücken können, holte sie das nun nach, während Fred sich nur einen Kaffee bestellte und Lotte grinsend beim Essen beobachtete. "Wann machst du die Lizenz für mehrmotorige Maschinen?" fragte er, während Lotte ihr Toast mit Butter bestrich.
"Übertreib es nicht. Vielleicht... Irgendwann."
"Ach komm, du wirst doch jetzt nicht aufhören. Vor allem gibt es ja nicht so viele Anlässe zum Fliegen. Du willst doch in Übung bleiben, oder?"
Ja, und du willst weiter an mir verdienen." erwiderte Lotte grinsend und deutete mit ihrem Toastbrot auf Fred. "Ich hab dich durchschaut."
Fred lachte. "Ich will nur das Beste für meine Schüler."
"Ich weiß doch. Aber ich muss nun wirklich erstmal wieder etwas sparen. Es hat sich wirklich gelohnt, aber auch mein Erspartes gut aufgebraucht. Ich fürchte auch, dass der Pickup es nicht mehr lange macht, und er gehört ja eh nicht mir, ich brauche echt dringend einen eigenen fahrbaren Untersatz."
"Das verstehe ich." Fred nickte. "Du weißt ja, wo du mich findest. Allerdings solltest du wirklich regelmäßig fliegen, okay? Gerade mit deiner Angst wäre es vermutlich nicht gut, wenn du da zu lange Pausen einlegst."
"Wo hast du eigentlich Psychologie studiert?" fragte Lotte grinsend.
"Auf dem Flugplatz." gab Fred schulterzuckend zurück, bevor er einen Schluck Kaffee trank, und Lotte unschuldig anlächelte.
"Du bist unmöglich." stellte die Niederländerin fest, nachdem sie ein Stück Toast heruntergeschluckt hatte. "Ich werd daran schon denken. Vermutlich werd ich demnächst mal meinen... Chef zu einem Flug einladen. Es gab da schon häufiger Probleme, weil ich in einem Flugzeug panisch geworden bin, ich denke es wird ihn freuen, dass ich das nun halbwegs im Griff habe." Lotte hatte sich wirklich fest vorgenommen, demnächst Matt und Sarah zu einem kleinen Rundflug einzuladen, um ihnen zu zeigen, dass sie am Problem ihrer Flugangst gearbeitet hatte. Sie konnte die Bedenken ihrer Teamleiter verstehen und wollte ihnen zeigen, dass sie sich entwickelt hatte.
"Hört sich nach nem Plan an. Und was für ein Auto suchst du als Ersatz für deinen rostigen Seelenverkäufer?"
Lotte berichtete von ihren Plänen, während sie ihr Frühstück vernichtete. Dann verabschiedeten sich Fluglehrer und Flugschülerin voneinander und Lotte machte sich auf den Heimweg.
Song des Tages (Im Flugzeug von den Wise Guys)
Lotte parkte ihren knatternden Pickup auf dem Parkplatz des kleinen Flugplatzes, der ihr in den letzten Monaten ziemlich vertraut geworden war. Die anfängliche, fast panische Aufregung hatte sich irgendwann verabschiedet, doch heute war sie wieder da. Lotte atmete ein paar Mal tief durch und stieg dann aus.
Vom Flugplatz her kam ihr bereits Frederick entgegen, der Mann, dessen Nerven Lotte seit drei Monaten strapaziert hatte. "Hey Kleine, na, alles klar? Hast du gut geschlafen?" grüßte er sie.
Lotte verzog für einen Moment das Gesicht. Es war ihr ein Rätsel, warum so viele Männer sie so gern "Kleine" nannten. Sie war weder klein noch fühlte sie sich besonders hilflos. "Ich weiß nicht. Ich glaub ich hab überhaupt nicht geschlafen." erwiderte sie. "Kam mir jedenfalls nicht so vor, aber ich hab was Gruseliges geträumt, also muss ich wohl irgendwann auch mal geschlafen haben."
Frederick verpasste Lotte einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter. "Das wird schon. Du solltest nur besser weder schreien, noch die Augen ängstlich zukneifen oder dem Prüfer beinahe auf den Schoß springen. Wir haben das ja besprochen." Er zwinkerte Lotte zu.
"Ja. Haben wir. Ich bekomm das hin."
"Ich weiß doch. Also komm. Gibt ja auch erstmal nur ein paar Fragen, das schaffst du locker, Frau Doktor."
Fred führte seine Schülerin zu der Piper PA-28, die schon für den Prüfungsflug bereitstand. Er ließ dabei seine Hand auf Lottes Schulter, als habe er Angst, dass sie abhauen würde. Auch wenn Lotte es niemals zugeben würde, war sie in diesem Moment froh über die Unterstützung. Der Prüfer war offensichtlich noch nicht da, also hatte Lotte noch eine kleine Gnadenfrist.
"Willst du dich reinsetzen? Oder lieber noch mal eine Runde drehen und dich bewegen?" fragte Fred.
"Letzteres." Lotte wusste, dass es ihr gut tat, sich zu bewegen, wenn sie so angespannt war wie jetzt. Auch ihr Fluglehrer kannte diesen Trick schon lange, vor ihrem ersten Soloflug waren beide sicher einige Kilometer um das Flugzeug spaziert, bis Lotte sich ruhig genug fühlte, um zu starten.
Zuerst marschierten beide schweigend los, dann begann Fred, Lotte mit Witzen und frechen Sprüchen abzulenken. Da er die Niederländerin inzwischen recht gut kannte, fiel es ihm leicht, den richtigen Tonfall zu treffen.
Als dann der Prüfer erschien, hatte Lotte sich fast ein wenig entspannt und meisterte die ihr gestellten Aufgaben zwar mit zitternden Händen, aber erfolgreich.
Nachdem Lotte ihre Flugprüfung erfolgreich abgeschlossen hatte und die Privatpilotenlizenz in den Händen hielt, trafen sie und Fred sich im Diner am Flugplatz. Da Lotte vor Aufregung nicht hatte frühstücken können, holte sie das nun nach, während Fred sich nur einen Kaffee bestellte und Lotte grinsend beim Essen beobachtete. "Wann machst du die Lizenz für mehrmotorige Maschinen?" fragte er, während Lotte ihr Toast mit Butter bestrich.
"Übertreib es nicht. Vielleicht... Irgendwann."
"Ach komm, du wirst doch jetzt nicht aufhören. Vor allem gibt es ja nicht so viele Anlässe zum Fliegen. Du willst doch in Übung bleiben, oder?"
Ja, und du willst weiter an mir verdienen." erwiderte Lotte grinsend und deutete mit ihrem Toastbrot auf Fred. "Ich hab dich durchschaut."
Fred lachte. "Ich will nur das Beste für meine Schüler."
"Ich weiß doch. Aber ich muss nun wirklich erstmal wieder etwas sparen. Es hat sich wirklich gelohnt, aber auch mein Erspartes gut aufgebraucht. Ich fürchte auch, dass der Pickup es nicht mehr lange macht, und er gehört ja eh nicht mir, ich brauche echt dringend einen eigenen fahrbaren Untersatz."
"Das verstehe ich." Fred nickte. "Du weißt ja, wo du mich findest. Allerdings solltest du wirklich regelmäßig fliegen, okay? Gerade mit deiner Angst wäre es vermutlich nicht gut, wenn du da zu lange Pausen einlegst."
"Wo hast du eigentlich Psychologie studiert?" fragte Lotte grinsend.
"Auf dem Flugplatz." gab Fred schulterzuckend zurück, bevor er einen Schluck Kaffee trank, und Lotte unschuldig anlächelte.
"Du bist unmöglich." stellte die Niederländerin fest, nachdem sie ein Stück Toast heruntergeschluckt hatte. "Ich werd daran schon denken. Vermutlich werd ich demnächst mal meinen... Chef zu einem Flug einladen. Es gab da schon häufiger Probleme, weil ich in einem Flugzeug panisch geworden bin, ich denke es wird ihn freuen, dass ich das nun halbwegs im Griff habe." Lotte hatte sich wirklich fest vorgenommen, demnächst Matt und Sarah zu einem kleinen Rundflug einzuladen, um ihnen zu zeigen, dass sie am Problem ihrer Flugangst gearbeitet hatte. Sie konnte die Bedenken ihrer Teamleiter verstehen und wollte ihnen zeigen, dass sie sich entwickelt hatte.
"Hört sich nach nem Plan an. Und was für ein Auto suchst du als Ersatz für deinen rostigen Seelenverkäufer?"
Lotte berichtete von ihren Plänen, während sie ihr Frühstück vernichtete. Dann verabschiedeten sich Fluglehrer und Flugschülerin voneinander und Lotte machte sich auf den Heimweg.
Zuletzt geändert von Lotte van der Helden am Freitag 15. März 2013, 02:26, insgesamt 1-mal geändert.
- Lotte van der Helden
- First Lieutenant
- Beiträge: 222
- Registriert: Sonntag 5. Juni 2011, 20:03
- Stationierung: Cheyenne Mountain Complex
- Abteilungen: MC
- Position im Team: Platoonleader
- Einheit: SG-6
- Kontaktdaten:
Re: Just me - aus Lottes Leben
Neue Heimat (März 2013)
Song des Tages (Home von Phillip Phillips)
Lotte verließ das Haus, dass sie seit neuestem mit Lucy und Will bewohnte und begann, langsam die Einfahrt entlang zu laufen. Es war noch früh, die Sonne war gerade aufgegangen. Lottes Atem erzeugte kleine, weiße Wolken in der kühlen, klaren Luft. So konnte jeder Tag beginnen, wenn es nach ihr ging. Sie zog die Riemen ihres Rucksacks etwas fester an. Üblicherweise nahm Lotte nichts mit, wenn sie lief, aber heute hatte sie ein Ziel - den Flohmarkt von Colorado Springs. Da sie immer noch kein neues Auto hatte, aber fest geplant hatte, sich einen Nachtschrank zu kaufen, hatte Lotte sich entschieden, den Weg dorthin zu joggen und für die Rückfahrt ein Taxi zu nehmen.
So früh an einem Samstag war auf den Straßen so gut wie nichts los, und die Niederländerin begann, leise vor sich hinzusummen. Es gefiel ihr, ihr Zimmer in der WG einzurichten, sich endlich ein eigenes Zuhause zu schaffen. Das hatte sie in mehr als eineinhalb Jahren, die sie nun schon in Colorado Springs lebte und arbeitete, nicht hinbekommen, es war also höchste Zeit. Inzwischen fehlten auch nur noch ein paar Kleinigkeiten. Obwohl Lotte IKEA-Möbel mochte, brauchte das Zimmer dringend auch andere Einrichtungsgegenstände. Lotte war fest davon überzeugt, auf dem Flohmarkt fündig zu werden. So hatte sie es jedenfalls früher immer gehalten, als sie noch in Europa lebte.
Als Lotte das Gelände des Flohmarktes erreichte, fielwn ihr direkt einige Unterschiede ins Auge. Die meisten Autos auf dem Platz waren Pick Ups, drüben in Europa waren es Vans gewesen, Kombis, und es gab viele Anhänger. Auch die Parkgelegenheiten direkt am Flohmarkt waren nicht immer so riesig ausgefallen. Aber das hier war schließlich Amerika, daran hatte Lotte sich inzwischen gewöhnt. Die Stände, Verkäufer und Käufer ließen trotzdem die richtige Stimmung aufkommen. Lotte hatte den Eindruck, dass weniger lautstark gehandelt wurde, alles ruhiger und geordneter zuging. Aber das war ihr egal, sie brauchte nur einen Nachtschrank und eventuell einige andere Kleinigkeiten. Der Markt sah auf jeden Fall vielversprechend aus.
Eineinhalb Stunden später hatte Lotte ihren Bauch mit Crepes gefüllt, einen Rucksack voller Bücher, eine Stehlampe, ein Kuscheltier in Form eines Tollwut-Erregers, eine schöne Blumenvase und ja, auch einen Nachtschrank aus dunklem Holz erobert und schleppte ihre neuen Schätze zum Parkplatz, wo bereits ein Taxi auf sie wartete. Der freundliche Fahrer half ihr, die Einkäufe zu verstauen, und gab ihr auf der Heimfahrt gleich einige Tipps, wo sie sicher und günstig einen gebrauchten Wagen bekommen konnte. Obwohl sich Lotte nicht ganz sicher war, ob der Mann mit ihr flirtete oder einfach nur nett war, notierte sie sich seine Tipps, um bei nächster Gelegenheit Ausschau nach einem neuen Gebrauchten zu halten. Sie ließ den Taxifahrer unten an der Einfahrt halten und schaffte ihre neuen Möbel zu Fuß zum Haus und dann in ihr Zimmer, das immer gemütlicher wurde.
Song des Tages (Home von Phillip Phillips)
Lotte verließ das Haus, dass sie seit neuestem mit Lucy und Will bewohnte und begann, langsam die Einfahrt entlang zu laufen. Es war noch früh, die Sonne war gerade aufgegangen. Lottes Atem erzeugte kleine, weiße Wolken in der kühlen, klaren Luft. So konnte jeder Tag beginnen, wenn es nach ihr ging. Sie zog die Riemen ihres Rucksacks etwas fester an. Üblicherweise nahm Lotte nichts mit, wenn sie lief, aber heute hatte sie ein Ziel - den Flohmarkt von Colorado Springs. Da sie immer noch kein neues Auto hatte, aber fest geplant hatte, sich einen Nachtschrank zu kaufen, hatte Lotte sich entschieden, den Weg dorthin zu joggen und für die Rückfahrt ein Taxi zu nehmen.
So früh an einem Samstag war auf den Straßen so gut wie nichts los, und die Niederländerin begann, leise vor sich hinzusummen. Es gefiel ihr, ihr Zimmer in der WG einzurichten, sich endlich ein eigenes Zuhause zu schaffen. Das hatte sie in mehr als eineinhalb Jahren, die sie nun schon in Colorado Springs lebte und arbeitete, nicht hinbekommen, es war also höchste Zeit. Inzwischen fehlten auch nur noch ein paar Kleinigkeiten. Obwohl Lotte IKEA-Möbel mochte, brauchte das Zimmer dringend auch andere Einrichtungsgegenstände. Lotte war fest davon überzeugt, auf dem Flohmarkt fündig zu werden. So hatte sie es jedenfalls früher immer gehalten, als sie noch in Europa lebte.
Als Lotte das Gelände des Flohmarktes erreichte, fielwn ihr direkt einige Unterschiede ins Auge. Die meisten Autos auf dem Platz waren Pick Ups, drüben in Europa waren es Vans gewesen, Kombis, und es gab viele Anhänger. Auch die Parkgelegenheiten direkt am Flohmarkt waren nicht immer so riesig ausgefallen. Aber das hier war schließlich Amerika, daran hatte Lotte sich inzwischen gewöhnt. Die Stände, Verkäufer und Käufer ließen trotzdem die richtige Stimmung aufkommen. Lotte hatte den Eindruck, dass weniger lautstark gehandelt wurde, alles ruhiger und geordneter zuging. Aber das war ihr egal, sie brauchte nur einen Nachtschrank und eventuell einige andere Kleinigkeiten. Der Markt sah auf jeden Fall vielversprechend aus.
Eineinhalb Stunden später hatte Lotte ihren Bauch mit Crepes gefüllt, einen Rucksack voller Bücher, eine Stehlampe, ein Kuscheltier in Form eines Tollwut-Erregers, eine schöne Blumenvase und ja, auch einen Nachtschrank aus dunklem Holz erobert und schleppte ihre neuen Schätze zum Parkplatz, wo bereits ein Taxi auf sie wartete. Der freundliche Fahrer half ihr, die Einkäufe zu verstauen, und gab ihr auf der Heimfahrt gleich einige Tipps, wo sie sicher und günstig einen gebrauchten Wagen bekommen konnte. Obwohl sich Lotte nicht ganz sicher war, ob der Mann mit ihr flirtete oder einfach nur nett war, notierte sie sich seine Tipps, um bei nächster Gelegenheit Ausschau nach einem neuen Gebrauchten zu halten. Sie ließ den Taxifahrer unten an der Einfahrt halten und schaffte ihre neuen Möbel zu Fuß zum Haus und dann in ihr Zimmer, das immer gemütlicher wurde.
- Lotte van der Helden
- First Lieutenant
- Beiträge: 222
- Registriert: Sonntag 5. Juni 2011, 20:03
- Stationierung: Cheyenne Mountain Complex
- Abteilungen: MC
- Position im Team: Platoonleader
- Einheit: SG-6
- Kontaktdaten:
Re: Just me - aus Lottes Leben
Sorge (Mai 2013 - Henk van der Helden)
Song des Tages (Keep holding on von Avril Lavigne)
"Ja, danke, das ist hier richtig." Henk reichte dem Taxifahrer das verlangte Geld und stieg aus. Er betrachtete das Haus einen Moment. Schön war es, aber das hatte er schon vorher gewusst. Lotte hatte ihm ein Foto geschickt, als sie eingezogen war. Der Taxifahrer stieg ebenfalls aus und stellte Henks großen Koffer und seinen Rucksack neben den Wagen.
"Okay, Mann, sieht nicht so aus, als ob hier wer auf dich wartet. Sicher dass du hierbleiben willst?"
"Ja. Die kommen schon noch. Danke." Henk nickte entschieden. Es beunruhigte ihn, dass das ganze Haus dunkel in der Dämmerung stand. Seit vier Tagen hatte er Lotte nicht erreichen können, wie er wusste, nicht ganz ungewöhnlich. Was immer sie beruflich auch genau machte, es kam immer wieder mal vor, dass sie ihren Arbeitsplatz nicht verlassen konnte und somit nicht erreichbar war. Allerdings hatte Henk erwartet, dass sie immerhin irgendjemanden organisieren würde, der ihn in Empfang nahm.
Der Niederländer sah dem Taxi noch nach und wandte sich dann zur Haustür. Er betätigte die Klingel des dunklen Hauses, ohne viel Hoffnung, dass ihm jemand die Tür öffnen würde.
"Na super..." murmelte er und setzte sich auf die Stufen vor dem Eingang. "Der Urlaub geht ja mal gut los."
Henk angelte die Wasserflasche aus dem Rucksack, die er sich am Flughafen gekauft hatte. Nachdem er einen Schluck getrunken hatte, stand er wieder auf und begann, das Haus zu umrunden. Auch auf der Rückseite, dessen riesige Fensterfront auf einen kleinen See blickte, war alles dunkel. Nicht einmal Terrassenmöbel, auf denen man es sich hätte bequem machen können, waren zu sehen. Natürlich stand auch kein Fenster praktischerweise auf oder etwas ähnliches, aber das hatte Henk bei einer WG, deren Mitglieder allesamt bei der Air Force arbeiteten, auch nicht erwartet. Nach seiner kleinen Runde ums Haus setzte er sich mit einem Seufzen wieder auf die Eingangsstufen, lehnte sich gegen die kleine Mauer und wartete.
Henk musste eingeschlafen sein, denn er schreckte hoch, als eine Taschenlampe ihn anstrahlte und eine Männerstimme ihn fragte: "Wer sind Sie und was machen Sie hier?"
"Henk... Und Sie sind... Will? Jeff?" Henk hielt sich schützend die Hand über die Augen, bis der Mann die Taschenlampe auf den Boden richtete.
"Nein. Mike. Der Nachbar. Ich kenn keinen Henk." stellte der Mann fest.
"Aber Sie kennen meine Schwester. Lotte. Sie wohnt hier."
"Ja, die kenn ich. Aber die ist nicht da. Keiner ist da."
"Das hab ich gemerkt..." Henk verkniff es sich, Captain Obvious an seine Aussage anzuhängen. Dieser Mike konnte ihm vielleicht helfen, aber das würde er sicher nicht, wenn er unfreundlich zu ihm war. "Und was machen Sie hier?"
"Ich fütter die Schildkröte, wenn niemand da ist."
"Oh. Dann haben Sie einen Schlüssel. Würden Sie mich reinlassen?"
"Im Leben nicht! Ich kenn Sie ja nichtmal!" Mike fuchtelte mit seiner Taschenlampe herum.
"Mh... Vielleicht kann ich Ihnen ja irgendwie beweisen, dass ich Lottes Bruder bin? Die Schildkröte heißt Captain. Und..." Henk kramte in seiner Tasche und holte sein Portemonnaie hervor. "... in meinem Ausweis steht derselbe Nachname. Ich denke, van der Helden ist nicht gerade ein häufig anzutreffender Name in den Staaten, oder?"
Mike leuchtete den Ausweis an und betrachtete ihn von allen Seiten. "Stimmt schon..." räumte er ein, wirkte aber noch nicht wirklich überzeugt.
"Lottes Mitbewohner heißen Lucy, William, Joey und Jeff. Joey ist derzeit nicht zuhause und Jeff ist... na ja, so wie Lotte es sagte, nur vorübergehend zu Gast. Alle arbeiten bei der Air Force. Ich weiß nicht, was ich noch erzählen soll. Lotte hat einen neuen, silbernen Pickup, fährt aber auch oft Fahrrad. Lucy hasst Autofahren."
Mike hob eine Hand. "Ja, Mann, ist okay. Komm, ich lass dich rein. Kann sogar sein, dass Lotte erwähnt hat, dass sie Besuch erwartet." Mike ging an Henk vorbei die letzten Stufen zum Haus hinauf. Er öffnete die Tür, schaltete das Licht ein und wartete, bis Henk sein Gepäck genommen hatte und ihm gefolgt war. Dann ging er durch ins Wohnzimmer, zeigte Henk kurz die Küche und die Hausschildkröte, die er auch gleich fütterte. "Lucy sagte, dass sie sich meldet, wenn sie wieder zuhause ist. Ich hab keine Ahnung, wo die hin sind und für wie lange."
"Ich komm schon irgendwie klar. Ich werd mal sehen, ob ich ein paar von Lottes Freunden erreiche."
"Tu das. Wenn du irgendwas brauchst, wir wohnen etwa eine Viertelmeile links die Straße rauf. Meine Frau ist nachmittags zuhause, ich erst abends."
"Danke. Ich komm schon klar, keine Sorge."
"Okay. Ich komme morgen trotzdem zum füttern. Nicht dass du hier abhaust und die Schildkröte allein lässt. Gute Nacht, und mach nichts kaputt." verabschiedete Mike sich und verließ das Haus.
Henk beobachtete Captain noch einen Moment und stieg dann die Treppe in den ersten Stock hinauf. Lotte hatte ihm das Haus im Skype beschrieben und ihm Fotos ihres Zimmers geschickt, daher war es kein Problem, dieses zu finden. Beim Anblick der Einrichtung musste Henk schmunzeln. Es waren zwar alles recht durchschnittliche IKEA-Möbel, aber er konnte die Anwesenheit seiner Schwester förmlich spüren. Er setzte sich an den Schreibtisch und öffnete Lottes Laptop. das Passwort hatte er schnell geknackt (Lotte verwendete sowieso seit Jahren dasselbe, und er kannte es beinahe genau so lange) und loggte sich in ihr Emailprogramm ein. Wieder schlich sich ein kurzes Grinsen über sein Gesicht. Ordentlich wie eh und je, hatte sie die Adressen ihrer Freunde und Kollegen beschriftet und gespeichert. Er überflog kurz die eingegangenen Mails, öffnete sie jedoch nicht. Das meiste schien ohnehin Spam zu sein. Henk wählte drei Nachrichtenempfänger aus - CJ Miller, Sarah MacKenzie und Matthew Ramsay. Mit CJ hatte Lotte zwar keinen Kontakt mehr, aber Henk wusste, dass sie Kollegen waren. Sarah und Matt hatte Lotte mehrfach als ihre Vorgesetzten erwähnt. Einer von diesen Dreien würde wohl hoffentlich Bescheid wissen, wo Lotte steckte und warum sie sich nicht meldete.
Nachdem er die kurze Nachricht getippt hatte, lehnte Henk sich zurück und dachte nach. Dabei fiel sein Blick auf den Ordner Tagebuch. Er wusste, dass Lotte damit relativ neu angefangen hatte, als die Sache mit CJ losging. Einen Moment überlegte er, sich die Dateien anzusehen. Aber dann schüttelte er den Kopf. Nein. Das würde er immer noch machen können, wenn er keine Antwort auf seine Mails erhielt.
Song des Tages (Keep holding on von Avril Lavigne)
"Ja, danke, das ist hier richtig." Henk reichte dem Taxifahrer das verlangte Geld und stieg aus. Er betrachtete das Haus einen Moment. Schön war es, aber das hatte er schon vorher gewusst. Lotte hatte ihm ein Foto geschickt, als sie eingezogen war. Der Taxifahrer stieg ebenfalls aus und stellte Henks großen Koffer und seinen Rucksack neben den Wagen.
"Okay, Mann, sieht nicht so aus, als ob hier wer auf dich wartet. Sicher dass du hierbleiben willst?"
"Ja. Die kommen schon noch. Danke." Henk nickte entschieden. Es beunruhigte ihn, dass das ganze Haus dunkel in der Dämmerung stand. Seit vier Tagen hatte er Lotte nicht erreichen können, wie er wusste, nicht ganz ungewöhnlich. Was immer sie beruflich auch genau machte, es kam immer wieder mal vor, dass sie ihren Arbeitsplatz nicht verlassen konnte und somit nicht erreichbar war. Allerdings hatte Henk erwartet, dass sie immerhin irgendjemanden organisieren würde, der ihn in Empfang nahm.
Der Niederländer sah dem Taxi noch nach und wandte sich dann zur Haustür. Er betätigte die Klingel des dunklen Hauses, ohne viel Hoffnung, dass ihm jemand die Tür öffnen würde.
"Na super..." murmelte er und setzte sich auf die Stufen vor dem Eingang. "Der Urlaub geht ja mal gut los."
Henk angelte die Wasserflasche aus dem Rucksack, die er sich am Flughafen gekauft hatte. Nachdem er einen Schluck getrunken hatte, stand er wieder auf und begann, das Haus zu umrunden. Auch auf der Rückseite, dessen riesige Fensterfront auf einen kleinen See blickte, war alles dunkel. Nicht einmal Terrassenmöbel, auf denen man es sich hätte bequem machen können, waren zu sehen. Natürlich stand auch kein Fenster praktischerweise auf oder etwas ähnliches, aber das hatte Henk bei einer WG, deren Mitglieder allesamt bei der Air Force arbeiteten, auch nicht erwartet. Nach seiner kleinen Runde ums Haus setzte er sich mit einem Seufzen wieder auf die Eingangsstufen, lehnte sich gegen die kleine Mauer und wartete.
Henk musste eingeschlafen sein, denn er schreckte hoch, als eine Taschenlampe ihn anstrahlte und eine Männerstimme ihn fragte: "Wer sind Sie und was machen Sie hier?"
"Henk... Und Sie sind... Will? Jeff?" Henk hielt sich schützend die Hand über die Augen, bis der Mann die Taschenlampe auf den Boden richtete.
"Nein. Mike. Der Nachbar. Ich kenn keinen Henk." stellte der Mann fest.
"Aber Sie kennen meine Schwester. Lotte. Sie wohnt hier."
"Ja, die kenn ich. Aber die ist nicht da. Keiner ist da."
"Das hab ich gemerkt..." Henk verkniff es sich, Captain Obvious an seine Aussage anzuhängen. Dieser Mike konnte ihm vielleicht helfen, aber das würde er sicher nicht, wenn er unfreundlich zu ihm war. "Und was machen Sie hier?"
"Ich fütter die Schildkröte, wenn niemand da ist."
"Oh. Dann haben Sie einen Schlüssel. Würden Sie mich reinlassen?"
"Im Leben nicht! Ich kenn Sie ja nichtmal!" Mike fuchtelte mit seiner Taschenlampe herum.
"Mh... Vielleicht kann ich Ihnen ja irgendwie beweisen, dass ich Lottes Bruder bin? Die Schildkröte heißt Captain. Und..." Henk kramte in seiner Tasche und holte sein Portemonnaie hervor. "... in meinem Ausweis steht derselbe Nachname. Ich denke, van der Helden ist nicht gerade ein häufig anzutreffender Name in den Staaten, oder?"
Mike leuchtete den Ausweis an und betrachtete ihn von allen Seiten. "Stimmt schon..." räumte er ein, wirkte aber noch nicht wirklich überzeugt.
"Lottes Mitbewohner heißen Lucy, William, Joey und Jeff. Joey ist derzeit nicht zuhause und Jeff ist... na ja, so wie Lotte es sagte, nur vorübergehend zu Gast. Alle arbeiten bei der Air Force. Ich weiß nicht, was ich noch erzählen soll. Lotte hat einen neuen, silbernen Pickup, fährt aber auch oft Fahrrad. Lucy hasst Autofahren."
Mike hob eine Hand. "Ja, Mann, ist okay. Komm, ich lass dich rein. Kann sogar sein, dass Lotte erwähnt hat, dass sie Besuch erwartet." Mike ging an Henk vorbei die letzten Stufen zum Haus hinauf. Er öffnete die Tür, schaltete das Licht ein und wartete, bis Henk sein Gepäck genommen hatte und ihm gefolgt war. Dann ging er durch ins Wohnzimmer, zeigte Henk kurz die Küche und die Hausschildkröte, die er auch gleich fütterte. "Lucy sagte, dass sie sich meldet, wenn sie wieder zuhause ist. Ich hab keine Ahnung, wo die hin sind und für wie lange."
"Ich komm schon irgendwie klar. Ich werd mal sehen, ob ich ein paar von Lottes Freunden erreiche."
"Tu das. Wenn du irgendwas brauchst, wir wohnen etwa eine Viertelmeile links die Straße rauf. Meine Frau ist nachmittags zuhause, ich erst abends."
"Danke. Ich komm schon klar, keine Sorge."
"Okay. Ich komme morgen trotzdem zum füttern. Nicht dass du hier abhaust und die Schildkröte allein lässt. Gute Nacht, und mach nichts kaputt." verabschiedete Mike sich und verließ das Haus.
Henk beobachtete Captain noch einen Moment und stieg dann die Treppe in den ersten Stock hinauf. Lotte hatte ihm das Haus im Skype beschrieben und ihm Fotos ihres Zimmers geschickt, daher war es kein Problem, dieses zu finden. Beim Anblick der Einrichtung musste Henk schmunzeln. Es waren zwar alles recht durchschnittliche IKEA-Möbel, aber er konnte die Anwesenheit seiner Schwester förmlich spüren. Er setzte sich an den Schreibtisch und öffnete Lottes Laptop. das Passwort hatte er schnell geknackt (Lotte verwendete sowieso seit Jahren dasselbe, und er kannte es beinahe genau so lange) und loggte sich in ihr Emailprogramm ein. Wieder schlich sich ein kurzes Grinsen über sein Gesicht. Ordentlich wie eh und je, hatte sie die Adressen ihrer Freunde und Kollegen beschriftet und gespeichert. Er überflog kurz die eingegangenen Mails, öffnete sie jedoch nicht. Das meiste schien ohnehin Spam zu sein. Henk wählte drei Nachrichtenempfänger aus - CJ Miller, Sarah MacKenzie und Matthew Ramsay. Mit CJ hatte Lotte zwar keinen Kontakt mehr, aber Henk wusste, dass sie Kollegen waren. Sarah und Matt hatte Lotte mehrfach als ihre Vorgesetzten erwähnt. Einer von diesen Dreien würde wohl hoffentlich Bescheid wissen, wo Lotte steckte und warum sie sich nicht meldete.
Nachdem er die kurze Nachricht getippt hatte, lehnte Henk sich zurück und dachte nach. Dabei fiel sein Blick auf den Ordner Tagebuch. Er wusste, dass Lotte damit relativ neu angefangen hatte, als die Sache mit CJ losging. Einen Moment überlegte er, sich die Dateien anzusehen. Aber dann schüttelte er den Kopf. Nein. Das würde er immer noch machen können, wenn er keine Antwort auf seine Mails erhielt.
- Lotte van der Helden
- First Lieutenant
- Beiträge: 222
- Registriert: Sonntag 5. Juni 2011, 20:03
- Stationierung: Cheyenne Mountain Complex
- Abteilungen: MC
- Position im Team: Platoonleader
- Einheit: SG-6
- Kontaktdaten:
Re: Just me - aus Lottes Leben
Through the Looking-Glass I (Mai 2013)
Song des Tages (I Will Not Bow von Breaking Benjamin)
Lotte bewegte sich vorsichtig. Ihre Arme waren schmerzhaft auf den Rücken gefesselt, und auch ihre Beine waren sorgfältig verschnürt. Die Niederländerin stöhnte innerlich auf, versuchte aber, keinen Laut von sich zu geben. Der Boden unter ihr war eiskalt, so eiskalt, dass sie selbst auch schon beinahe zitterte. Es war stockdunkel.
Lotte hatte keine Ahnung, wie sie hier gelandet war. Sie hatte heftige Kopfschmerzen und ihre Zunge fühlte sich an wie Sandpapier. Sie rollte sich ein wenig weiter auf die Seite, was ihre nach hinten verdrehte Schulter mit brüllenden Schmerzen quittierte. Lotte ignorierte den Schmerz, räusperte sich und krächzte ein leises "Hallo?" Vielleicht war ja jemand vom Team in der Nähe...
Aus der Ferne näherten sich schwere Schritte. Vermutlich kein gutes Zeichen. Dennoch hielt Lotte sich an der Hoffnung fest, dass es sich um jemanden handelte, der sie aus ihrer Lage befreien würde. Die Tür öffnete sich, und das Licht blendete Lotte im ersten Moment. Die schweren Stiefel näherten sich ihr, und Lotte hörte das Rascheln eines Mantels. Bevor sie den Mann betrachten konnte, riss er sie am Oberarm hoch und begann, sie zur Tür zu ziehen. Lotte fühlte den Schmerz durch ihre Arme und Schultern schießen. Die Welt begann sich, heftig zu drehen, und als sie dann auch noch unsanft gegen den Türrahmen knallte, wurde ihr kurz schwarz vor Augen. Lotte hielt die Luft an und kämpfte darum, keinen Schmerzenslaut von sich zu geben. Sie konzentrierte sich darauf, den Gang zu betrachten, durch den sie brutal gezogen wurde. Sie wollte Abzweigungen und andere Türen kennen, für den Fall, dass sie fliehen konnte. Vor allem musste sie sich von den Schmerzen ablenken, die ihre Arme schier zu zerreißen drohten.
Nach einem unendlich scheinenden Weg durch den spärlich beleuchteten Gang, der in seiner Beschaffenheit fast wie eine Höhle wirkte, hatte der Mann sein Ziel erreicht. Er zog Lotte auf einen Stuhl und fixierte ihre Hände an der Rückenlehne. Inzwischen spürte Lotte den Schmerz nicht mehr. Ihre Hände, Arme und Schultern hatten den Punkt erreicht, an dem sie sich nur noch angenehm taub anfühlten. Dennoch zitterte die Niederländerin leicht, als der Mann den Raum verließ. Lotte versuchte, sich zu orientieren. Sie schien sich in einer Art Lagerraum zu befinden, neben Kisten und einigen großen Teilen, die sie nicht identifizieren konnte, stand dort ein Tisch mit fein säuberlich bereitgelegten Instrumenten, die Lotte ebenfalls nicht genau erkennen konnte. Lotte weigerte sich, über die Bedeutung dieses Raumes nachzudenken, und konzentrierte sich darauf, ihre Beine und Füße so gut es ging zu bewegen. Falls es eine Chance zur Flucht gab, sollte sie nicht daran scheitern, dass sie sich nicht bewegen konnte.
So bemerkte sie die sich öffnende Tür auch erst, als Lina leichtfüßig zum Tisch lief und es sich dort mit baumelnden Beinen bequem machte. "Naaaa duuu. So schnell sieht man sich wieder." grüßte sie Lotte grinsend.
Lotte starrte Lina einen Moment lang an. "Ich hätt drauf verzichten können." murmelte sie mit rauher Stimme. Sie wollte es sich mit Lina nicht verscherzen, auch wenn sie kaum darauf hoffen konnte, dass diese ihr helfen würde. Das Lachen, mit dem Lina ihr antwortete, ließ diese Hoffnung gleich noch kleiner werden.
Plötzlich hörte Lotte direkt an ihrem Ohr ein leises Flüstern: "Was meine etwas wahnsinnige Schwester damit sagen will ist, dass du es wesentlich schlimmer treffen kannst als mit ihr." Die Niederländerin drehte ihren Kopf und sah Chane hinter sich stehen. Sofort spürte sie wieder den Hass in sich aufsteigen, der sie schon bei ihrer ersten Begegnung in der Fabrik beinahe hatte durchdrehen lassen. Sie beschimpfte die Frau, die CJ so gequält hatte - und darauf auch noch stolz war.
Chane ignorierte Lottes Beschimpfungen, ging langsam um sie herum und fuhr ihr dabei mit der Hand über die Schulter.
"Fass mich nicht an!" zischte Lotte.
"Ich denke nicht, dass du in der Position bist um Forderungen zu stellen." erwiderte Chane mit einem Schmunzeln.
"Rot op!" Lotte funkelte die Luzianerin an.
"Dir werden bald die Wörter ausgehen." Chane blieb vor Lotte stehen und musterte sie abschätzig. "Du bist also diese Lotte."
"Das geht dich nen feuchten Scheißdreck an."
"Das war keine Frage. Ich kenne dich. Eventuell sogar besser als es dir lieb ist. Aber wir werden noch viel Zeit haben, uns besser kennen zu lernen."
"Das kannst du dir sonstwo hinstecken." Lotte spürte nur noch Hass für diese Frau. Alles andere blendete sie aus. Sie konzentrierte sich ganz auf diesen Hass, denn ohne ihn würde sie ihre Angst spüren. Angst, die sie Chane nicht zeigen wollte.
"Weißt du was wir mit Leuten machen, die nicht kooperieren?"
"Ich kanns mir vorstellen. Und weißt du, wie sehr mich das interessiert?"
"Merkwürdig, ich dachte es würde dich interessieren. Denn so wie Christopher von dir erzählt hat, dachte ich dass du mehr jemand bist, der sich um seine Freunde und Familie sorgt als um sich selber."
Lotte funkelte Chane an. "Ich glaube dir gar nichts..."
"Solltest du aber, oder Selina?"
"Oh ja, das solltest du. Denn wir haben den Rest des Teams ebenso in unserer Gewalt." antworte Lina ihrer Schwester fröhlich.
Lotte biss sich auf die Unterlippe und schwieg. Das Team... wie sollte sie ihnen hier nur helfen? Vor ihrem inneren Auge blitzten Bilder von Matt, Sarah, Lucy, Timdala und Airman Tucker auf, verschnürt am Boden dunkler Zellen liegend. Die Vorstellung schnürte ihr die Kehle zusammen.
"Genau, aber das ist gar nicht das Beste. Weißt du, was das beste ist, Lotte?" sprach Chane dann weiter.
Lotte schwieg weiterhin.
"Es ist alles egal." platzte Lina heraus, wurde jedoch von einem strafendem Blick ihrer Schwester sofort zum Schweigen gebracht.
"Es spielt im Grunde keine Rolle ob du mitspielst oder nicht. Wir werden dich am Ende schon dazu bringen, so zu spielen wie wir das wollen." vollendete Chane ihre kleine Rede dann.
Sie trat an den Tisch und drehte sich mit einer mit grünlicher Flüssigkeit gefüllten Spritze wieder zu Lotte. Lotte kämpfte gegen ihre Panik an. Sie konnte sich denken, was sich in dieser Spritze befand, und sie wollte es nicht in ihrem Körper haben. Doch sie konnte sich nicht dagegen wehren. "Schaffst du es nur mit Drogen, Leute gefügig zu machen? Wie arm...." Lotte versuchte, kalt und überlegen zu klingen, doch selbst in ihren eigenen Ohren war es ein jämmerlicher Versuch.
"Es ist mehr ein Katalysator für das was noch kommt." stellte Chane fest, während sie einen Handschuh als Metallgeflecht anzog, in dem ein grüner Kristall eingearbeitet war.
"Du bist... feige..." murmelte Lotte. Ihr wurde schwindelig, es fiel ihr schwer, noch klar zu denken.
"Ja, wie auch immer." Chane drückte Lotte den Handschuh gegen die Stirn.
- Fortsetzung folgt -
[mit Dank an CJ Miller für die Inspiration]
Song des Tages (I Will Not Bow von Breaking Benjamin)
Lotte bewegte sich vorsichtig. Ihre Arme waren schmerzhaft auf den Rücken gefesselt, und auch ihre Beine waren sorgfältig verschnürt. Die Niederländerin stöhnte innerlich auf, versuchte aber, keinen Laut von sich zu geben. Der Boden unter ihr war eiskalt, so eiskalt, dass sie selbst auch schon beinahe zitterte. Es war stockdunkel.
Lotte hatte keine Ahnung, wie sie hier gelandet war. Sie hatte heftige Kopfschmerzen und ihre Zunge fühlte sich an wie Sandpapier. Sie rollte sich ein wenig weiter auf die Seite, was ihre nach hinten verdrehte Schulter mit brüllenden Schmerzen quittierte. Lotte ignorierte den Schmerz, räusperte sich und krächzte ein leises "Hallo?" Vielleicht war ja jemand vom Team in der Nähe...
Aus der Ferne näherten sich schwere Schritte. Vermutlich kein gutes Zeichen. Dennoch hielt Lotte sich an der Hoffnung fest, dass es sich um jemanden handelte, der sie aus ihrer Lage befreien würde. Die Tür öffnete sich, und das Licht blendete Lotte im ersten Moment. Die schweren Stiefel näherten sich ihr, und Lotte hörte das Rascheln eines Mantels. Bevor sie den Mann betrachten konnte, riss er sie am Oberarm hoch und begann, sie zur Tür zu ziehen. Lotte fühlte den Schmerz durch ihre Arme und Schultern schießen. Die Welt begann sich, heftig zu drehen, und als sie dann auch noch unsanft gegen den Türrahmen knallte, wurde ihr kurz schwarz vor Augen. Lotte hielt die Luft an und kämpfte darum, keinen Schmerzenslaut von sich zu geben. Sie konzentrierte sich darauf, den Gang zu betrachten, durch den sie brutal gezogen wurde. Sie wollte Abzweigungen und andere Türen kennen, für den Fall, dass sie fliehen konnte. Vor allem musste sie sich von den Schmerzen ablenken, die ihre Arme schier zu zerreißen drohten.
Nach einem unendlich scheinenden Weg durch den spärlich beleuchteten Gang, der in seiner Beschaffenheit fast wie eine Höhle wirkte, hatte der Mann sein Ziel erreicht. Er zog Lotte auf einen Stuhl und fixierte ihre Hände an der Rückenlehne. Inzwischen spürte Lotte den Schmerz nicht mehr. Ihre Hände, Arme und Schultern hatten den Punkt erreicht, an dem sie sich nur noch angenehm taub anfühlten. Dennoch zitterte die Niederländerin leicht, als der Mann den Raum verließ. Lotte versuchte, sich zu orientieren. Sie schien sich in einer Art Lagerraum zu befinden, neben Kisten und einigen großen Teilen, die sie nicht identifizieren konnte, stand dort ein Tisch mit fein säuberlich bereitgelegten Instrumenten, die Lotte ebenfalls nicht genau erkennen konnte. Lotte weigerte sich, über die Bedeutung dieses Raumes nachzudenken, und konzentrierte sich darauf, ihre Beine und Füße so gut es ging zu bewegen. Falls es eine Chance zur Flucht gab, sollte sie nicht daran scheitern, dass sie sich nicht bewegen konnte.
So bemerkte sie die sich öffnende Tür auch erst, als Lina leichtfüßig zum Tisch lief und es sich dort mit baumelnden Beinen bequem machte. "Naaaa duuu. So schnell sieht man sich wieder." grüßte sie Lotte grinsend.
Lotte starrte Lina einen Moment lang an. "Ich hätt drauf verzichten können." murmelte sie mit rauher Stimme. Sie wollte es sich mit Lina nicht verscherzen, auch wenn sie kaum darauf hoffen konnte, dass diese ihr helfen würde. Das Lachen, mit dem Lina ihr antwortete, ließ diese Hoffnung gleich noch kleiner werden.
Plötzlich hörte Lotte direkt an ihrem Ohr ein leises Flüstern: "Was meine etwas wahnsinnige Schwester damit sagen will ist, dass du es wesentlich schlimmer treffen kannst als mit ihr." Die Niederländerin drehte ihren Kopf und sah Chane hinter sich stehen. Sofort spürte sie wieder den Hass in sich aufsteigen, der sie schon bei ihrer ersten Begegnung in der Fabrik beinahe hatte durchdrehen lassen. Sie beschimpfte die Frau, die CJ so gequält hatte - und darauf auch noch stolz war.
Chane ignorierte Lottes Beschimpfungen, ging langsam um sie herum und fuhr ihr dabei mit der Hand über die Schulter.
"Fass mich nicht an!" zischte Lotte.
"Ich denke nicht, dass du in der Position bist um Forderungen zu stellen." erwiderte Chane mit einem Schmunzeln.
"Rot op!" Lotte funkelte die Luzianerin an.
"Dir werden bald die Wörter ausgehen." Chane blieb vor Lotte stehen und musterte sie abschätzig. "Du bist also diese Lotte."
"Das geht dich nen feuchten Scheißdreck an."
"Das war keine Frage. Ich kenne dich. Eventuell sogar besser als es dir lieb ist. Aber wir werden noch viel Zeit haben, uns besser kennen zu lernen."
"Das kannst du dir sonstwo hinstecken." Lotte spürte nur noch Hass für diese Frau. Alles andere blendete sie aus. Sie konzentrierte sich ganz auf diesen Hass, denn ohne ihn würde sie ihre Angst spüren. Angst, die sie Chane nicht zeigen wollte.
"Weißt du was wir mit Leuten machen, die nicht kooperieren?"
"Ich kanns mir vorstellen. Und weißt du, wie sehr mich das interessiert?"
"Merkwürdig, ich dachte es würde dich interessieren. Denn so wie Christopher von dir erzählt hat, dachte ich dass du mehr jemand bist, der sich um seine Freunde und Familie sorgt als um sich selber."
Lotte funkelte Chane an. "Ich glaube dir gar nichts..."
"Solltest du aber, oder Selina?"
"Oh ja, das solltest du. Denn wir haben den Rest des Teams ebenso in unserer Gewalt." antworte Lina ihrer Schwester fröhlich.
Lotte biss sich auf die Unterlippe und schwieg. Das Team... wie sollte sie ihnen hier nur helfen? Vor ihrem inneren Auge blitzten Bilder von Matt, Sarah, Lucy, Timdala und Airman Tucker auf, verschnürt am Boden dunkler Zellen liegend. Die Vorstellung schnürte ihr die Kehle zusammen.
"Genau, aber das ist gar nicht das Beste. Weißt du, was das beste ist, Lotte?" sprach Chane dann weiter.
Lotte schwieg weiterhin.
"Es ist alles egal." platzte Lina heraus, wurde jedoch von einem strafendem Blick ihrer Schwester sofort zum Schweigen gebracht.
"Es spielt im Grunde keine Rolle ob du mitspielst oder nicht. Wir werden dich am Ende schon dazu bringen, so zu spielen wie wir das wollen." vollendete Chane ihre kleine Rede dann.
Sie trat an den Tisch und drehte sich mit einer mit grünlicher Flüssigkeit gefüllten Spritze wieder zu Lotte. Lotte kämpfte gegen ihre Panik an. Sie konnte sich denken, was sich in dieser Spritze befand, und sie wollte es nicht in ihrem Körper haben. Doch sie konnte sich nicht dagegen wehren. "Schaffst du es nur mit Drogen, Leute gefügig zu machen? Wie arm...." Lotte versuchte, kalt und überlegen zu klingen, doch selbst in ihren eigenen Ohren war es ein jämmerlicher Versuch.
"Es ist mehr ein Katalysator für das was noch kommt." stellte Chane fest, während sie einen Handschuh als Metallgeflecht anzog, in dem ein grüner Kristall eingearbeitet war.
"Du bist... feige..." murmelte Lotte. Ihr wurde schwindelig, es fiel ihr schwer, noch klar zu denken.
"Ja, wie auch immer." Chane drückte Lotte den Handschuh gegen die Stirn.
- Fortsetzung folgt -
[mit Dank an CJ Miller für die Inspiration]
Zuletzt geändert von Lotte van der Helden am Sonntag 12. Mai 2013, 02:11, insgesamt 2-mal geändert.
- Lotte van der Helden
- First Lieutenant
- Beiträge: 222
- Registriert: Sonntag 5. Juni 2011, 20:03
- Stationierung: Cheyenne Mountain Complex
- Abteilungen: MC
- Position im Team: Platoonleader
- Einheit: SG-6
- Kontaktdaten:
Re: Just me - aus Lottes Leben
Through the Looking-Glass II (Mai 2013)
Um Lotte wurde alles schwarz. Sie hatte das Gefühl, zu fallen. Das Rauschen, was sie vermeinte zu hören, wurde immer deutlicher und gleichförmiger. Ein Moter und das Rauschen des Fahrtwindes. Lotte konnte nur verschwommen sehen und tastete vorsichtig ihre Umgebung ab. Rechts stieß sie gegen einen Widerstand. Die salzige, frische Luft tat ihr gut, und nachdem sie ein paar Mal geblinzelt hatte, erkannte sie, dass sie in einem Auto saß. Lotte rieb sich die Augen. An den Traum, aus dem sie gerade erwacht war, konnte sie sich jetzt schon nur verschwommen erinnern. Lediglich das Gefühl der Angst war haften geblieben. Der alte amerikanische Wagen fuhr gemächlich an der Küste entlang. Lotte sah zum Fahrersitz und erkannte CJ.
"Is hier irgendwo was zu trinken?" nuschelte sie leise. Sie hatte unglaublichen Durst.
CJ sah Lotte mit einem leichten Grinsen an. "Auch wieder wach?" fragte er, während er nach hinten griff und Lotte eine Wasserflasche reichte.
Lotte nahm die Flasche entgegen und trank gierig. "Danke. Wie lang hab ich geschlafen?"
"So ca. 3 Stunden. Du bist weggedöst, als wir L.A. verlassen haben."
Lotte verschloss die Wasserflasche wieder und streckte sich leicht. Sie war verwirrt. Sie hatte keine Ahnung, wohin sie mit CJ fuhr. Der Traum saß ihr immer noch in den Knochen, und ihre Gedanken bewegten sich mit der Fließgeschwindigkeit von Kaugummi.
"Hättest mich wecken können. Ich hab echt kranken Mist geträumt." murmelte sie dann, nur um ein Gespräch zu beginnen, Vielleicht würde das ihre Neuronen ja aufwecken.
"Ach ja? Und das an einem so schönen Tag?"
"Komische Träume nehmen glaub ich weder Rücksicht aufs Wetter noch auf irgendwas anderes." erwiderte Lotte mit einem schiefen Grinsen.
"Was hast denn geträumt?" fragte CJ.
"Ich weiß nicht.... Es war total... beängstigend. Ich war gefangen oder so... Keine Ahnung. Nur dieses Gefühl... Echt mies. Hab ich lang nicht mehr erlebt." Lotte überlegte. Sie konnte sich nicht erinnern, und dennoch fühlte sich der Traum auch in der Erinnerung noch sehr real an. "Können wir vielleicht demnächst mal anhalten? Ich würd mich gern ein paar Schritte bewegen." Vielleicht würde ihr ein wenig Bewegung ja helfen.
"Klar doch. Wir sind eh gleich da." antwortete CJ mit einem Lächeln, dass Lotte schon gar nicht mehr sah, da die Müdigkeit sie wieder übermannte.
Als Lotte wieder aufwachte, stand der Wagen auf einem kleinen Parkplatz. Sie war allein. Die Scheiben waren heruntergedreht und Lotte konnte das Meer hören. Lotte stieg aus und sah sich nach CJ um. Sie sah niemanden, aber frische Spuren führten durch den Sand am Strand entlang. Die Niederländerin folgte den Spuren und lächelte ganz leicht. Das leise Knirschen des Sandes und die Schreie der Möwen erinnerten sie an ihre Heimat. Lotte genoss die Sonne und die salzige Seeluft, bemerkte dann aber einen Ring an ihrem Finger, den sie nicht kannte. Sie betrachtete den Ring, er war schlicht und mit einem kleinen Diamanten versehen, und begann zu frösteln. Lotte beschleunigte ihre Schritte und schlang die Arme um sich.
Plötzlich hörte sie eine Stimme hinter sich und fuhr herum, doch es war niemand zu sehen. Als sie weitergehen wollte, sah sie ein Stargate vor sich im Sand. Davor stand eine Person.
"CJ?" fragte Lotte, doch als der Mann sich umdrehte, erkannte sie ihn. Bastiaan, ihr früherer Verlobter. Lotte machte einen Schritt rückwärts. "Was machst du hier?" fragte sie ihn. Das konnte doch nicht sein, was machte er in den Staaten? Sie hatte ihn seit über eineinhalb Jahren nicht mehr gesehen, und nun tauchte er hier auf einmal auf. Das konnte nicht real sein.
"Wie meinst du das? Ich warte auf dich. Was denn sonst?" erwiderte Bastiaan lächelnd.
"Aber... Wo ist CJ?"
"Wer?" Als Bastiaan diese Frage stellte, begann der Ring des Stargates sich zu drehen. Die ersten Chevrons rasteten ein.
"Du solltest da wegkommen. Das.... Das Ding vom Stargate erwischt dich sonst." Lotte wurde nervös. Das hier konnte einfach nicht real sein, das war ihr klar. Trotzdem stand Bas da, und trotzdem würde der sich aufbauende Ereignishorizont ihn umbringen, wenn er dort nicht wegging.
"Was ist los? Was für ein Gate?" fragte Bas.
"Hinter dir... Komm einfach zu mir, okay?" Lotte wurde immer unruhiger, Sie wollte Bastiaan dort wegziehen, aber sie war zu weit entfernt, das wusste sie. Sie hätte es niemals geschafft.
"Hinter Mir?" Bastiaan drehte sich langsam um. In diesem Moment rastete das letzte Chevron ein, das Wurmloch etablierte sich und verschlang Bastiaan. Lotte starrte das Gate an. Um sie herum war es ruhig geworden, der Wind hatte nachgelassen, die Möwen verstummt. "Bas...." murmelte sie leise. Sie rieb sich die Schläfe, der Kopf tat ihr weh. "Das kann einfach nicht sein..."
Auf einmal legten sich kräftige Arme zärtlich von hinten um Lotte. "Da bist du ja. Wo wolltest denn ohne mich hin?" fragte eine Stimme sie, die sie beinahe sofort als CJs identifizierte. Trotzdem riss sie sich erschrocken los und sprang einen Schritt nach vorne.
"Wo kommst du denn auf einmal her?!" Sie starrte ihn verwundert an. Natürlich hatte es die ein oder andere Umarmung gegeben, aber gerade in der letzten Zeit eigentlich nicht mehr. Und selten war es von CJ ausgegangen. Normalerweise war sie es, die CJ umarmte, und nicht andersherum.
"Ich war an dem Kiosk und als ich zurück am Wagen war, warst du weg. Ich habe dich dann hier unten am Strand gesehen. Was hast du denn?"
Lotte sah zum Stargate. Es war verschwunden. Nichts deutete darauf hin, dass dort je ein Stargate gestanden hatte. "Ich... ich..." stammelte sie. "Wo sind wir hier eigentlich?"
CJ ging langsam auf Lotte zu. "An der Pazifikküste. Gehts dir nicht gut?"
"Doch... Nur Kopfschmerzen... Ist nicht so schlimm.... Das mit der Küste seh ich... Gehts nicht genauer?"
"Knapp 40 Meilen vor Monterey." antwortete CJ. Sein Blick war nun eindeutig besorgt.
"Monterey?" Lotte dachte nach, doch sie konnte diesen Namen mit nichts verbinden.
"Ja, Monterey. Der kleine Ort, wo wir unsere Flitterwochen verbringen. Gehts dir wirklich gut?"
Lotte hatte das Gefühl, dass das Dröhnen in ihrem Kopf zunahm. Es rauschte in ihren Ohren, sie konnte CJ nur schwer verstehen. "Flitter... bitte was?" Lotte hielt sich nun mit beiden Händen den Kopf. Die Welt tanzte vor ihren Augen, und es fiel ihr schwer, aufrecht stehen zu bleiben.
"Unsere Flitterwochen. Lotte, was ist mir dir? Du machst mir ein wenig Angst." CJs Besorgnis klang in seiner Stimme mit.
"Das ist nicht witzig.... Das solltest du wissen..." murmelte Lotte. Ihre Kopfschmerzen wurden immer stärker, sie konnte kaum einen klaren Gedanken fassen.
"Witzig? Lotte, ich mache keine Scherze. Was ist mit dir los?" CJ griff nach Lottes Hand, doch Lotte zog die Hand weg. "Und was ist mit Juliet?" fragte sie. Sie wusste, dass CJ seine Frau niemals verlassen würde. Das hier konnte alles nicht sein. Lottes Beine begannen zu zittern und knickten weg. Die Ärztin landete im Sand, als CJ mit einem verständnislosen "Wer?" antwortete.
CJ kniete sich vor Lotte. "Soll ich einen Arzt rufen?"
"Nein! Hör einfach auf mit dem Scheiß, okay? Warum sind wir hier? Warum lügst du mich an?" Lotte verstand das hier einfach nicht. Warum tat CJ das? Was war hier los? Sie hatte das Gefühl, ihr Kopf würde zerspringen. In ihrem Sichtfeld blitzten grelle Lichter auf.
"Ich lüge dich doch nicht an. Lotte, das ist nicht witzig, was soll das? Wieso verhältst du dich so?"
Lotte schubste CJ mit ihrer noch verbliebenen Kraft weg. Sie fühlte sich, als würde sie am ganzen Körper zittern. "Doch! Das ist alles falsch. Bas war hier, und ein Stargate, und...." Soe spürte, wie ihr Sichtfeld sich verengte. Lotte blinzelte, doch sie konnte nichts dagegen tun."
"Bas? Dein Ex? Was sollte er denn hier wollen? Und was ist ein Stargate?"
"Hör endlich auf damit!" wollte Lotte brüllen, doch die Stimme versagte ihr. Die Kopfschmerzen waren unerträglich. Sie war kurz davor, das Bewusstsein zu verlieren.
"Was ist mir dir nur los?" CJ Stimme drang wie durch Watte zu Lotte. Sie spürte, dass er sich ihr wieder näherte, doch sie hatte keine Kraft, darauf zu reagieren. Sie murmelte "Lass mich... Geh weg...." und brach dann bewusstlos zusammen.
Plötzliche Kälte umhüllte Lotte und sie hatte wieder das Gefühl zu fallen. CJs ängstliches "Lotte?" verklang wie ein Nachhall in der Dunkelheit.
- Fortsetzung folgt -
[mit Dank an CJ Miller für die Inspiration]
Um Lotte wurde alles schwarz. Sie hatte das Gefühl, zu fallen. Das Rauschen, was sie vermeinte zu hören, wurde immer deutlicher und gleichförmiger. Ein Moter und das Rauschen des Fahrtwindes. Lotte konnte nur verschwommen sehen und tastete vorsichtig ihre Umgebung ab. Rechts stieß sie gegen einen Widerstand. Die salzige, frische Luft tat ihr gut, und nachdem sie ein paar Mal geblinzelt hatte, erkannte sie, dass sie in einem Auto saß. Lotte rieb sich die Augen. An den Traum, aus dem sie gerade erwacht war, konnte sie sich jetzt schon nur verschwommen erinnern. Lediglich das Gefühl der Angst war haften geblieben. Der alte amerikanische Wagen fuhr gemächlich an der Küste entlang. Lotte sah zum Fahrersitz und erkannte CJ.
"Is hier irgendwo was zu trinken?" nuschelte sie leise. Sie hatte unglaublichen Durst.
CJ sah Lotte mit einem leichten Grinsen an. "Auch wieder wach?" fragte er, während er nach hinten griff und Lotte eine Wasserflasche reichte.
Lotte nahm die Flasche entgegen und trank gierig. "Danke. Wie lang hab ich geschlafen?"
"So ca. 3 Stunden. Du bist weggedöst, als wir L.A. verlassen haben."
Lotte verschloss die Wasserflasche wieder und streckte sich leicht. Sie war verwirrt. Sie hatte keine Ahnung, wohin sie mit CJ fuhr. Der Traum saß ihr immer noch in den Knochen, und ihre Gedanken bewegten sich mit der Fließgeschwindigkeit von Kaugummi.
"Hättest mich wecken können. Ich hab echt kranken Mist geträumt." murmelte sie dann, nur um ein Gespräch zu beginnen, Vielleicht würde das ihre Neuronen ja aufwecken.
"Ach ja? Und das an einem so schönen Tag?"
"Komische Träume nehmen glaub ich weder Rücksicht aufs Wetter noch auf irgendwas anderes." erwiderte Lotte mit einem schiefen Grinsen.
"Was hast denn geträumt?" fragte CJ.
"Ich weiß nicht.... Es war total... beängstigend. Ich war gefangen oder so... Keine Ahnung. Nur dieses Gefühl... Echt mies. Hab ich lang nicht mehr erlebt." Lotte überlegte. Sie konnte sich nicht erinnern, und dennoch fühlte sich der Traum auch in der Erinnerung noch sehr real an. "Können wir vielleicht demnächst mal anhalten? Ich würd mich gern ein paar Schritte bewegen." Vielleicht würde ihr ein wenig Bewegung ja helfen.
"Klar doch. Wir sind eh gleich da." antwortete CJ mit einem Lächeln, dass Lotte schon gar nicht mehr sah, da die Müdigkeit sie wieder übermannte.
Als Lotte wieder aufwachte, stand der Wagen auf einem kleinen Parkplatz. Sie war allein. Die Scheiben waren heruntergedreht und Lotte konnte das Meer hören. Lotte stieg aus und sah sich nach CJ um. Sie sah niemanden, aber frische Spuren führten durch den Sand am Strand entlang. Die Niederländerin folgte den Spuren und lächelte ganz leicht. Das leise Knirschen des Sandes und die Schreie der Möwen erinnerten sie an ihre Heimat. Lotte genoss die Sonne und die salzige Seeluft, bemerkte dann aber einen Ring an ihrem Finger, den sie nicht kannte. Sie betrachtete den Ring, er war schlicht und mit einem kleinen Diamanten versehen, und begann zu frösteln. Lotte beschleunigte ihre Schritte und schlang die Arme um sich.
Plötzlich hörte sie eine Stimme hinter sich und fuhr herum, doch es war niemand zu sehen. Als sie weitergehen wollte, sah sie ein Stargate vor sich im Sand. Davor stand eine Person.
"CJ?" fragte Lotte, doch als der Mann sich umdrehte, erkannte sie ihn. Bastiaan, ihr früherer Verlobter. Lotte machte einen Schritt rückwärts. "Was machst du hier?" fragte sie ihn. Das konnte doch nicht sein, was machte er in den Staaten? Sie hatte ihn seit über eineinhalb Jahren nicht mehr gesehen, und nun tauchte er hier auf einmal auf. Das konnte nicht real sein.
"Wie meinst du das? Ich warte auf dich. Was denn sonst?" erwiderte Bastiaan lächelnd.
"Aber... Wo ist CJ?"
"Wer?" Als Bastiaan diese Frage stellte, begann der Ring des Stargates sich zu drehen. Die ersten Chevrons rasteten ein.
"Du solltest da wegkommen. Das.... Das Ding vom Stargate erwischt dich sonst." Lotte wurde nervös. Das hier konnte einfach nicht real sein, das war ihr klar. Trotzdem stand Bas da, und trotzdem würde der sich aufbauende Ereignishorizont ihn umbringen, wenn er dort nicht wegging.
"Was ist los? Was für ein Gate?" fragte Bas.
"Hinter dir... Komm einfach zu mir, okay?" Lotte wurde immer unruhiger, Sie wollte Bastiaan dort wegziehen, aber sie war zu weit entfernt, das wusste sie. Sie hätte es niemals geschafft.
"Hinter Mir?" Bastiaan drehte sich langsam um. In diesem Moment rastete das letzte Chevron ein, das Wurmloch etablierte sich und verschlang Bastiaan. Lotte starrte das Gate an. Um sie herum war es ruhig geworden, der Wind hatte nachgelassen, die Möwen verstummt. "Bas...." murmelte sie leise. Sie rieb sich die Schläfe, der Kopf tat ihr weh. "Das kann einfach nicht sein..."
Auf einmal legten sich kräftige Arme zärtlich von hinten um Lotte. "Da bist du ja. Wo wolltest denn ohne mich hin?" fragte eine Stimme sie, die sie beinahe sofort als CJs identifizierte. Trotzdem riss sie sich erschrocken los und sprang einen Schritt nach vorne.
"Wo kommst du denn auf einmal her?!" Sie starrte ihn verwundert an. Natürlich hatte es die ein oder andere Umarmung gegeben, aber gerade in der letzten Zeit eigentlich nicht mehr. Und selten war es von CJ ausgegangen. Normalerweise war sie es, die CJ umarmte, und nicht andersherum.
"Ich war an dem Kiosk und als ich zurück am Wagen war, warst du weg. Ich habe dich dann hier unten am Strand gesehen. Was hast du denn?"
Lotte sah zum Stargate. Es war verschwunden. Nichts deutete darauf hin, dass dort je ein Stargate gestanden hatte. "Ich... ich..." stammelte sie. "Wo sind wir hier eigentlich?"
CJ ging langsam auf Lotte zu. "An der Pazifikküste. Gehts dir nicht gut?"
"Doch... Nur Kopfschmerzen... Ist nicht so schlimm.... Das mit der Küste seh ich... Gehts nicht genauer?"
"Knapp 40 Meilen vor Monterey." antwortete CJ. Sein Blick war nun eindeutig besorgt.
"Monterey?" Lotte dachte nach, doch sie konnte diesen Namen mit nichts verbinden.
"Ja, Monterey. Der kleine Ort, wo wir unsere Flitterwochen verbringen. Gehts dir wirklich gut?"
Lotte hatte das Gefühl, dass das Dröhnen in ihrem Kopf zunahm. Es rauschte in ihren Ohren, sie konnte CJ nur schwer verstehen. "Flitter... bitte was?" Lotte hielt sich nun mit beiden Händen den Kopf. Die Welt tanzte vor ihren Augen, und es fiel ihr schwer, aufrecht stehen zu bleiben.
"Unsere Flitterwochen. Lotte, was ist mir dir? Du machst mir ein wenig Angst." CJs Besorgnis klang in seiner Stimme mit.
"Das ist nicht witzig.... Das solltest du wissen..." murmelte Lotte. Ihre Kopfschmerzen wurden immer stärker, sie konnte kaum einen klaren Gedanken fassen.
"Witzig? Lotte, ich mache keine Scherze. Was ist mit dir los?" CJ griff nach Lottes Hand, doch Lotte zog die Hand weg. "Und was ist mit Juliet?" fragte sie. Sie wusste, dass CJ seine Frau niemals verlassen würde. Das hier konnte alles nicht sein. Lottes Beine begannen zu zittern und knickten weg. Die Ärztin landete im Sand, als CJ mit einem verständnislosen "Wer?" antwortete.
CJ kniete sich vor Lotte. "Soll ich einen Arzt rufen?"
"Nein! Hör einfach auf mit dem Scheiß, okay? Warum sind wir hier? Warum lügst du mich an?" Lotte verstand das hier einfach nicht. Warum tat CJ das? Was war hier los? Sie hatte das Gefühl, ihr Kopf würde zerspringen. In ihrem Sichtfeld blitzten grelle Lichter auf.
"Ich lüge dich doch nicht an. Lotte, das ist nicht witzig, was soll das? Wieso verhältst du dich so?"
Lotte schubste CJ mit ihrer noch verbliebenen Kraft weg. Sie fühlte sich, als würde sie am ganzen Körper zittern. "Doch! Das ist alles falsch. Bas war hier, und ein Stargate, und...." Soe spürte, wie ihr Sichtfeld sich verengte. Lotte blinzelte, doch sie konnte nichts dagegen tun."
"Bas? Dein Ex? Was sollte er denn hier wollen? Und was ist ein Stargate?"
"Hör endlich auf damit!" wollte Lotte brüllen, doch die Stimme versagte ihr. Die Kopfschmerzen waren unerträglich. Sie war kurz davor, das Bewusstsein zu verlieren.
"Was ist mir dir nur los?" CJ Stimme drang wie durch Watte zu Lotte. Sie spürte, dass er sich ihr wieder näherte, doch sie hatte keine Kraft, darauf zu reagieren. Sie murmelte "Lass mich... Geh weg...." und brach dann bewusstlos zusammen.
Plötzliche Kälte umhüllte Lotte und sie hatte wieder das Gefühl zu fallen. CJs ängstliches "Lotte?" verklang wie ein Nachhall in der Dunkelheit.
- Fortsetzung folgt -
[mit Dank an CJ Miller für die Inspiration]
- Lotte van der Helden
- First Lieutenant
- Beiträge: 222
- Registriert: Sonntag 5. Juni 2011, 20:03
- Stationierung: Cheyenne Mountain Complex
- Abteilungen: MC
- Position im Team: Platoonleader
- Einheit: SG-6
- Kontaktdaten:
Re: Just me - aus Lottes Leben
Through the Looking-Glass III (Mai 2013)
Lotte wachte langsam auf. Sie fühlte sich schlecht, richtig schlecht. Sie war unheimlich durstig, die Zunge fühlte sich an, als wäre sie aus Schmirgelpapier. Ihre Arme und Beine waren steif und taub. Nur langsam begann die Niederländerin, ihre Umgebung wahrzunehmen. Sie hörte Wasser tropfen. Ihre Arme und Beine waren an einen Stuhl gefesselt. Lotte war trotz der kühlen Umgebung verschwitzt und zitterte.
Beinahe automatisch sah sie sich nach CJ um. Er war gerade noch bei ihr gewesen... Aber das war woanders. Nein, nicht ein anderer Ort, das, woran sie sich erinnerte, existierte nicht. Es war falsch, es waren Lügen, mit denen Chane versuchte, sie zu brechen. Lotte spürte Tränen in ihren Augen brennen. Aber das würde sie jetzt nicht zulassen. Sie würde keine Schwäche zeigen.
"Pssst" flüsterte plötzlich eine Stimme direkt vor Lotte. Lotte zuckte zusammen. Lina. Sie stand vor ihr, ein Becher mit Wasser in der Hand.
"Möchtest was trinken?"
Lotte biss sich auf die trockene Unterlippe und schüttelte den Kopf. Sie wollte nicht. Sie wollte allein sein, sich wie ein sterbendes Tier in eine dunkle Ecke verkriechen und diese nie wieder verlassen.
Lina musterte Lotte einen Moment. "Wieso nicht?" fragte sie dann.
Lotte konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. "Lass mich alleine..." krächzte sie mühsam.
Lina sah sie böse an. "Wenn du nicht willst, dann verreck doch!" Sie trank demonstrativ einen Schluck, verschüttete den restlichen Becherinhalt und stampfte wütend aus dem Raum.
Lotte kniff für einen Moment die Augen zusammen, um die Tränen zu stoppen. Das Wasser hätte ihr gut getan, und sie bereute es jetzt schon, das Angebot ausgeschlagen zu haben.
Bevor sie darüber jedoch länger nachdenken konnte, hörte Lotte bereits schwere Stiefel aus dem Flur. Chane betrat den Raum und strich Lotte mit der Hand über die Schulter, als sie an ihr vorbeiging. "Ist mein Spielzeug wieder erwacht?" fragte sie.
Lotte antwortete nicht. Chanes Berührung hinterließ ein brennendes Gefühl auf Lottes Schulter. Die blonde Ärztin versuchte, ihr Zittern zu unterdrücken. Die Spuren ihrer Tränen mussten auf ihren Wangen noch gut sichtbar sein, und Lotte hasste sich dafür, dass sie diese Schwäche zeigte. Sie musste sich zusammenreißen.
"Und, hattest du Spaß? Haben dir meine Kreationen gefallen?"
Lotte schwieg weiterhin und wich Chanes überlegenen und belustigten Blick aus, bis Chane ihr Kinn packte und sie so zwang, die Luzianerin anzusehen.
"Das war noch garnichts. Ich werde dir zeigen wie tief deine Abgründe sind."
"Du wirst das nicht schaffen." antwortete Lotte leise. Sie versuchte, ihre ganze Überzeugung in diese Aussage zu legen, doch sie kam sich selbst erbärmlich dabei vor.
Chane lachte nur finster. "Wir werden schon sehen, was wir in dir noch alles finden." sagte sie und nahm erneut den Handschuh vom Tisch.
Lotte begann unwillkürlich stärker zu zittern. Nein... Sie wollte das nicht...
"Viel Spaß." wünschte Chane noch mit einem abfälligen Grinsen und drückte Lotte dann den Kristall des Handschuhs auf die Stirn.
Wieder hatte Lotte das Gefühl, zu fallen. Es wurde einen Moment lang kalt, dann fand sie sich jedoch in einer warmen und trockenen Umgebung wieder. Lotte trug eine Uniform der U.S. Army und kniete mit einigen anderen Soldaten auf einer staubigen, trockenen Straße in einer Siedlung im Irak. Lotte nahm einen Schluck aus ihrer Wasserflasche. Neben ihr kniete ein Captain, den sie erst nach einem Moment des Nachdenkens als Cpt. Blacktree identifizierte, dessen Einheit sie im Auftrag der NATO auf der Suche nach Chemiewaffen unterstützte. Lotte fragte sich für einen Moment, warum sie gerade so lange brauchte, um ihre Umgebung einordnen zu können, aber vermutlich hatte sie nicht gut geschlafen. Sie tat sich damit bei großer Hitze immer schwer.
Blacktree riss die Niederländerin aus ihren Gedanken: "Miss van der Helden, wir haben unser Ziel lokalisiert und können nun weiter."
Lotte nickte dem Captain zu. "Verstanden." Er sah sympathisch aus, sie vertraute ihm. Blacktree gab den Befehl zum Aufbruch und die Gruppe Soldaten setzte sich wieder in Bewegung. Lotte beobachtete die Umgebung misstrauisch. Das schlechte Gefühl, dass sich in ihr breit machte, wollte einfach nicht verschwinden.
"Wir schätzen die Warscheinlichkeit auf über 70%, dass wir es dieses Mal wirklich mit einem getarten Labor zu tun haben." plauderte Blacktree neben ihr.
"Wir werden es sehen, Sir." antwortete Lotte unverbindlich. Wenn es nach ihr ginge, würden sie lieber nichts finden.
"Ich hoffe nur, Sie sind bereit, Beweise zu liefern, wenn es wirklich so ist. Der ganze Krieg würde sonst auf Spekulationen beruhen."
Lotte sah Blacktree mit gerunzelter Stirn an. Ihr gefiel der angedeutete Vorwurf nicht, der in dieser Aussage mitklang. "Wenn wir etwas finden, werde ich es entsprechend dokumentieren und meine Ergebnisse allen zuständigen Stellen zur Verfügung stellen. Das ist mein Job."
Blacktree nickte. "Davon bin ich ausgegangen."
Bevor Lotte länger über dieses Gespräch nachdenken konnte, meldete das Funkgerät sich knisternd zu Wort: "Corporal Brown hier. Zielgebäude in sich. Klären die Lage."
Lotte hoffte, dass die Männer wussten, was sie taten. Captain Blacktree wies die Gruppe an, zu halten und kniete sich ab. "Wir werden gleich Gewissheit haben." sagte er dabei zu Lotte.
Lotte kniete sich ebenfalls ab. "Ehrlich gesagt wäre es mir lieber, nichts zu finden." stellte sie fest.
Bevor Blacktree antworten konnte, waren von vorn laute Schüsse zu hören. "Feindkontakt, liegen unter schwerem Feuer!" meldete das Funkgerät. Lotte fluchte leise, während Blacktree weitere Männer nach vorn beorderte, um die Vorhut zu unterstützen.
"Ich glaube, wir sind heute fündig geworden, Miss van der Helden."
Lotte nickte nur. "Solange sie das nicht einsetzen, was sie in ihrem Labor haben..." murmelte sie. Sie konnte Blacktrees Freude üder den Fund nicht teilen. Als Lotte erst dumpfe Schläge und dann ein pfeifendes Geräusch über sich hörte, blickte sie nach oben. Sie sah kleine schwarze Punkte über den Himmel fliegen, die dann mit dumpfen Schlägen in der Umgebung einschlugen und gelbliche Wolken verteilten.
"Gottverdammte Scheiße..." murmelte Lotte. "Captain? Die Masken!" Lotte begann bereits, ihre Maske aufzusetzen, als sie den Ruf "ABC-Alarm!" aus verschiedenen Richtungen hörte. Die Niederländerin versuchte, zumindest äußerlich ruhig zu bleiben, aber ihre Gedanken rasten bereits. Sie wusste, dass die Schutzmasken viel mehr eine psychologische Wirkung hatten, als dass sie ein wirklicher Schutz waren. Aber jetzt durchzudrehen würde auch niemandem helfen.
Blacktree befahl den Rückzug und zog Lotte mit sich. Den Befehl musste Lotte sich nicht zweimal geben lassen, trotzdem hielt sie sich in Blacktrees Nähe. Er war schließlich derjenige, der sich hier auskannte.
Die Wolken breiteten sich langsam aus und verbanden sich zu einem Nebelschleier, der sich auf die Straße legte. Lotte konnte kaum weiter als fünf Meter sehen, und die Sonne schien nur noch schwach durch den gelblichen Nebel. Ein bleierner Geschmack breitete sich auf Lottes Zunge aus.
Lotte versuchte, ihre Gedanken abzuschalten und nur noch neben Blacktree herzulaufen.
Plötzlich stolperte der Captain und fiel zu Boden. Lotte stoppte, kniete sich neben ihn und versuchte, ihn umzudrehen. "Captain! Sir? Hören Sie mich? Wir müssen weiter!" Lotte tastete nach dem Puls des Mannes und sah ihm ins Gesicht. Seine offenen Augen waren blutunterlaufen, erste rote Rinnsale liefen bereits seine Schläfen hinab. Während Lotte ihn noch ansah, begann er, unkontrolliert zu zucken.
Lotte schloss kurz die Augen, verdrängte das Kribbeln in ihren Fingern und den bitteren Geruch in der Nase. Benommen lief sie weiter. Auch andere Soldaten, die in ihr Sichtfeld kamen, kippten um oder lagen bereits zuckend am Boden. Lottes ganzer Körper kribbelte. Sie fühlte sich schwach und konnte nur schwer atmen. Sie spürte, dass sich Schaum vor ihrem Mund bildete, der metallisch schmeckte. Das Sichtfeld der Ärztin verschwamm und färbte sich rot.
Dann stolperte sie und fiel zu Boden. Lotte verlor das Bewusstsein. Es fühlte sich friedlich an, schmerzlos. Sie fühlte sich wohl und geborgen.
- Fortsetzung folgt -
[mit Dank an CJ Miller für die Inspiration]
Lotte wachte langsam auf. Sie fühlte sich schlecht, richtig schlecht. Sie war unheimlich durstig, die Zunge fühlte sich an, als wäre sie aus Schmirgelpapier. Ihre Arme und Beine waren steif und taub. Nur langsam begann die Niederländerin, ihre Umgebung wahrzunehmen. Sie hörte Wasser tropfen. Ihre Arme und Beine waren an einen Stuhl gefesselt. Lotte war trotz der kühlen Umgebung verschwitzt und zitterte.
Beinahe automatisch sah sie sich nach CJ um. Er war gerade noch bei ihr gewesen... Aber das war woanders. Nein, nicht ein anderer Ort, das, woran sie sich erinnerte, existierte nicht. Es war falsch, es waren Lügen, mit denen Chane versuchte, sie zu brechen. Lotte spürte Tränen in ihren Augen brennen. Aber das würde sie jetzt nicht zulassen. Sie würde keine Schwäche zeigen.
"Pssst" flüsterte plötzlich eine Stimme direkt vor Lotte. Lotte zuckte zusammen. Lina. Sie stand vor ihr, ein Becher mit Wasser in der Hand.
"Möchtest was trinken?"
Lotte biss sich auf die trockene Unterlippe und schüttelte den Kopf. Sie wollte nicht. Sie wollte allein sein, sich wie ein sterbendes Tier in eine dunkle Ecke verkriechen und diese nie wieder verlassen.
Lina musterte Lotte einen Moment. "Wieso nicht?" fragte sie dann.
Lotte konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. "Lass mich alleine..." krächzte sie mühsam.
Lina sah sie böse an. "Wenn du nicht willst, dann verreck doch!" Sie trank demonstrativ einen Schluck, verschüttete den restlichen Becherinhalt und stampfte wütend aus dem Raum.
Lotte kniff für einen Moment die Augen zusammen, um die Tränen zu stoppen. Das Wasser hätte ihr gut getan, und sie bereute es jetzt schon, das Angebot ausgeschlagen zu haben.
Bevor sie darüber jedoch länger nachdenken konnte, hörte Lotte bereits schwere Stiefel aus dem Flur. Chane betrat den Raum und strich Lotte mit der Hand über die Schulter, als sie an ihr vorbeiging. "Ist mein Spielzeug wieder erwacht?" fragte sie.
Lotte antwortete nicht. Chanes Berührung hinterließ ein brennendes Gefühl auf Lottes Schulter. Die blonde Ärztin versuchte, ihr Zittern zu unterdrücken. Die Spuren ihrer Tränen mussten auf ihren Wangen noch gut sichtbar sein, und Lotte hasste sich dafür, dass sie diese Schwäche zeigte. Sie musste sich zusammenreißen.
"Und, hattest du Spaß? Haben dir meine Kreationen gefallen?"
Lotte schwieg weiterhin und wich Chanes überlegenen und belustigten Blick aus, bis Chane ihr Kinn packte und sie so zwang, die Luzianerin anzusehen.
"Das war noch garnichts. Ich werde dir zeigen wie tief deine Abgründe sind."
"Du wirst das nicht schaffen." antwortete Lotte leise. Sie versuchte, ihre ganze Überzeugung in diese Aussage zu legen, doch sie kam sich selbst erbärmlich dabei vor.
Chane lachte nur finster. "Wir werden schon sehen, was wir in dir noch alles finden." sagte sie und nahm erneut den Handschuh vom Tisch.
Lotte begann unwillkürlich stärker zu zittern. Nein... Sie wollte das nicht...
"Viel Spaß." wünschte Chane noch mit einem abfälligen Grinsen und drückte Lotte dann den Kristall des Handschuhs auf die Stirn.
Wieder hatte Lotte das Gefühl, zu fallen. Es wurde einen Moment lang kalt, dann fand sie sich jedoch in einer warmen und trockenen Umgebung wieder. Lotte trug eine Uniform der U.S. Army und kniete mit einigen anderen Soldaten auf einer staubigen, trockenen Straße in einer Siedlung im Irak. Lotte nahm einen Schluck aus ihrer Wasserflasche. Neben ihr kniete ein Captain, den sie erst nach einem Moment des Nachdenkens als Cpt. Blacktree identifizierte, dessen Einheit sie im Auftrag der NATO auf der Suche nach Chemiewaffen unterstützte. Lotte fragte sich für einen Moment, warum sie gerade so lange brauchte, um ihre Umgebung einordnen zu können, aber vermutlich hatte sie nicht gut geschlafen. Sie tat sich damit bei großer Hitze immer schwer.
Blacktree riss die Niederländerin aus ihren Gedanken: "Miss van der Helden, wir haben unser Ziel lokalisiert und können nun weiter."
Lotte nickte dem Captain zu. "Verstanden." Er sah sympathisch aus, sie vertraute ihm. Blacktree gab den Befehl zum Aufbruch und die Gruppe Soldaten setzte sich wieder in Bewegung. Lotte beobachtete die Umgebung misstrauisch. Das schlechte Gefühl, dass sich in ihr breit machte, wollte einfach nicht verschwinden.
"Wir schätzen die Warscheinlichkeit auf über 70%, dass wir es dieses Mal wirklich mit einem getarten Labor zu tun haben." plauderte Blacktree neben ihr.
"Wir werden es sehen, Sir." antwortete Lotte unverbindlich. Wenn es nach ihr ginge, würden sie lieber nichts finden.
"Ich hoffe nur, Sie sind bereit, Beweise zu liefern, wenn es wirklich so ist. Der ganze Krieg würde sonst auf Spekulationen beruhen."
Lotte sah Blacktree mit gerunzelter Stirn an. Ihr gefiel der angedeutete Vorwurf nicht, der in dieser Aussage mitklang. "Wenn wir etwas finden, werde ich es entsprechend dokumentieren und meine Ergebnisse allen zuständigen Stellen zur Verfügung stellen. Das ist mein Job."
Blacktree nickte. "Davon bin ich ausgegangen."
Bevor Lotte länger über dieses Gespräch nachdenken konnte, meldete das Funkgerät sich knisternd zu Wort: "Corporal Brown hier. Zielgebäude in sich. Klären die Lage."
Lotte hoffte, dass die Männer wussten, was sie taten. Captain Blacktree wies die Gruppe an, zu halten und kniete sich ab. "Wir werden gleich Gewissheit haben." sagte er dabei zu Lotte.
Lotte kniete sich ebenfalls ab. "Ehrlich gesagt wäre es mir lieber, nichts zu finden." stellte sie fest.
Bevor Blacktree antworten konnte, waren von vorn laute Schüsse zu hören. "Feindkontakt, liegen unter schwerem Feuer!" meldete das Funkgerät. Lotte fluchte leise, während Blacktree weitere Männer nach vorn beorderte, um die Vorhut zu unterstützen.
"Ich glaube, wir sind heute fündig geworden, Miss van der Helden."
Lotte nickte nur. "Solange sie das nicht einsetzen, was sie in ihrem Labor haben..." murmelte sie. Sie konnte Blacktrees Freude üder den Fund nicht teilen. Als Lotte erst dumpfe Schläge und dann ein pfeifendes Geräusch über sich hörte, blickte sie nach oben. Sie sah kleine schwarze Punkte über den Himmel fliegen, die dann mit dumpfen Schlägen in der Umgebung einschlugen und gelbliche Wolken verteilten.
"Gottverdammte Scheiße..." murmelte Lotte. "Captain? Die Masken!" Lotte begann bereits, ihre Maske aufzusetzen, als sie den Ruf "ABC-Alarm!" aus verschiedenen Richtungen hörte. Die Niederländerin versuchte, zumindest äußerlich ruhig zu bleiben, aber ihre Gedanken rasten bereits. Sie wusste, dass die Schutzmasken viel mehr eine psychologische Wirkung hatten, als dass sie ein wirklicher Schutz waren. Aber jetzt durchzudrehen würde auch niemandem helfen.
Blacktree befahl den Rückzug und zog Lotte mit sich. Den Befehl musste Lotte sich nicht zweimal geben lassen, trotzdem hielt sie sich in Blacktrees Nähe. Er war schließlich derjenige, der sich hier auskannte.
Die Wolken breiteten sich langsam aus und verbanden sich zu einem Nebelschleier, der sich auf die Straße legte. Lotte konnte kaum weiter als fünf Meter sehen, und die Sonne schien nur noch schwach durch den gelblichen Nebel. Ein bleierner Geschmack breitete sich auf Lottes Zunge aus.
Lotte versuchte, ihre Gedanken abzuschalten und nur noch neben Blacktree herzulaufen.
Plötzlich stolperte der Captain und fiel zu Boden. Lotte stoppte, kniete sich neben ihn und versuchte, ihn umzudrehen. "Captain! Sir? Hören Sie mich? Wir müssen weiter!" Lotte tastete nach dem Puls des Mannes und sah ihm ins Gesicht. Seine offenen Augen waren blutunterlaufen, erste rote Rinnsale liefen bereits seine Schläfen hinab. Während Lotte ihn noch ansah, begann er, unkontrolliert zu zucken.
Lotte schloss kurz die Augen, verdrängte das Kribbeln in ihren Fingern und den bitteren Geruch in der Nase. Benommen lief sie weiter. Auch andere Soldaten, die in ihr Sichtfeld kamen, kippten um oder lagen bereits zuckend am Boden. Lottes ganzer Körper kribbelte. Sie fühlte sich schwach und konnte nur schwer atmen. Sie spürte, dass sich Schaum vor ihrem Mund bildete, der metallisch schmeckte. Das Sichtfeld der Ärztin verschwamm und färbte sich rot.
Dann stolperte sie und fiel zu Boden. Lotte verlor das Bewusstsein. Es fühlte sich friedlich an, schmerzlos. Sie fühlte sich wohl und geborgen.
- Fortsetzung folgt -
[mit Dank an CJ Miller für die Inspiration]
- Lotte van der Helden
- First Lieutenant
- Beiträge: 222
- Registriert: Sonntag 5. Juni 2011, 20:03
- Stationierung: Cheyenne Mountain Complex
- Abteilungen: MC
- Position im Team: Platoonleader
- Einheit: SG-6
- Kontaktdaten:
Re: Just me - aus Lottes Leben
Through the Looking-Glass IV (Mai 2013)
Song des Tages (Self Portrait von Blackmore's Night)
Lotte wachte mit dem Gefühl auf, einen besonders schrecklichen Traum hinter sich zu lassen. Sie lag in einem Bett, durch eine große Fensterfront schien die Sonne herein. Lotte sützte sich auf die Unterarme, blinzelte ein paar Mal und sah sich um. Sie befand sich in einem Krankenhauszimmer. Das zweite Bett im Raum war nicht belegt. Die Sonne blendete zu sehr, um vor dem Fenster etwas zu erkennen. Die Ärztin sah an sich herunter. Sie trug ein Krankenhaus-Nachthemd und war an eine Infusion und eine Pulsmesser angeschlossen.
Als sie sich gerade daran machte, einen Klingelknopf zu suchen, betrat ein Arzt das Zimmer. Als er bemerkte, dass Lotte wach war, sah der kleine Asiate mit einem freundlichen Lächeln von seinem Klemmbrett auf. "Guten Tag, wie geht es Ihnen?" fragte er Lotte und trat an ihr Bett. Auf seinem Ausweis, der an seinem Kittel hing, hieß er Dr. Jun.
"Soweit ich das beurteilen kann, gut, abgesehen davon, dass ich in einem Krankenhausbett liege." antwortete Lotte. Sie fühlte sich wirklich ganz gut, aber natürlich beunruhigte sie dieser Ort.
"Können sie mir sagen wie sie heißen und wo sie sich befinden?" fragte der Arzt dann.
"Lotte van der Helden... Ich hab keine Ahnung wo ich bin." gab Lotte dann zu.
"Sie befinden sich im Krankenhaus von Salinas, Kalifornien." erklärte Dr. Jun.
Lotte runzelte die Stirn. Mit Kalifornien hatte sie nicht gerechnet. Sie konnte sich das nicht erklären. "Okay... Und wie bin ich hier gelandet?"
"Was ist das letzte, an das sie sich erinnern können?"
"Ich.... ich bin mir nicht sicher. Das, woran ich mich erinnere... es wirkt eher wie ein Traum." Lotte traute sich nicht so recht, zu erzählen, was sie erlebt hatte. Sie befürchtete, dass der Arzt sie für verrückt halten würde. Schließlich war ihr selbst klar, dass sie das nicht überlebt haben konnte. Dennoch... etwas anderes fiel ihr nicht ein.
Dr. Jun zog sich einen kleinen Hocker auf Rollen heran und setzte sich. "Und was ist das?"
"Ich war im Irak, mit einer Einheit unterwegs, die Chemiewaffenlabore gesucht hat."
Der Arzt hörte Lotte zu und machte sich ein paar Notizen. "Was war das für eine Einheit?" fragte er dann.
Lotte überlegte. Sie wusste es nicht. "US Army. Aber ich gehör nicht dazu, eigentlich. Genauer weiß ich es nicht." sagte sie fast entschuldigend.
"Wir können auch gerne etwas später darüber reden, wenn es ihnen jetzt schwer fällt." meinte Dr. Jun lächelnd.
"Mhm. Wenn Sie mir erzählen, was mit mir ist und wie ich hergekommen bin..." Lotte wollte nicht, dass der Arzt ging, ohne ihr das zu erklären. Die Ungewissheit nagte doch sehr an ihr.
"Ich möchte Sie gerne vorher etwas fragen. Kennen Sie einen..." Dr. Jun schaute auf sein Klemmbrett. "...Christopher John Miller?"
Lotte setzte sich auf. Natürlich kannte sie diesen Namen. "CJ? Ja, klar."
"Wie stehen sie zu dieser Person? Was verbinden sie mit dieser Person?"
"Ich..." Die Frage des Arztes verunsicherte Lotte. "Wir sind... Freunde?"
"Was würden Sie sagen, wenn ich ihnen erzähle, dass das nicht stimmt? Mrs. Miller?"
Lotte schüttelte den Kopf. "Was? Das... das... kann nicht sein...." Sie war sich sicher, dass sie und CJ Freunde waren. Freunde und Kollegen, mehr aber nicht. Er war verheiratet, und das glücklich... Und zwar nicht mit ihr. Dessen war sie sich sicher.
"Es ist aber die Wahrheit. Sie hatten einen Nervenzusammenbruch und ihr Mann Christopher Miller hat sie hier her gebracht."
"Ich bin nicht verheiratet..." murmelte Lotte.
"Doch, das sind Sie. Schauen sie auf ihre Hand."
Lotte sah hin. Den Ring erkannte sie wieder. Sie hatte ihn bereits getragen... An einem Strand... Aber das war nicht real gewesen, nicht echt... "Ich kann mich nicht erinnern..." murmelte sie leise.
"Sie scheinen einen leichten Gedächnisverlust erlitten zu haben. Leider können wir noch nicht sagen wieso und wie lange dieser anhält, aber es ist die Wahrheit. Sie sind verheiratet mit Christopher Miller."
"Aber... ich versteh das nicht, seine Frau, sie ist doch schwanger, und er war so glücklich.... das ist...." Lotte brach ab. Sie kannte diesen Arzt im Grunde nicht, und sie wollte nicht, dass er sie für völlig verrückt hielt, obwohl sie sich gerade selbst so fühlte. Hatte er womöglich wirklich Recht? War sie CJs Frau, und hatte alles vergessen?
"Möchten Sie, dass ich ihn herein hole, oder möchten Sie etwas Zeit für sich?"
Lotte überlegte einen Moment. Sie hatte immer noch das Gefühl, dass diese Geschichte nicht stimmte. Trotzdem tat ihr der Gedanke an CJ gut. Seine Anwesenheit würde ihr sicher helfen. Die Niederländerin wusste nicht, was real war und was nicht, aber sie wusste, was sie für CJ empfand. "Ich... ich weiß nicht... ja... ich möchte ihn sehen."
"Ich bin übrigens Dr. Jun. Ich bin für Sie verantwortlich, also wenn was sein sollte, fragen Sie nach mir."
Lotte nickte und der Arzt verließ den Raum. Lotte schob ihr Kissen ein wenig zurecht und lehnte sich halb sitzend dagegen. Sie war zutiefst verwirrt, aber sie fühlte sich hier sicher. Obwohl sie es nicht erklären konnte, hatte sie das Verlangen, diese Sicherheit so lange zu genießen, wie sie nur konnte.
Dann betrat CJ den Raum und näherte sich vorsichtig Lottes Bett. "Hi, wie gehts dir?" fragte er und musterte sie besorgt.
"Ich weiß nicht... ich glaub ganz okay..." antwortete Lotte unsicher. Sie fühlte sich in CJs Nähe wohl, doch trotzdem stimmte sein Verhalten einfach nicht.
CJ setzte sich auf den Hocker, auf dem eben noch der Arzt gesessen hatte. "Du hast mir einen ziemlichen Schrecken eingejagt."
"Tut mir leid."
"Solange es dir wieder gut geht ist alles ok." CJ griff vorsichtig nach Lottes Hand. Sie wollte ihre Hand im ersten Moment wegziehen, unterdrückte diesen Impuls aber. Es würde CJ sicher verletzen, wenn sie das tat.
"Ja..."
CJ lächelte. "Der Doc meinte, dass wenn es dir besser geht, du wieder hier raus darfst."
"Das wär gut. Ich weiß aber nicht... ich erinner mich an nichts." Lotte war sich nicht sicher, ob der Arzt sie als gesund einschätzen würde. Irgendwie zweifelte sie daran.
"Wie, an nichts?" CJ sah sie fragend an.
Lotte atmete durch. "Ich erinner mich an viele Sachen, aber... ich weiß nicht, ob das stimmt... Wir... wir sind Freunde. Und Kollegen. Aber... du hast eine Frau und... ich weiß nicht was mit mir los ist."
"Ich weiß nicht was in dir vorgeht, aber du bist meine Frau und ich war vorher nicht verheiratet. Wir haben uns vor 5 Jahren kennen gelernt, als du eine Autopanne hattest und wir haben vor 2 Monaten geheiratet. Egal was es ist, ich werde dir helfen es durchzustehen."
Lotte nickte leicht. Es hörte sich plausibel an, es kam ihr sogar irgendwie bekannt vor. Vielleicht war das hier doch real...? "Es tut mir leid, ich... ich kann mich daran einfach nicht erinnern. Wohnen wir hier? In Kalifornien?"
"Ja, wir haben ein kleines Reihenhaus in San Francisco und du Unterrichtest in Stanford."
"Stanford?" Lotte überlegte. Der Name kam ihr dunkel bekannt vor, aber sie kannte den Ort nicht.
"Liegt im südlichen Bereich der Bucht von San Francisco."
"Ich war noch..." Lotte brach ab. Sie hatte sagen wollen, dass sie noch nie in Kalifornien war, aber das stimmte ja offensichtlich nicht.
CJ sah sie kurz fragend an. "Du Unterrichtest da Studenten."
"In was?"
"Biologie." antwortete CJ mit einem Schmunzeln. "Ich konnte dir da noch nie richtig folgen. Irgendwas mit Bakterien und Mikrobiologie."
Lotte lächelte ganz leicht. Sie hatte das Gefühl, sich daran erinnern zu können. Es passte. "Ja, das... das kommt mir bekannt vor."
CJ erwiderte Lottes Lächeln. "Möchtest du etwas trinken?"
"Mhm. Wie lang bin ich hier, und was genau ist passiert?"
"Du bist seid zwei Tagen hier. Du bist am Strand zusammengebrochen und da hab ich dich hier her gebracht."
"Auf dem Weg nach Monterey." murmelte Lotte leise. Sie erinnerte sich...
"Genau. Du hast komisches Zeug geredet und bist einfach zusammengebrochen und hast mir dabei einen tierischen Schrecken verpasst." CJ stand langsam auf und ließ Lottes Hand los. "Ich organisier mal was zu trinken, ok?"
Lotte zog ihre Hand sofort weg. "Ja, okay..." Sie erinnerte sich an das, was am Strand passiert war, an das Stargate, Bas, daran, dass ihr alles so furchtbar falsch vorgekommen war. Als CJ das Zimmer verließ, fühlte sie sich einsam, aber gleichzeitig überkam sie eine bleierne Müdigkeit.
Lotte schloss die Augen und glitt langsam in den Schlaf. Das Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit verblasste. Es war nur ein Traum... Aber was war noch real?
- Fortsetzung folgt -
[mit Dank an CJ Miller für die Inspiration]
Song des Tages (Self Portrait von Blackmore's Night)
Lotte wachte mit dem Gefühl auf, einen besonders schrecklichen Traum hinter sich zu lassen. Sie lag in einem Bett, durch eine große Fensterfront schien die Sonne herein. Lotte sützte sich auf die Unterarme, blinzelte ein paar Mal und sah sich um. Sie befand sich in einem Krankenhauszimmer. Das zweite Bett im Raum war nicht belegt. Die Sonne blendete zu sehr, um vor dem Fenster etwas zu erkennen. Die Ärztin sah an sich herunter. Sie trug ein Krankenhaus-Nachthemd und war an eine Infusion und eine Pulsmesser angeschlossen.
Als sie sich gerade daran machte, einen Klingelknopf zu suchen, betrat ein Arzt das Zimmer. Als er bemerkte, dass Lotte wach war, sah der kleine Asiate mit einem freundlichen Lächeln von seinem Klemmbrett auf. "Guten Tag, wie geht es Ihnen?" fragte er Lotte und trat an ihr Bett. Auf seinem Ausweis, der an seinem Kittel hing, hieß er Dr. Jun.
"Soweit ich das beurteilen kann, gut, abgesehen davon, dass ich in einem Krankenhausbett liege." antwortete Lotte. Sie fühlte sich wirklich ganz gut, aber natürlich beunruhigte sie dieser Ort.
"Können sie mir sagen wie sie heißen und wo sie sich befinden?" fragte der Arzt dann.
"Lotte van der Helden... Ich hab keine Ahnung wo ich bin." gab Lotte dann zu.
"Sie befinden sich im Krankenhaus von Salinas, Kalifornien." erklärte Dr. Jun.
Lotte runzelte die Stirn. Mit Kalifornien hatte sie nicht gerechnet. Sie konnte sich das nicht erklären. "Okay... Und wie bin ich hier gelandet?"
"Was ist das letzte, an das sie sich erinnern können?"
"Ich.... ich bin mir nicht sicher. Das, woran ich mich erinnere... es wirkt eher wie ein Traum." Lotte traute sich nicht so recht, zu erzählen, was sie erlebt hatte. Sie befürchtete, dass der Arzt sie für verrückt halten würde. Schließlich war ihr selbst klar, dass sie das nicht überlebt haben konnte. Dennoch... etwas anderes fiel ihr nicht ein.
Dr. Jun zog sich einen kleinen Hocker auf Rollen heran und setzte sich. "Und was ist das?"
"Ich war im Irak, mit einer Einheit unterwegs, die Chemiewaffenlabore gesucht hat."
Der Arzt hörte Lotte zu und machte sich ein paar Notizen. "Was war das für eine Einheit?" fragte er dann.
Lotte überlegte. Sie wusste es nicht. "US Army. Aber ich gehör nicht dazu, eigentlich. Genauer weiß ich es nicht." sagte sie fast entschuldigend.
"Wir können auch gerne etwas später darüber reden, wenn es ihnen jetzt schwer fällt." meinte Dr. Jun lächelnd.
"Mhm. Wenn Sie mir erzählen, was mit mir ist und wie ich hergekommen bin..." Lotte wollte nicht, dass der Arzt ging, ohne ihr das zu erklären. Die Ungewissheit nagte doch sehr an ihr.
"Ich möchte Sie gerne vorher etwas fragen. Kennen Sie einen..." Dr. Jun schaute auf sein Klemmbrett. "...Christopher John Miller?"
Lotte setzte sich auf. Natürlich kannte sie diesen Namen. "CJ? Ja, klar."
"Wie stehen sie zu dieser Person? Was verbinden sie mit dieser Person?"
"Ich..." Die Frage des Arztes verunsicherte Lotte. "Wir sind... Freunde?"
"Was würden Sie sagen, wenn ich ihnen erzähle, dass das nicht stimmt? Mrs. Miller?"
Lotte schüttelte den Kopf. "Was? Das... das... kann nicht sein...." Sie war sich sicher, dass sie und CJ Freunde waren. Freunde und Kollegen, mehr aber nicht. Er war verheiratet, und das glücklich... Und zwar nicht mit ihr. Dessen war sie sich sicher.
"Es ist aber die Wahrheit. Sie hatten einen Nervenzusammenbruch und ihr Mann Christopher Miller hat sie hier her gebracht."
"Ich bin nicht verheiratet..." murmelte Lotte.
"Doch, das sind Sie. Schauen sie auf ihre Hand."
Lotte sah hin. Den Ring erkannte sie wieder. Sie hatte ihn bereits getragen... An einem Strand... Aber das war nicht real gewesen, nicht echt... "Ich kann mich nicht erinnern..." murmelte sie leise.
"Sie scheinen einen leichten Gedächnisverlust erlitten zu haben. Leider können wir noch nicht sagen wieso und wie lange dieser anhält, aber es ist die Wahrheit. Sie sind verheiratet mit Christopher Miller."
"Aber... ich versteh das nicht, seine Frau, sie ist doch schwanger, und er war so glücklich.... das ist...." Lotte brach ab. Sie kannte diesen Arzt im Grunde nicht, und sie wollte nicht, dass er sie für völlig verrückt hielt, obwohl sie sich gerade selbst so fühlte. Hatte er womöglich wirklich Recht? War sie CJs Frau, und hatte alles vergessen?
"Möchten Sie, dass ich ihn herein hole, oder möchten Sie etwas Zeit für sich?"
Lotte überlegte einen Moment. Sie hatte immer noch das Gefühl, dass diese Geschichte nicht stimmte. Trotzdem tat ihr der Gedanke an CJ gut. Seine Anwesenheit würde ihr sicher helfen. Die Niederländerin wusste nicht, was real war und was nicht, aber sie wusste, was sie für CJ empfand. "Ich... ich weiß nicht... ja... ich möchte ihn sehen."
"Ich bin übrigens Dr. Jun. Ich bin für Sie verantwortlich, also wenn was sein sollte, fragen Sie nach mir."
Lotte nickte und der Arzt verließ den Raum. Lotte schob ihr Kissen ein wenig zurecht und lehnte sich halb sitzend dagegen. Sie war zutiefst verwirrt, aber sie fühlte sich hier sicher. Obwohl sie es nicht erklären konnte, hatte sie das Verlangen, diese Sicherheit so lange zu genießen, wie sie nur konnte.
Dann betrat CJ den Raum und näherte sich vorsichtig Lottes Bett. "Hi, wie gehts dir?" fragte er und musterte sie besorgt.
"Ich weiß nicht... ich glaub ganz okay..." antwortete Lotte unsicher. Sie fühlte sich in CJs Nähe wohl, doch trotzdem stimmte sein Verhalten einfach nicht.
CJ setzte sich auf den Hocker, auf dem eben noch der Arzt gesessen hatte. "Du hast mir einen ziemlichen Schrecken eingejagt."
"Tut mir leid."
"Solange es dir wieder gut geht ist alles ok." CJ griff vorsichtig nach Lottes Hand. Sie wollte ihre Hand im ersten Moment wegziehen, unterdrückte diesen Impuls aber. Es würde CJ sicher verletzen, wenn sie das tat.
"Ja..."
CJ lächelte. "Der Doc meinte, dass wenn es dir besser geht, du wieder hier raus darfst."
"Das wär gut. Ich weiß aber nicht... ich erinner mich an nichts." Lotte war sich nicht sicher, ob der Arzt sie als gesund einschätzen würde. Irgendwie zweifelte sie daran.
"Wie, an nichts?" CJ sah sie fragend an.
Lotte atmete durch. "Ich erinner mich an viele Sachen, aber... ich weiß nicht, ob das stimmt... Wir... wir sind Freunde. Und Kollegen. Aber... du hast eine Frau und... ich weiß nicht was mit mir los ist."
"Ich weiß nicht was in dir vorgeht, aber du bist meine Frau und ich war vorher nicht verheiratet. Wir haben uns vor 5 Jahren kennen gelernt, als du eine Autopanne hattest und wir haben vor 2 Monaten geheiratet. Egal was es ist, ich werde dir helfen es durchzustehen."
Lotte nickte leicht. Es hörte sich plausibel an, es kam ihr sogar irgendwie bekannt vor. Vielleicht war das hier doch real...? "Es tut mir leid, ich... ich kann mich daran einfach nicht erinnern. Wohnen wir hier? In Kalifornien?"
"Ja, wir haben ein kleines Reihenhaus in San Francisco und du Unterrichtest in Stanford."
"Stanford?" Lotte überlegte. Der Name kam ihr dunkel bekannt vor, aber sie kannte den Ort nicht.
"Liegt im südlichen Bereich der Bucht von San Francisco."
"Ich war noch..." Lotte brach ab. Sie hatte sagen wollen, dass sie noch nie in Kalifornien war, aber das stimmte ja offensichtlich nicht.
CJ sah sie kurz fragend an. "Du Unterrichtest da Studenten."
"In was?"
"Biologie." antwortete CJ mit einem Schmunzeln. "Ich konnte dir da noch nie richtig folgen. Irgendwas mit Bakterien und Mikrobiologie."
Lotte lächelte ganz leicht. Sie hatte das Gefühl, sich daran erinnern zu können. Es passte. "Ja, das... das kommt mir bekannt vor."
CJ erwiderte Lottes Lächeln. "Möchtest du etwas trinken?"
"Mhm. Wie lang bin ich hier, und was genau ist passiert?"
"Du bist seid zwei Tagen hier. Du bist am Strand zusammengebrochen und da hab ich dich hier her gebracht."
"Auf dem Weg nach Monterey." murmelte Lotte leise. Sie erinnerte sich...
"Genau. Du hast komisches Zeug geredet und bist einfach zusammengebrochen und hast mir dabei einen tierischen Schrecken verpasst." CJ stand langsam auf und ließ Lottes Hand los. "Ich organisier mal was zu trinken, ok?"
Lotte zog ihre Hand sofort weg. "Ja, okay..." Sie erinnerte sich an das, was am Strand passiert war, an das Stargate, Bas, daran, dass ihr alles so furchtbar falsch vorgekommen war. Als CJ das Zimmer verließ, fühlte sie sich einsam, aber gleichzeitig überkam sie eine bleierne Müdigkeit.
Lotte schloss die Augen und glitt langsam in den Schlaf. Das Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit verblasste. Es war nur ein Traum... Aber was war noch real?
- Fortsetzung folgt -
[mit Dank an CJ Miller für die Inspiration]
- Lotte van der Helden
- First Lieutenant
- Beiträge: 222
- Registriert: Sonntag 5. Juni 2011, 20:03
- Stationierung: Cheyenne Mountain Complex
- Abteilungen: MC
- Position im Team: Platoonleader
- Einheit: SG-6
- Kontaktdaten:
Re: Just me - aus Lottes Leben
Through the Looking-Glass V (Mai 2013)
Song des Tages (2000 Meilen unterm Meer von Subway to Sally)
Als Lotte langsam und träge erwachte, war das erste, was sie wahrnahm, Schmerz. Ihr Kopf dröhnte und es fühlte sich an, als würde ihr Gehirn den Schädel bald sprengen. Arme und Beine waren nicht mehr nur taub, die Muskeln und Gelenke brüllten vor Schmerz. Lotte wusste nicht, wie lange sie schon an diese Stuhl gefesselt war. Stunden? Tage? Sie konnte sich an nichts erinnern, und doch an alles. Beinahe erwartete sie, CJ zu sehen, wenn sie ihre Augen öffnete. Sie konnte nicht mehr trennen zwischen dem, was sie im Traum erlebte, und dem, was Realität war.
Lotte stöhnte leise und versuchte, Arme und Beine zu bewegen, wenigstens die Muskeln anzuspannen. Der Schmerz, der durch diese Bewegung durch ihre Glieder schoss, ließ Lotte kleine Lichtblitze sehen. Doch danach wurde es besser. Irgendwo hörte die Niederländerin Wasser tropfen. Lottes Zunge lag inzwischen wie ein trockener, rauer Fremdkörper in ihrem Mund, die Haut der Lippen war spröde und aufgesprungen.
Vermutlich war sie inzwischen stark dehydriert, was auch die dröhnenden Kopfschmerzen erklärte. Kurz blitzen in Lottes trägen Gedanken weitere Symptome der Dehydratation auf - Krampfanfälle, Thrombosen, Schmerzen, Bewusstseinsstörungen bis hin zur Bewusstlosigkeit. Ob die Schwestern es dazu kommen lassen würden? Momentan wünschte Lotte sich nichts mehr, als diesen Qualen zu entfliehen.
Das Öffnen der Türe und die schweren, sich nähernden Schritte drangen nur langsam zu Lottes Geist durch. Sehr viel schneller reagierte der Körper der Ärztin, sie begann erneut, beinahe unkontrolliert zu zittern.
Chane schaltete das Licht im Raum an, und obwohl es nicht besonders hell war, blendete es Lotte. Sie kniff die Augen zu,öffnete sie aber wieder, als sie eine Hand spürte, die ihr über die Wange strich.
"Du weilst ja immer noch unter uns."
Lotte sah Chane an. Sie hatte keine Kraft mehr, um sich zu wehren. "Geh weg." krächzte sie, von einem kurzen Hustenanfall unterbrochen.
Chane lachte amüsiert. Jedes Geräusch hinterließ ein noch stärkeres, dumpfes Pochen in Lottes Kopf. "Ich soll weg gehen? Mehr fällt dir nicht ein?"
Lotte antwortete nicht.
"Hattest du Spaß auf deinem letzten... Trip?"
Die Niederländerin setzte dazu an, den Kopf zu schütteln, doch das neuerliche Aufkreischen der Kopfschmerzen hinderten sie daran, die Bewegung fortzusetzen. "Lass mich..." krächzte sie stattdessen mit rauer, belegter Stimme.
Chane kniete sich vor Lotte und sah ihr mit traurigem Blick in die Augen. "Hast du genug? Reicht es dir? Möchtest du... aufgeben?"
Lotte erwiderte den Blick müde. Sie war zu erschöpft, um den Blick abzuwenden, hatte keine Energie, um Chane zu hassen. "Ich werd nie aufgeben. Da musst du mich schon umbringen." antwortete sie, aber es gelang ihr nicht, überzeugend zu klingen.
Chane stand auf, zog ihre Pistole aus dem Holster und drückte sie Lotte an die Stirn. "Das ist also, was du willst?"
Lotte hielt einen Moment die Luft an. Sie wollte nicken, wollte das hier beenden. Aber sie konnte es nicht. Irgendwo in ihr schien noch ein kleiner Funken Hoffnung zu schlummern.
"Das dachte ich mir schon." stellte Chane böse grinsend fest und steckte die Pistole zurück in ihr Holster. "Viele denken, der Tod sei ein Ausweg, doch das stimmt nicht. Davon abgesehen trauen sich die meisten auch nicht, diesen Schritt zu gehen... so wie du."
Chane trat zu dem Tisch mit den Werkzeugen und nahm den Handschuh.
"Nein... Bitte nicht..." murmelte Lotte.
"Was soll mich davon abhalten?" fragte Chane, während sie den Handschuh anzog und sich vor Lotte stellte.
Lotte biss sich auf die Unterlippe. Sie hasste es, dass sie ihre Schwäche nicht verbergen konnte. Sie wollte Chane diesen Triumph nicht gönnen, aber sie konnte nicht einmal ihren Körper davon abhalten, zu zittern.
Chane lachte. "Nicht mehr lange und wir haben dich da, wo wir dich haben wollen."
Wieder presste sie Lotte den Handschuh gegen die Stirn, und wieder sank Lotte in die wohlige Schwärze. Es wurde kalt, jedoch nicht unangenehm. Langsam verblassten die Erinnerungen, und Lotte fühlte sich gut. Ihr war nur ein wenig flau im Magen. Auf ihrer Zunge schmeckte die Niederländerin salzige Seeluft, der Boden unter ihr vibrierte stetig, ein Vibrieren, dass sich von Lottes Füßen aus in ihrem ganzen Körper ausbreitete. Lotte hielt sich an einer Reling fest. Langsam konnte Lotte die grauen Schleier wegblinzeln, die ihr Sichtfeld einschränkten. Sie befand sich auf einem Schiff der niederländischen Marine. einige Soldaten wuselten auf dem Deck umher. Aus Richtung des Steuerhauses trat der Kapitän auf Lotte zu - ein typischer Seebär mit Bart, kleinem Bauch und wettergegerbter Haut. Er lächelte Lotte fröhlich entgegen, ein Lächeln, dass sofort ansteckend wirkte.
Der Kapitän reichte Lotte seine Hand. "Es ist schade, dass Sie bereits wieder gehen müssen, Miss van der Helden. Eine so angenehme Persönlichkeit hat man gerne an Bord. Ich möchte mich nochmal herzlich bedanken, dass sie vorbeigeschaut haben. Ohne meinen ersten Offizier wäre ich aufgeschmissen."
"Das ist mein Job." erwiderte Lotte und drückte die Hand fest. "Wir sehen uns bestimmt wieder, so viele Leute hat die Marine ja nicht."
Lotte war sich nicht ganz sicher, warum sie hier war. Vermutlich hatte man sie wegen eines Notfalls mitten in der Nacht aus dem Bett gerissen, und nun war sie wegen des daraus resultierenden Schlafmangels in einen beinahe tranceartigen Zustand verfallen, nachdem sie ihren Job erledigt hatte. Das war ihr schon das ein oder andere Mal passiert und war nur natürlich, daher beunruhigte sie es nicht.
"Da haben Sie recht." antwortete der Kapitän herzlich lachend und sah dann in den Himmel. "Ich glaube, Ihr Taxi ist im Anflug."
Auch Lotte hörte das Geräusch des Hubschraubers. Das erklärte auch ihr flaues Gefühl im Magen. Mit Schiffen hatte sie keinerlei Probleme, aber Fliegen war nicht ihr Ding. Schon die Aussicht auf einen Flug ließ sie Stunden vorher nervös werden.
"Hört sich danach an... Wissen Sie, wer fliegt?"
"Leider nein. Aber so viele Marineflieger haben wir ja nicht." schmunzelte der Kapitän.
"Auch das stimmt. Durch meinen Bruder kenn ich sie eh alle." Lotte rang sich ein Lächeln ab und beobachtete den Hubschrauber der Marke Westland Lynx bei seiner Landung auf der Landefläche am Heck des Schiffes.
Der einweisende Soldat winkte Lotte heran.
"Das ist ihr Zeichen, Miss van der Helden." stellte der Kapitän fest.
Lotte nickte. "Auf Wiedersehen, Kapitän. Passen Sie auf Ihren ersten Offizier auf." verabschiedete sie sich und lief dann zum Hubschrauber. Die letzten Meter unter den laut rotierenden Rotorblättern legte sie geduckt zurück. Der Bordtechniker winkte sie einladend in den Hubschrauber, deutete auf einen Platz und das dort bereit liegende Headset. Lottes Blick nach vorn gab ihr leider keinen Aufschluss darüber, wer den Hubschrauber flog. Beide Piloten hatten das Visier heruntergeklappt.
Lotte kletterte in den Hubschrauber, setzte sich auf den zugewiesenen Platz und setzte das Headset auf.
Während der Hubschrauber bereits abhob, schloss der Bordtechniker die Tür. Endlich wurde es leiser. Lotte krallte sich in ihrem Sitz fest und unterdrückte den Impuls, die Augen zu schließen. Sie war bei den meisten Jungs der Marineflieger ohnehin schon eine Lachnummer, das musste man nicht noch unterstützen.
Der Bordtechniker wandte sich Lotte zu. "Können Sie mich hören?" fragte er.
"Klar und deutlich." erwiderte Lotte.
Daraufhin reichte ihr der Techniker die übliche Sicherheitsweste, die Schwimmweste, Funk, ein Notfallset und einen Transponder enthielt. "Kennen Sie die Standardprozedur?"
Lotte nickte mit einem gezwungenen Lächeln. "Ja. Und Sie werden sie trotzdem nochmal wiederholen. Wie immer."
Der Techniker schmunzelte. "Legen Sie bitte die Weste an. Im Falle einer Notwasserung bewahren Sie Ruhe und hören auf die Anweisungen die ihnen gegeben werden. Verlassen sie den Hubschrauber erst wenn er vollkommen zum Stillstand gekommen ist."
Lotte bestätigte und zog sich die Weste an, danach zog sie den Sicherheitsgurt fest. Auch der Techniker setzte sich und schnallte sich an. Die Niederländerin versuchte, sich zu entspannen. Sie atmete tief ein und aus und sah aus dem Hubschrauber in den leichten Nieselregen, der inzwischen eingesetzt hatte.
Als der Hubschrauber seine Reiseflughöhe erreicht hatte und ruhig dem Festland entgegen flog, drehte sich der Pilot in seinem Sitz um und sah zwischen den beiden Pilotensitzen hindurch nach hinten. Er klappte sein Visier hoch und Lotte erkannte ihren Bruder Henk.
"Schwesterchen, was machst du denn hier?"
Lotte lächelte. "Arbeiten, was sonst? Schön, dass du mich abholst."
"Ich war in der Gegend und dachte mir: Hey, da kann ich mal vorbeischauen."
"Ich wär auch auf dem Schiff geblieben." meinte Lotte schulterzuckend.
"Jaaa, aber die haben keinen frischen Käsekuchen." erwiderte Henk schmunzelnd.
Der Flug wurde etwas unsanfter, was Lotte sich direkt erschrocken in ihrem Sitz festkrallen ließ. "Hört sich gut an..." antwortete sie ihrem Bruder gepresst.
Eine Windböe ließ den Hubschrauber kurz ansteigen und dann wieder absinken.
"Whoops, jetzt wirds etwas ungemütlich. Keine Sorge, wir habens nicht mehr weit." Henk setzte sich wieder gerade hin und schnallte sich an.
Lotte biss die Zähne zusammen und schwieg. Sie hasste Flüge bei schlechtem Wetter.
Als der Hubschrauber erneut in die Höhe gehoben wurde und dann hart absackte, ertönte ein lauter Knall. Danach setzte ein unheilvolles Vibrieren ein.
"Was war das?" fragte Lotte mit einer Stimme, die verriet, dass sie nahe am Rand der Panik war.
Der Bordtechniker, der bisher ganz ruhig gewesen war, sah auf. Aus dem Cockpit hörte man diverse Warnsignale.
"Kein Problem, das bekommen wir geregelt." versuchte Henk seine Schwester zu beruhigen, während er mit der Steuerung kämpfte.
Vom Getriebe des Rotors hörte man ein metallisches Schaben und Schleifen. Die Turbine hatte immer wieder kurze Aussetzer.
Lotte schloss die Augen und konzentrierte sich darauf, ruhig zu atmen.
Der Hubschrauber verlor drastisch an Höhe und begann zu trudeln.
"Mayday Mayday Maday, Sea Lynx NM08, wir verlieren an Höhe und müssen notwassern. Unsere Position ist 2,3 nautische Meilen auf 320° von VOR ROST."
Lotte biss sich kräftig auf die Unterlippe. Alles in ihr schrie in Panik, aber sie konnte keinen Ton von sich geben. Vor Angst war sie völlig erstarrt.
"Wir müssen Notwassern, alle darauf vorbereiten."
Der Techniker nahm die vorgeschriebene Haltung für die Notwasserung ein und deutete Lotte an, es ihm gleichzutun. Lotte sah den Mann gar nicht mehr wirklich, und selbst wenn sie sein Zeichen wahrgenommen hätte, war sie gar nicht mehr in der Lage, sich zu bewegen.
Die Turbine des Hubschraubers drehte sich immer langsamer und gab laute, schabende Geräusche von sich. Der Hubschrauber trudelte immer stärker, die Fliehkräfte zogen an seinen Insassen.
Henk rief noch "Ditching Ditching Ditching!" in die Bordsprechanlage, dann schlugen die Rotorblätter als erstes aufs Wasser auf. Die dumpfen Schläge erschütterten die Zelle des Hubschraubers. Er drehte sich noch einmal, dann brach der Rotor ab. Durch die gebrochene Hülle drang Wasser in den Innenraum. Der Hubschrauber rollte auf den Kopf und begann, langsam zu sinken. Die Tür hatte es beim Aufprall herausgedrückt.
Lotte hing immer noch wie festgefroren in ihrem Sitz. Der Aufprall hatte sie mehrfach brutal in die Gurte gedrückt, doch davon spürte die blonde Ärztin nichts.
Das Wasser stieg und erstickte jedes Geräusch. Lotte hörte nur noch das Rauschen des Wassers. Es wurde dunkel, nur durch den Bereich, an dem sich einst die Tür befunden hatte, drang fahles Licht in den Innenraum des Hubschraubers.
Endlich erwachte Lotte aus ihrer Erstarrung und begann, sich aus ihrem Gurt zu befreien. Der Gurt wollte sich nicht öffnen, und Lotte tastete, zog und zerrte immer panischer daran herum.
Als die Luft langsam knapp wurde, löste sich der Gurt. Lotte stieß sich ab und schwamm durch die offene Tür ins Freie. Es war erstaunlich leicht.
Als Lotte sich umdrehte, war der Hubschrauber bereits ein gutes Stück weiter in die dunkle Tiefe gesunken. Lotte versuchte, die Besatzungsmitglieder des Hubschraubers auszumachen, doch ihre Lunge brannte und schrie nach Luft.
Auf den letzten Metern bis zur Wasseroberfläche schluckte Lotte Salzwasser, doch dann tauchte sie hustend auf. Der Regen hatte an Intensität zugenommen, und Lotte begann zu frieren. Während sie noch gierig einatmete, sah sie sich suchend um. "Henk! Henk! Verdammte scheiße.... Henk!" rief sie, doch sie erhielt keine Antwort.
Verzweifelt holte Lotte tief Luft und tauchte unter. Sie sah sich suchend um, aber niemand war zu sehen. Der Hubschrauber war in der Dunkelheit verschwunden, nur vereinzelte Luftblasen stiegen noch auf. Lotte tauchte weiter. Sie spürte, wie ihr die Verzweiflung die Kehle zuschnürte. Das konnte einfach nicht sein... es durfte nicht sein! Obwohl sie wusste, dass ihr Unterfangen sinnlos war, schwamm sie weiter nach unten.
Plötzlich setzte der Atemreflex ein und Lotte atmete Salzwasser. Lotte erschrak sich und kämpfte gegen den Hustenreiz an. Panisch paddelte sie in Richtung Wasseroberfläche. Doch diese war zu weit entfernt. Erneut atmete Lotte ein, und ihre Lunge füllte sich mit dem salzigen Wasser der Nordsee.
- Fortsetzung folgt -
[Mit Dank an CJ Miller für die Inspiration - und das wirklich gänsehauterzeugende Spiel]
Song des Tages (2000 Meilen unterm Meer von Subway to Sally)
Als Lotte langsam und träge erwachte, war das erste, was sie wahrnahm, Schmerz. Ihr Kopf dröhnte und es fühlte sich an, als würde ihr Gehirn den Schädel bald sprengen. Arme und Beine waren nicht mehr nur taub, die Muskeln und Gelenke brüllten vor Schmerz. Lotte wusste nicht, wie lange sie schon an diese Stuhl gefesselt war. Stunden? Tage? Sie konnte sich an nichts erinnern, und doch an alles. Beinahe erwartete sie, CJ zu sehen, wenn sie ihre Augen öffnete. Sie konnte nicht mehr trennen zwischen dem, was sie im Traum erlebte, und dem, was Realität war.
Lotte stöhnte leise und versuchte, Arme und Beine zu bewegen, wenigstens die Muskeln anzuspannen. Der Schmerz, der durch diese Bewegung durch ihre Glieder schoss, ließ Lotte kleine Lichtblitze sehen. Doch danach wurde es besser. Irgendwo hörte die Niederländerin Wasser tropfen. Lottes Zunge lag inzwischen wie ein trockener, rauer Fremdkörper in ihrem Mund, die Haut der Lippen war spröde und aufgesprungen.
Vermutlich war sie inzwischen stark dehydriert, was auch die dröhnenden Kopfschmerzen erklärte. Kurz blitzen in Lottes trägen Gedanken weitere Symptome der Dehydratation auf - Krampfanfälle, Thrombosen, Schmerzen, Bewusstseinsstörungen bis hin zur Bewusstlosigkeit. Ob die Schwestern es dazu kommen lassen würden? Momentan wünschte Lotte sich nichts mehr, als diesen Qualen zu entfliehen.
Das Öffnen der Türe und die schweren, sich nähernden Schritte drangen nur langsam zu Lottes Geist durch. Sehr viel schneller reagierte der Körper der Ärztin, sie begann erneut, beinahe unkontrolliert zu zittern.
Chane schaltete das Licht im Raum an, und obwohl es nicht besonders hell war, blendete es Lotte. Sie kniff die Augen zu,öffnete sie aber wieder, als sie eine Hand spürte, die ihr über die Wange strich.
"Du weilst ja immer noch unter uns."
Lotte sah Chane an. Sie hatte keine Kraft mehr, um sich zu wehren. "Geh weg." krächzte sie, von einem kurzen Hustenanfall unterbrochen.
Chane lachte amüsiert. Jedes Geräusch hinterließ ein noch stärkeres, dumpfes Pochen in Lottes Kopf. "Ich soll weg gehen? Mehr fällt dir nicht ein?"
Lotte antwortete nicht.
"Hattest du Spaß auf deinem letzten... Trip?"
Die Niederländerin setzte dazu an, den Kopf zu schütteln, doch das neuerliche Aufkreischen der Kopfschmerzen hinderten sie daran, die Bewegung fortzusetzen. "Lass mich..." krächzte sie stattdessen mit rauer, belegter Stimme.
Chane kniete sich vor Lotte und sah ihr mit traurigem Blick in die Augen. "Hast du genug? Reicht es dir? Möchtest du... aufgeben?"
Lotte erwiderte den Blick müde. Sie war zu erschöpft, um den Blick abzuwenden, hatte keine Energie, um Chane zu hassen. "Ich werd nie aufgeben. Da musst du mich schon umbringen." antwortete sie, aber es gelang ihr nicht, überzeugend zu klingen.
Chane stand auf, zog ihre Pistole aus dem Holster und drückte sie Lotte an die Stirn. "Das ist also, was du willst?"
Lotte hielt einen Moment die Luft an. Sie wollte nicken, wollte das hier beenden. Aber sie konnte es nicht. Irgendwo in ihr schien noch ein kleiner Funken Hoffnung zu schlummern.
"Das dachte ich mir schon." stellte Chane böse grinsend fest und steckte die Pistole zurück in ihr Holster. "Viele denken, der Tod sei ein Ausweg, doch das stimmt nicht. Davon abgesehen trauen sich die meisten auch nicht, diesen Schritt zu gehen... so wie du."
Chane trat zu dem Tisch mit den Werkzeugen und nahm den Handschuh.
"Nein... Bitte nicht..." murmelte Lotte.
"Was soll mich davon abhalten?" fragte Chane, während sie den Handschuh anzog und sich vor Lotte stellte.
Lotte biss sich auf die Unterlippe. Sie hasste es, dass sie ihre Schwäche nicht verbergen konnte. Sie wollte Chane diesen Triumph nicht gönnen, aber sie konnte nicht einmal ihren Körper davon abhalten, zu zittern.
Chane lachte. "Nicht mehr lange und wir haben dich da, wo wir dich haben wollen."
Wieder presste sie Lotte den Handschuh gegen die Stirn, und wieder sank Lotte in die wohlige Schwärze. Es wurde kalt, jedoch nicht unangenehm. Langsam verblassten die Erinnerungen, und Lotte fühlte sich gut. Ihr war nur ein wenig flau im Magen. Auf ihrer Zunge schmeckte die Niederländerin salzige Seeluft, der Boden unter ihr vibrierte stetig, ein Vibrieren, dass sich von Lottes Füßen aus in ihrem ganzen Körper ausbreitete. Lotte hielt sich an einer Reling fest. Langsam konnte Lotte die grauen Schleier wegblinzeln, die ihr Sichtfeld einschränkten. Sie befand sich auf einem Schiff der niederländischen Marine. einige Soldaten wuselten auf dem Deck umher. Aus Richtung des Steuerhauses trat der Kapitän auf Lotte zu - ein typischer Seebär mit Bart, kleinem Bauch und wettergegerbter Haut. Er lächelte Lotte fröhlich entgegen, ein Lächeln, dass sofort ansteckend wirkte.
Der Kapitän reichte Lotte seine Hand. "Es ist schade, dass Sie bereits wieder gehen müssen, Miss van der Helden. Eine so angenehme Persönlichkeit hat man gerne an Bord. Ich möchte mich nochmal herzlich bedanken, dass sie vorbeigeschaut haben. Ohne meinen ersten Offizier wäre ich aufgeschmissen."
"Das ist mein Job." erwiderte Lotte und drückte die Hand fest. "Wir sehen uns bestimmt wieder, so viele Leute hat die Marine ja nicht."
Lotte war sich nicht ganz sicher, warum sie hier war. Vermutlich hatte man sie wegen eines Notfalls mitten in der Nacht aus dem Bett gerissen, und nun war sie wegen des daraus resultierenden Schlafmangels in einen beinahe tranceartigen Zustand verfallen, nachdem sie ihren Job erledigt hatte. Das war ihr schon das ein oder andere Mal passiert und war nur natürlich, daher beunruhigte sie es nicht.
"Da haben Sie recht." antwortete der Kapitän herzlich lachend und sah dann in den Himmel. "Ich glaube, Ihr Taxi ist im Anflug."
Auch Lotte hörte das Geräusch des Hubschraubers. Das erklärte auch ihr flaues Gefühl im Magen. Mit Schiffen hatte sie keinerlei Probleme, aber Fliegen war nicht ihr Ding. Schon die Aussicht auf einen Flug ließ sie Stunden vorher nervös werden.
"Hört sich danach an... Wissen Sie, wer fliegt?"
"Leider nein. Aber so viele Marineflieger haben wir ja nicht." schmunzelte der Kapitän.
"Auch das stimmt. Durch meinen Bruder kenn ich sie eh alle." Lotte rang sich ein Lächeln ab und beobachtete den Hubschrauber der Marke Westland Lynx bei seiner Landung auf der Landefläche am Heck des Schiffes.
Der einweisende Soldat winkte Lotte heran.
"Das ist ihr Zeichen, Miss van der Helden." stellte der Kapitän fest.
Lotte nickte. "Auf Wiedersehen, Kapitän. Passen Sie auf Ihren ersten Offizier auf." verabschiedete sie sich und lief dann zum Hubschrauber. Die letzten Meter unter den laut rotierenden Rotorblättern legte sie geduckt zurück. Der Bordtechniker winkte sie einladend in den Hubschrauber, deutete auf einen Platz und das dort bereit liegende Headset. Lottes Blick nach vorn gab ihr leider keinen Aufschluss darüber, wer den Hubschrauber flog. Beide Piloten hatten das Visier heruntergeklappt.
Lotte kletterte in den Hubschrauber, setzte sich auf den zugewiesenen Platz und setzte das Headset auf.
Während der Hubschrauber bereits abhob, schloss der Bordtechniker die Tür. Endlich wurde es leiser. Lotte krallte sich in ihrem Sitz fest und unterdrückte den Impuls, die Augen zu schließen. Sie war bei den meisten Jungs der Marineflieger ohnehin schon eine Lachnummer, das musste man nicht noch unterstützen.
Der Bordtechniker wandte sich Lotte zu. "Können Sie mich hören?" fragte er.
"Klar und deutlich." erwiderte Lotte.
Daraufhin reichte ihr der Techniker die übliche Sicherheitsweste, die Schwimmweste, Funk, ein Notfallset und einen Transponder enthielt. "Kennen Sie die Standardprozedur?"
Lotte nickte mit einem gezwungenen Lächeln. "Ja. Und Sie werden sie trotzdem nochmal wiederholen. Wie immer."
Der Techniker schmunzelte. "Legen Sie bitte die Weste an. Im Falle einer Notwasserung bewahren Sie Ruhe und hören auf die Anweisungen die ihnen gegeben werden. Verlassen sie den Hubschrauber erst wenn er vollkommen zum Stillstand gekommen ist."
Lotte bestätigte und zog sich die Weste an, danach zog sie den Sicherheitsgurt fest. Auch der Techniker setzte sich und schnallte sich an. Die Niederländerin versuchte, sich zu entspannen. Sie atmete tief ein und aus und sah aus dem Hubschrauber in den leichten Nieselregen, der inzwischen eingesetzt hatte.
Als der Hubschrauber seine Reiseflughöhe erreicht hatte und ruhig dem Festland entgegen flog, drehte sich der Pilot in seinem Sitz um und sah zwischen den beiden Pilotensitzen hindurch nach hinten. Er klappte sein Visier hoch und Lotte erkannte ihren Bruder Henk.
"Schwesterchen, was machst du denn hier?"
Lotte lächelte. "Arbeiten, was sonst? Schön, dass du mich abholst."
"Ich war in der Gegend und dachte mir: Hey, da kann ich mal vorbeischauen."
"Ich wär auch auf dem Schiff geblieben." meinte Lotte schulterzuckend.
"Jaaa, aber die haben keinen frischen Käsekuchen." erwiderte Henk schmunzelnd.
Der Flug wurde etwas unsanfter, was Lotte sich direkt erschrocken in ihrem Sitz festkrallen ließ. "Hört sich gut an..." antwortete sie ihrem Bruder gepresst.
Eine Windböe ließ den Hubschrauber kurz ansteigen und dann wieder absinken.
"Whoops, jetzt wirds etwas ungemütlich. Keine Sorge, wir habens nicht mehr weit." Henk setzte sich wieder gerade hin und schnallte sich an.
Lotte biss die Zähne zusammen und schwieg. Sie hasste Flüge bei schlechtem Wetter.
Als der Hubschrauber erneut in die Höhe gehoben wurde und dann hart absackte, ertönte ein lauter Knall. Danach setzte ein unheilvolles Vibrieren ein.
"Was war das?" fragte Lotte mit einer Stimme, die verriet, dass sie nahe am Rand der Panik war.
Der Bordtechniker, der bisher ganz ruhig gewesen war, sah auf. Aus dem Cockpit hörte man diverse Warnsignale.
"Kein Problem, das bekommen wir geregelt." versuchte Henk seine Schwester zu beruhigen, während er mit der Steuerung kämpfte.
Vom Getriebe des Rotors hörte man ein metallisches Schaben und Schleifen. Die Turbine hatte immer wieder kurze Aussetzer.
Lotte schloss die Augen und konzentrierte sich darauf, ruhig zu atmen.
Der Hubschrauber verlor drastisch an Höhe und begann zu trudeln.
"Mayday Mayday Maday, Sea Lynx NM08, wir verlieren an Höhe und müssen notwassern. Unsere Position ist 2,3 nautische Meilen auf 320° von VOR ROST."
Lotte biss sich kräftig auf die Unterlippe. Alles in ihr schrie in Panik, aber sie konnte keinen Ton von sich geben. Vor Angst war sie völlig erstarrt.
"Wir müssen Notwassern, alle darauf vorbereiten."
Der Techniker nahm die vorgeschriebene Haltung für die Notwasserung ein und deutete Lotte an, es ihm gleichzutun. Lotte sah den Mann gar nicht mehr wirklich, und selbst wenn sie sein Zeichen wahrgenommen hätte, war sie gar nicht mehr in der Lage, sich zu bewegen.
Die Turbine des Hubschraubers drehte sich immer langsamer und gab laute, schabende Geräusche von sich. Der Hubschrauber trudelte immer stärker, die Fliehkräfte zogen an seinen Insassen.
Henk rief noch "Ditching Ditching Ditching!" in die Bordsprechanlage, dann schlugen die Rotorblätter als erstes aufs Wasser auf. Die dumpfen Schläge erschütterten die Zelle des Hubschraubers. Er drehte sich noch einmal, dann brach der Rotor ab. Durch die gebrochene Hülle drang Wasser in den Innenraum. Der Hubschrauber rollte auf den Kopf und begann, langsam zu sinken. Die Tür hatte es beim Aufprall herausgedrückt.
Lotte hing immer noch wie festgefroren in ihrem Sitz. Der Aufprall hatte sie mehrfach brutal in die Gurte gedrückt, doch davon spürte die blonde Ärztin nichts.
Das Wasser stieg und erstickte jedes Geräusch. Lotte hörte nur noch das Rauschen des Wassers. Es wurde dunkel, nur durch den Bereich, an dem sich einst die Tür befunden hatte, drang fahles Licht in den Innenraum des Hubschraubers.
Endlich erwachte Lotte aus ihrer Erstarrung und begann, sich aus ihrem Gurt zu befreien. Der Gurt wollte sich nicht öffnen, und Lotte tastete, zog und zerrte immer panischer daran herum.
Als die Luft langsam knapp wurde, löste sich der Gurt. Lotte stieß sich ab und schwamm durch die offene Tür ins Freie. Es war erstaunlich leicht.
Als Lotte sich umdrehte, war der Hubschrauber bereits ein gutes Stück weiter in die dunkle Tiefe gesunken. Lotte versuchte, die Besatzungsmitglieder des Hubschraubers auszumachen, doch ihre Lunge brannte und schrie nach Luft.
Auf den letzten Metern bis zur Wasseroberfläche schluckte Lotte Salzwasser, doch dann tauchte sie hustend auf. Der Regen hatte an Intensität zugenommen, und Lotte begann zu frieren. Während sie noch gierig einatmete, sah sie sich suchend um. "Henk! Henk! Verdammte scheiße.... Henk!" rief sie, doch sie erhielt keine Antwort.
Verzweifelt holte Lotte tief Luft und tauchte unter. Sie sah sich suchend um, aber niemand war zu sehen. Der Hubschrauber war in der Dunkelheit verschwunden, nur vereinzelte Luftblasen stiegen noch auf. Lotte tauchte weiter. Sie spürte, wie ihr die Verzweiflung die Kehle zuschnürte. Das konnte einfach nicht sein... es durfte nicht sein! Obwohl sie wusste, dass ihr Unterfangen sinnlos war, schwamm sie weiter nach unten.
Plötzlich setzte der Atemreflex ein und Lotte atmete Salzwasser. Lotte erschrak sich und kämpfte gegen den Hustenreiz an. Panisch paddelte sie in Richtung Wasseroberfläche. Doch diese war zu weit entfernt. Erneut atmete Lotte ein, und ihre Lunge füllte sich mit dem salzigen Wasser der Nordsee.
- Fortsetzung folgt -
[Mit Dank an CJ Miller für die Inspiration - und das wirklich gänsehauterzeugende Spiel]
- Lotte van der Helden
- First Lieutenant
- Beiträge: 222
- Registriert: Sonntag 5. Juni 2011, 20:03
- Stationierung: Cheyenne Mountain Complex
- Abteilungen: MC
- Position im Team: Platoonleader
- Einheit: SG-6
- Kontaktdaten:
Re: Just me - aus Lottes Leben
Through the Looking-Glass VI (Mai 2013)
Als Lotte aufwachte, fand sie sich in einem bequemen Doppelbett wieder. Sie blinzelte kurz und sah sich um. Durch das Fenster schien die Morgensonne herein, neben dem Bett stand ein kleiner Nachtschrank mit Lampe und Wecker. Gegenüber vom Bett stand eine Kommode. Das Zimmer war einfach, aber liebevoll eingerichtet. Der Traum, aus dem sie gerade erwacht war, saß Lotte immer noch in den Knochen. Sie setzte sich auf und stellte die Füße auf den weichen Teppich vor ihrem Bett. Ihr fehlte die Orientierung. Der Raum kam ihr vertraut vor, aber dennoch fühlte sie sich fremd.
Lotte ließ lächelnd die Füße über den Teppich streifen. Es tat ihr gut, den weichen Boden zu fühlen. Sie meinte immer noch, Seewasser zu schmecken und zu riechen. Sie stand leise auf, trat ans Fenster und sah hinaus. Sie blickte aus dem ersten Stock des Hauses hinab auf einen kleinen Park. Einen Moment lang sah sie einem Jogger mit Hund zu, dann bewegte sich jemand im Bett und zog sich die Decke über den Kopf.
"Es ist noch zu früh..." hörte Lotte die verschlafene Stimme von CJ brummeln.
Lotte zuckte zusammen. Sie hatte CJ gar nicht bemerkt, aber auch nicht darauf geachtet, wer noch im Bett lag. Es wunderte sie jedoch nicht, es fühlte sich zwar ungewohnt, aber doch irgendwie normal an.
Trotzdem... irgendetwas war daran falsch. Lotte konnte nur nicht sagen, was es war. "Was...? Ja... Vielleicht..." antwortete sie CJ nachdenklich.
"Vielleicht? Du bist doch irre. Es ist viel zu früh." CJ wühlte sich doch wieder unter der Decke hervor und warf einen Blick auf den Wecker. "Es sind noch... 10 Minuten... okay, doch nicht sooo früh." verkündete er das Ergebnis seines Blicks und zog sich die Decke wieder über den Kopf.
"Du bist so ein furchtbarer Morgenmuffel... Und ich dachte, es gibt keinen schlimmeren als mich." Lotte kannte CJs Morgenmuffeligkeit. Sie hatte nie gedacht, jemals einen Menschen zu treffen, der morgens schlechter gelaunt war, als sie selbst, aber in CJ hatte sie diese Person getroffen. Sie hatte das schon immer ziemlich süß gefunden. So süß, dass sie ihre eigene schlechte Laune beinahe sofort vergaß und schmunzelte.
"Das muss sich addiert haben." grummelte CJ zurück.
Lotte schüttelte den Kopf. "Nicht wirklich." Schließlich hatte sie ja morgens auch oft furchtbare Laune und brauchte lange, um aufzuwachen. Nur heute... war das anders. Der furchtbare Alptraum hatte sie zuverlässig geweckt.
CJ blinzelte unter der Decke hervor und kniff die Augen zusammen, als die Sonne ihn blendete. Lotte sah ihn kurz an, rieb sich übers Gesicht und ging zurück zu ihrer Seite des Bettes. Sie sah sich suchend nach ihrem Handy um. "Ich muss Henk ne SMS schreiben."
"Henk? Wieso denn das?"
Lotte setzte sich aufs Bett, nahm ihr Handy vom Nachttisch und begann, eine SMS zu tippen. "Ich hab von ihm geträumt. Das war ziemlich beängstigend."
CJ rutschte näher an Lotte heran und kuschelte sich an sie. "So schlimm?" fragte er.
"Mhm." Lotte kämpfte den Impuls, von CJ wegzurutschen, nur mit Mühe nieder. Sie verstand nicht, was mit ihr los war. Sie waren schließlich verheiratet, warum fühlte sich heute alles so ungewohnt und fremd an?
CJ küsste sanft ihren Nacken. "Magst erzählen?"
Lotte schüttelte nur den Kopf und konzentrierte sich auf die SMS.
CJ gab Lotte noch einen Kuss. "Na gut. Dann bin ich erster im Bad." meinte er, stand auf und verschwand durch eine der zwei Türen, die ans Schlafzimmer anschlossen.
Lotte seufzte leise und rieb sich nachdenklich den Nacken, während sie das Handy anstarrte. Henk schlief vermutlich gerade und würde ihr so schnell nicht antworten. Die Niederländerin legte das Handy seufzend weg, nahm es aber direkt wieder in die Hand. Sie wählte Henks Nummer. Auch wenn sie ihn sicherlich weckte, sie musste einfach seine Stimme hören.
Nachdem sie dem leise Tuten des Handy gelauscht hatte, meldete sich Henks verschlafene Stimme: "Häää?"
"Henk..." Lotte lächelte erleichtert, als sie ihren Bruder hörte. "Hier ist Lotte. Es... tut mir leid, ich wollt dich nicht wecken, aber... ich musste dich einfach hören."
"Mhhh, Was ist denn? Ist was passiert?"
"Ich hab was total schräges geträumt. Du bist da gestorben, und... Na ja, jetzt gehts mir besser." Schon während sie redete, kam Lotte sich unheimlich dumm vor. Natürlich ging es Henk gut, sie hatte ja nur geträumt.
"Ja, ich lebe noch. Es ist alles okay bei mir. Bei dir auch?"
"Ja, klar. Aber nun schlaf weiter. Es tut mir echt leid, dass ich dich geweckt habe."
"Ich ruf dich später nochmal an. Bis dann." murmelte Henk und legte auf. Auch Lotte beendete das Gespräch und legte ihr Handy dann wirklich weg.
Aus dem Badezimmer hörte Lotte die Dusche rauschen, also würde CJ vermutlich noch eine Weile brauchen. Lotte stand also auf und ging in den Flur. Das Haus war ihr weiterhin fremd und gleichzeitig vertraut, dieses surreale Gefühl ließ sich schwer beschreiben, hielt sich aber auch hartnäckig.
An den hellen Wänden hingen viele Bilder. Oft waren Landschaftsaufnahmen zu sehen, teilweise aber auch Bilder, die sie und CJ vor wechselnden Hintergründen zeigten. Lottes nackte Füße erzeugten auf dem Holzboden leise Tappsgeräusche, während sie den Flur entlang ging und die Bilder betrachtete. Auch wenn ihre Erinnerungen verschwommen waren, machte es sie glücklich, die Bilder anzusehen. Am Ende des Ganges hing ein großes Bild, dass die Familien van der Helden und Miller zeigte. Lotte lehnte sich vorsichtig an die Wand und betrachtete das Bild. Sie hatte das Gefühl, stundenlang darin versinken zu können.
Während sie das Bild noch anschaute, hörte sie, wie CJ seine Dusche beendete und dann wieder ins Schlafzimmer ging. Es wurde eine Weile ruhig, dann tauchte CJ im Flur auf.
"Was machst du denn hier?" fragte er.
"Ich schau mir die Bilder an."
"Ist etwas?" CJ musterte Lotte fragend.
"Nein, wieso?" Lotte lächelte ihn leicht an. "Ich finds halt schön..."
"Na gut." CJ erwiderte Lottes Lächeln und gab ihr einen kurzen Kuss. Dann ging er die Treppe hinunter. Im ersten Moment empfand Lotte den Kuss als ungewohnt und seltsam, aber sie schob diesen Gedanken beiseite und folgte CJ die Treppe hinunter, durch das gemütlich eingerichtete Wohnzimmer und in die Küche.
Lotte lehnte sich an den Türrahmen und sah CJ dabei zu, wie er zwei Schalen und und eine Müslipackung aus den Schränken holte und auf den Tisch stellte. Aus dem Kühlschrank holte er eine Packung Milch sah dann zu Lotte und fragte sie grinsend: "Was schaust du so?"
"Ich seh dir halt gern zu."
CJ schloss den Kühlschrank und setzte sich an den Tisch. "Komm, lass uns frühstücken."
Auch Lotte setzte sich. "Immerhin bist du nun wach." stellte sie mit einem leichten Lächeln fest.
"Das wage ich noch zu bezweifeln. Schwere Maschinen sollte ich noch nicht bedienen." erwiderte CJ schmunzelnd. "Und der Traum hat dich wieder losgelassen?"
"Ich hab Henk angerufen." Lotte sah beschämt auf ihre Müslischale. Es war ihr unangenehm, diese irrationale Reaktion zuzugeben.
"Hast ihn von mir gegrüßt?" fragte CJ, während er sich mit Müsli und Milch versorgte.
"Nein, wir haben gar nicht lang geredet. Ist ja gerade mitten in der Nacht bei ihm."
"Hast du gestern an die Trikots gedacht?" fragte CJ kauend.
"Trikots?" Lotte hatte keine Ahnung, wovon CJ redete.
"Ja, die Footballtrikots. Hast du etwa vergessen die von der Reinigung abzuholen?"
"Ich... weiß nicht..."
CJ blickte sie besorgt an. "Gehts dir wirklich gut?"
Lotte zuckte mit den Schultern. "Ich kann mich nicht erinnern."
"Du kannst dich nicht erinnern? Kannst mir das Datum von heute sagen?" CJ legte seinen Löffel weg und schob die Müslischale beiseite. Er sah Lotte besorgt an.
Die Niederländerin überlegte, musste dann aber den Kopf schütteln. Sie wusste es nicht. Kopfschmerzen machten sich breit.
"Hast du Kopfschmerzen?"
"Mhm." Lotte hielt sich den Kopf. Die Schmerzen nahmen schnell an Intensität zu. Außerdem fühlte sie sich plötzlich unheimlich erschöpft und müde.
CJ stand auf und ging zum Telefon. "Bleib einfach sitzen. Ich rufe Dr. Jackson an."
"Wen?" Lotte schob die Müslischüssel beiseite und stützte ihren Arm auf den Tisch.
"Deinen Arzt." antwortete CJ, während er eine Nummer wählte. "Er meinte, wenn das wieder passiert soll ich ihn sofort anrufen."
"Ich dachte der heißt anders..." murmelte Lotte. Sie konnte sich kaum noch gegen die Müdigkeit wehren. Aber sie wollte nicht einschlafen. Irgendwie ahnte sie, dass dann etwas Schlimmes passieren würde, und das machte ihr Angst.
CJ hatte inzwischen den Arzt erreicht. "Hier ist Christopher Miller ich rufe wegen Lotte an... Ja, ihr gehts wieder schlecht... Ja, Gedächtnisverlust und Kopfschmerzen...."
Lotte konnte die Augen kaum noch offen halten. Ihr Kopf platzte beinahe. "CJ?" nuschelte sie mit letzter Kraft. "Ich hab Angst... Geh nicht weg."
CJ sagte noch etwas ins Telefon, legte dann auf und hockte sie neben Lottes Stuhl. Er legte seinen Arm um sie und hielt sie fest. "Ich bin hier und werde nicht weggehen." versuchte er, Lotte zu beruhigen.
"Ich bin furchtbar müde." Lotte sah CJ an und kämpfte sich ein gequältes Lächeln ab. Seine Nähe tat ihr gut. Doch seine Stimme wirkte schon furchtbar weit weg. Lotte spürte seinen Arm, der ihr Sicherheit gab, doch es gelang ihr nicht mehr, gegen den Schlaf anzukämpfen. Sie schloss die Augen, lehnte sich an CJ und schlief ein.
- Fortsetzung folgt -
[Mit Dank an CJ Miller für die Inspiration]
Als Lotte aufwachte, fand sie sich in einem bequemen Doppelbett wieder. Sie blinzelte kurz und sah sich um. Durch das Fenster schien die Morgensonne herein, neben dem Bett stand ein kleiner Nachtschrank mit Lampe und Wecker. Gegenüber vom Bett stand eine Kommode. Das Zimmer war einfach, aber liebevoll eingerichtet. Der Traum, aus dem sie gerade erwacht war, saß Lotte immer noch in den Knochen. Sie setzte sich auf und stellte die Füße auf den weichen Teppich vor ihrem Bett. Ihr fehlte die Orientierung. Der Raum kam ihr vertraut vor, aber dennoch fühlte sie sich fremd.
Lotte ließ lächelnd die Füße über den Teppich streifen. Es tat ihr gut, den weichen Boden zu fühlen. Sie meinte immer noch, Seewasser zu schmecken und zu riechen. Sie stand leise auf, trat ans Fenster und sah hinaus. Sie blickte aus dem ersten Stock des Hauses hinab auf einen kleinen Park. Einen Moment lang sah sie einem Jogger mit Hund zu, dann bewegte sich jemand im Bett und zog sich die Decke über den Kopf.
"Es ist noch zu früh..." hörte Lotte die verschlafene Stimme von CJ brummeln.
Lotte zuckte zusammen. Sie hatte CJ gar nicht bemerkt, aber auch nicht darauf geachtet, wer noch im Bett lag. Es wunderte sie jedoch nicht, es fühlte sich zwar ungewohnt, aber doch irgendwie normal an.
Trotzdem... irgendetwas war daran falsch. Lotte konnte nur nicht sagen, was es war. "Was...? Ja... Vielleicht..." antwortete sie CJ nachdenklich.
"Vielleicht? Du bist doch irre. Es ist viel zu früh." CJ wühlte sich doch wieder unter der Decke hervor und warf einen Blick auf den Wecker. "Es sind noch... 10 Minuten... okay, doch nicht sooo früh." verkündete er das Ergebnis seines Blicks und zog sich die Decke wieder über den Kopf.
"Du bist so ein furchtbarer Morgenmuffel... Und ich dachte, es gibt keinen schlimmeren als mich." Lotte kannte CJs Morgenmuffeligkeit. Sie hatte nie gedacht, jemals einen Menschen zu treffen, der morgens schlechter gelaunt war, als sie selbst, aber in CJ hatte sie diese Person getroffen. Sie hatte das schon immer ziemlich süß gefunden. So süß, dass sie ihre eigene schlechte Laune beinahe sofort vergaß und schmunzelte.
"Das muss sich addiert haben." grummelte CJ zurück.
Lotte schüttelte den Kopf. "Nicht wirklich." Schließlich hatte sie ja morgens auch oft furchtbare Laune und brauchte lange, um aufzuwachen. Nur heute... war das anders. Der furchtbare Alptraum hatte sie zuverlässig geweckt.
CJ blinzelte unter der Decke hervor und kniff die Augen zusammen, als die Sonne ihn blendete. Lotte sah ihn kurz an, rieb sich übers Gesicht und ging zurück zu ihrer Seite des Bettes. Sie sah sich suchend nach ihrem Handy um. "Ich muss Henk ne SMS schreiben."
"Henk? Wieso denn das?"
Lotte setzte sich aufs Bett, nahm ihr Handy vom Nachttisch und begann, eine SMS zu tippen. "Ich hab von ihm geträumt. Das war ziemlich beängstigend."
CJ rutschte näher an Lotte heran und kuschelte sich an sie. "So schlimm?" fragte er.
"Mhm." Lotte kämpfte den Impuls, von CJ wegzurutschen, nur mit Mühe nieder. Sie verstand nicht, was mit ihr los war. Sie waren schließlich verheiratet, warum fühlte sich heute alles so ungewohnt und fremd an?
CJ küsste sanft ihren Nacken. "Magst erzählen?"
Lotte schüttelte nur den Kopf und konzentrierte sich auf die SMS.
CJ gab Lotte noch einen Kuss. "Na gut. Dann bin ich erster im Bad." meinte er, stand auf und verschwand durch eine der zwei Türen, die ans Schlafzimmer anschlossen.
Lotte seufzte leise und rieb sich nachdenklich den Nacken, während sie das Handy anstarrte. Henk schlief vermutlich gerade und würde ihr so schnell nicht antworten. Die Niederländerin legte das Handy seufzend weg, nahm es aber direkt wieder in die Hand. Sie wählte Henks Nummer. Auch wenn sie ihn sicherlich weckte, sie musste einfach seine Stimme hören.
Nachdem sie dem leise Tuten des Handy gelauscht hatte, meldete sich Henks verschlafene Stimme: "Häää?"
"Henk..." Lotte lächelte erleichtert, als sie ihren Bruder hörte. "Hier ist Lotte. Es... tut mir leid, ich wollt dich nicht wecken, aber... ich musste dich einfach hören."
"Mhhh, Was ist denn? Ist was passiert?"
"Ich hab was total schräges geträumt. Du bist da gestorben, und... Na ja, jetzt gehts mir besser." Schon während sie redete, kam Lotte sich unheimlich dumm vor. Natürlich ging es Henk gut, sie hatte ja nur geträumt.
"Ja, ich lebe noch. Es ist alles okay bei mir. Bei dir auch?"
"Ja, klar. Aber nun schlaf weiter. Es tut mir echt leid, dass ich dich geweckt habe."
"Ich ruf dich später nochmal an. Bis dann." murmelte Henk und legte auf. Auch Lotte beendete das Gespräch und legte ihr Handy dann wirklich weg.
Aus dem Badezimmer hörte Lotte die Dusche rauschen, also würde CJ vermutlich noch eine Weile brauchen. Lotte stand also auf und ging in den Flur. Das Haus war ihr weiterhin fremd und gleichzeitig vertraut, dieses surreale Gefühl ließ sich schwer beschreiben, hielt sich aber auch hartnäckig.
An den hellen Wänden hingen viele Bilder. Oft waren Landschaftsaufnahmen zu sehen, teilweise aber auch Bilder, die sie und CJ vor wechselnden Hintergründen zeigten. Lottes nackte Füße erzeugten auf dem Holzboden leise Tappsgeräusche, während sie den Flur entlang ging und die Bilder betrachtete. Auch wenn ihre Erinnerungen verschwommen waren, machte es sie glücklich, die Bilder anzusehen. Am Ende des Ganges hing ein großes Bild, dass die Familien van der Helden und Miller zeigte. Lotte lehnte sich vorsichtig an die Wand und betrachtete das Bild. Sie hatte das Gefühl, stundenlang darin versinken zu können.
Während sie das Bild noch anschaute, hörte sie, wie CJ seine Dusche beendete und dann wieder ins Schlafzimmer ging. Es wurde eine Weile ruhig, dann tauchte CJ im Flur auf.
"Was machst du denn hier?" fragte er.
"Ich schau mir die Bilder an."
"Ist etwas?" CJ musterte Lotte fragend.
"Nein, wieso?" Lotte lächelte ihn leicht an. "Ich finds halt schön..."
"Na gut." CJ erwiderte Lottes Lächeln und gab ihr einen kurzen Kuss. Dann ging er die Treppe hinunter. Im ersten Moment empfand Lotte den Kuss als ungewohnt und seltsam, aber sie schob diesen Gedanken beiseite und folgte CJ die Treppe hinunter, durch das gemütlich eingerichtete Wohnzimmer und in die Küche.
Lotte lehnte sich an den Türrahmen und sah CJ dabei zu, wie er zwei Schalen und und eine Müslipackung aus den Schränken holte und auf den Tisch stellte. Aus dem Kühlschrank holte er eine Packung Milch sah dann zu Lotte und fragte sie grinsend: "Was schaust du so?"
"Ich seh dir halt gern zu."
CJ schloss den Kühlschrank und setzte sich an den Tisch. "Komm, lass uns frühstücken."
Auch Lotte setzte sich. "Immerhin bist du nun wach." stellte sie mit einem leichten Lächeln fest.
"Das wage ich noch zu bezweifeln. Schwere Maschinen sollte ich noch nicht bedienen." erwiderte CJ schmunzelnd. "Und der Traum hat dich wieder losgelassen?"
"Ich hab Henk angerufen." Lotte sah beschämt auf ihre Müslischale. Es war ihr unangenehm, diese irrationale Reaktion zuzugeben.
"Hast ihn von mir gegrüßt?" fragte CJ, während er sich mit Müsli und Milch versorgte.
"Nein, wir haben gar nicht lang geredet. Ist ja gerade mitten in der Nacht bei ihm."
"Hast du gestern an die Trikots gedacht?" fragte CJ kauend.
"Trikots?" Lotte hatte keine Ahnung, wovon CJ redete.
"Ja, die Footballtrikots. Hast du etwa vergessen die von der Reinigung abzuholen?"
"Ich... weiß nicht..."
CJ blickte sie besorgt an. "Gehts dir wirklich gut?"
Lotte zuckte mit den Schultern. "Ich kann mich nicht erinnern."
"Du kannst dich nicht erinnern? Kannst mir das Datum von heute sagen?" CJ legte seinen Löffel weg und schob die Müslischale beiseite. Er sah Lotte besorgt an.
Die Niederländerin überlegte, musste dann aber den Kopf schütteln. Sie wusste es nicht. Kopfschmerzen machten sich breit.
"Hast du Kopfschmerzen?"
"Mhm." Lotte hielt sich den Kopf. Die Schmerzen nahmen schnell an Intensität zu. Außerdem fühlte sie sich plötzlich unheimlich erschöpft und müde.
CJ stand auf und ging zum Telefon. "Bleib einfach sitzen. Ich rufe Dr. Jackson an."
"Wen?" Lotte schob die Müslischüssel beiseite und stützte ihren Arm auf den Tisch.
"Deinen Arzt." antwortete CJ, während er eine Nummer wählte. "Er meinte, wenn das wieder passiert soll ich ihn sofort anrufen."
"Ich dachte der heißt anders..." murmelte Lotte. Sie konnte sich kaum noch gegen die Müdigkeit wehren. Aber sie wollte nicht einschlafen. Irgendwie ahnte sie, dass dann etwas Schlimmes passieren würde, und das machte ihr Angst.
CJ hatte inzwischen den Arzt erreicht. "Hier ist Christopher Miller ich rufe wegen Lotte an... Ja, ihr gehts wieder schlecht... Ja, Gedächtnisverlust und Kopfschmerzen...."
Lotte konnte die Augen kaum noch offen halten. Ihr Kopf platzte beinahe. "CJ?" nuschelte sie mit letzter Kraft. "Ich hab Angst... Geh nicht weg."
CJ sagte noch etwas ins Telefon, legte dann auf und hockte sie neben Lottes Stuhl. Er legte seinen Arm um sie und hielt sie fest. "Ich bin hier und werde nicht weggehen." versuchte er, Lotte zu beruhigen.
"Ich bin furchtbar müde." Lotte sah CJ an und kämpfte sich ein gequältes Lächeln ab. Seine Nähe tat ihr gut. Doch seine Stimme wirkte schon furchtbar weit weg. Lotte spürte seinen Arm, der ihr Sicherheit gab, doch es gelang ihr nicht mehr, gegen den Schlaf anzukämpfen. Sie schloss die Augen, lehnte sich an CJ und schlief ein.
- Fortsetzung folgt -
[Mit Dank an CJ Miller für die Inspiration]
- Lotte van der Helden
- First Lieutenant
- Beiträge: 222
- Registriert: Sonntag 5. Juni 2011, 20:03
- Stationierung: Cheyenne Mountain Complex
- Abteilungen: MC
- Position im Team: Platoonleader
- Einheit: SG-6
- Kontaktdaten:
Re: Just me - aus Lottes Leben
Through the Looking-Glass VII (Mai 2013)
Song des Tages (She's lost control von Joy Division)
Als Lotte aufwachte und die Augen öffnete, war es dunkel um sie herum. Sie hörte leise Stimmen, von vielen Menschen. Langsam konnte sie die Silhouetten vor sich erkennen. Sie kniete auf dem Boden hinter einem Pult. Am Boden vor ihr lag etwas - ein Stift? Nein, ein Laserpointer. Lotte zog sich vorsichtig am Pult hoch und sah sich um. Sie befand sich einem Hörsaal voller Studenten. Auf dem Pult stand ein eingeschalteter Laptop, daneben lagen handschriftliche Notizen. Die Ärztin schluckte leicht. Die Studenten beachteten sie größtenteils nicht, sondern führten mehr oder weniger leise Privatgespräche.
Ein Blick auf den Monitor des Laptops verriet Lotte das Thema, über das sie vermutlich referieren sollte. Mikrobiologie 101. Langweilig, aber immerhin etwas, was sie beherrschte.
Langsam wurde es ruhig im Hörsaal. Die Blicke der Studenten richteten sich nach vorne auf die blonde, niederländische Ärztin.
"Kann mir jemand sagen, wo wir stehen geblieben waren?" fragte Lotte. Sie wusste nicht genau was sie hier machte. Sie wollte CJ anrufen, aber das ging ja gerade schlecht, also musste sie diese Vorlesung erstmal hinter sich bringen. Vielleicht würde es ihr dann auch besser gehen. Es war sicher noch früh, vielleicht hatte Lotte verschlafen, keinen Kaffee bekommen und war nun deswegen verwirrt...
Das Kichern der Studenten schreckte Lotte aus ihren Gedanken auf. "Sie wollten sich gerade vorstellen!" rief eine weibliche Stimme.
Lotte wurde rot. Sie hatte wirklich den Faden verloren. Wie sollte sie sich denn nun vorstellen? Hieß sie van der Helden? Miller? Lotte wusste es nicht. Sie konnte sich an Träume erinnern. Oder waren es Dinge, die geschehen waren? Lebte sie mit CJ zusammen in diesem Haus in Kalifornien? Hatte sie das nur geträumt?
" Ähm... Ja... Mein Name ist Lotte, und ich unterrichte Sie in... den Grundlagen der Mikrobiologie. Kann mir jemand sagen, was Mikrobiologie ist?" begann Lotte dann ihren Vortrag. Sie erinnerte sich, dass amerikanische Dozenten und Professoren sich von ihren Schülern oft nur mit dem Vornamen ansprechen ließen. So würde sie dieses Problem umgehen können.
"Und ihr Nachname? Haben Sie den etwa vergessen?" rief erneut eine weibliche Stimme aus der Menge.
Lotte hielt für einen Moment die Luft an, dann sprach sie weiter: "Nein... Also? Kann jemand die Frage beantworten?"
"Haben Sie etwa vergessen, ob es Miller oder van der Helden ist?" fragte die Stimme weiter.Lotte zuckte zusammen, doch dann fuhr sie einfach mit dem Vortrag fort. Sie klickte zur nächsten Seite der Präsentation weiter. "Das Wort Mikrobiologie setzt sich zusammen aus den griechischen Begriffen micros - klein, bios - Leben und logia - Lehre. Es ist also die Lehre der kleinen, mikroskopischen Lebewesen. Womit beschäftigt sich die Mikrobiologie? Sie beschäftigt sich mit dem Aufbau, der Funktion und dem Leben mikroskopisch kleiner Lebewesen..."
Im Publikum war zu hören, wie jemand aufstand. "Was ist denn nun, Lotte?" fragte die Frau. Lotte sah nur ganz kurz hin und erkannte blonde Haare. Irgendetwas schien an der Frau nicht zu stimmen, aber Lotte fuhr fort: "Taxonomisch lässt sich die Mikrobiologie wie folgt unterteilen: Bakteriologie, Mykologie, die Lehre der Pilze, Protozoologie, die Lehre der Urtierchen... Setzen Sie sich und hören Sie zu... Phykologie, die Lehre der Algen, Parasitologie, Immunologie, Virologie, Nematologie, die Lehre der Nematoden, also Fadenwürmer..."
"Was ist los? Hast du etwa deinen eigenen Nachnamen vergessen? Meinen Nachnamen?""Die Geschichte der Mikrobiologie beginnt 1665 mit Robert Hooke, der als erster ein Mikroskop entwickelt und einsetzt, gefolgt von Antonie van Leeuwenhoek 1676..." Lotte sah die Frau nun an. "Was...?" Lotte erstarrte. Sie sah sich selbst. Die Person im Publikum trug eine Uniform des SGC. Sie
war war blutverschmiert, ihr Gesicht zerkratzt und blutig. Lotte machte einen Schritt rückwärts. Das konnte nicht sein, sie bildete es sich ein... Als Lotte einen weiteren Schritt rückwärts machen wollte, stieß sie gegen etwas - oder jemanden. Blitzschnell drehte sie sich um und blickte in ihre eigenen, toten Augen, die sie leer anstarrten. Lotte zuckte zurück und stieß gegen das Pult. Ihr
Laptop fiel scheppernd zu Boden, aber das beachtete Lotte nicht. Mit einer Hand tastete Lotte sich am Pult entlang nach links, um daran vorbeizukommen und dann möglichst zum Ausgang zu flüchten.
"Was ist denn nun? Wie lautet unser Nachname?" Lotte hörte ihre eigene Stimme und sah, wie der Mund ihres toten Gegenparts sich bewegte. Sie ging schneller rückwärts und stolperte die kleine Stufe hinunter, die das Pult erhöhte. Lotte landete unsanft auf dem Boden.
"Van der Helden...." murmelte Lotte, während sie versuchte, wieder aufzustehen, ohne das blutverschmierte Monster aus den Augen zu lassen.
"Falsch! Oder doch richtig? Wer weiß das schon so genau?" Die lebende Leiche folgte Lotte langsam.
"Das ist richtig..." Lotte ging weiter rückwärts, damit ihr das Ding bloß nicht zu nahe kam.
"Eventuell ist die Realität mit dem SGC nur ein Traum und das hier ist die wahre Realität?" fragte die blutverschmierte Frau, während sie Lotte weiterhin folgte. "Stell dir vor, das hier ist die Realität und ich bin nur das Resultat einer Krankheit, die sich in deinem Kopf ausbreitet?"
"Ich weiß es nicht..."
"Eine Krankheit, die dein einst glückliches Leben beenden wird?"
Lotte stieß gegen die erste Sitzreihe. Sie tastete sich weiter daran entlang, sie wollte bloß weg von dieser Vision. "Ich weiß es nicht... ich weiß es nicht... Lass mich in Ruhe!" Die Niederländerin verstand nicht, was hier vorging. Die Studenten hatte sie längst vergessen. Sie starrte ihr totes Selbst an, konnte den Blick einfach nicht abwenden, obwohl sie sich viel lieber umdrehen und einfach
wegrennen wollte.
"Ich bin in deinem Kopf, also wie soll ich dich in Ruhe lassen?"
Lotte schüttelte verzweifelt den Kopf. "Geh weg geh weg geh weg..."
"Du wirst mich nie wieder los. Denn ich bin du, und du kannst dich nicht los werden."
"Geh..." Lotte hielt sich an der Sitzreihe hinter sich fest und ließ sich zu Boden rutschen. Sie war den Tränen nahe. Sie wusste einfach nicht mehr, was real war und was nicht. Sie konnte sich nicht auf ihre Wahrnehmung verlassen, die letzten Geschehnisse verschwammen zu einem dicken, zähflüssigen Brei, den Lotte nicht mehr durchdringen konnte.
"Ist bei ihnen alles in Ordnung? Soll ich einen Arzt rufen?" hörte Lotte dann eine besorgte Stimme fragen. Erst wollte sie die Studentin, die sich neben sie hockte, wegschlagen, aber sie riss sich gerade noch zusammen.
"Ja..." sagte Lotte und sah auf. Ihr blutverschmiertes Gegenstück war verschwunden.
"Sind sie sicher?"
"Ein Arzt wäre gut."
Lotte beobachtete, wie die Studentin ihr Handy zückte und den Notruf wählte. Dann wurde ihr Sichtfeld unscharf. Die Beine zitterten und Lotte fühlte sich unendlich allein. Sie wünschte sich in CJs Nähe. Seine Berührung hatte ihr Kraft gegeben... Oder war das nur ein Traum gewesen? Lotte schloss die Augen. Es war ohnehin alles egal... Wenn ihr Kopf nicht mehr funktionierte, was hatte sie dann noch?
- to be continued -
[Mit Dank an CJ Miller für die Inspiration]
Song des Tages (She's lost control von Joy Division)
Als Lotte aufwachte und die Augen öffnete, war es dunkel um sie herum. Sie hörte leise Stimmen, von vielen Menschen. Langsam konnte sie die Silhouetten vor sich erkennen. Sie kniete auf dem Boden hinter einem Pult. Am Boden vor ihr lag etwas - ein Stift? Nein, ein Laserpointer. Lotte zog sich vorsichtig am Pult hoch und sah sich um. Sie befand sich einem Hörsaal voller Studenten. Auf dem Pult stand ein eingeschalteter Laptop, daneben lagen handschriftliche Notizen. Die Ärztin schluckte leicht. Die Studenten beachteten sie größtenteils nicht, sondern führten mehr oder weniger leise Privatgespräche.
Ein Blick auf den Monitor des Laptops verriet Lotte das Thema, über das sie vermutlich referieren sollte. Mikrobiologie 101. Langweilig, aber immerhin etwas, was sie beherrschte.
Langsam wurde es ruhig im Hörsaal. Die Blicke der Studenten richteten sich nach vorne auf die blonde, niederländische Ärztin.
"Kann mir jemand sagen, wo wir stehen geblieben waren?" fragte Lotte. Sie wusste nicht genau was sie hier machte. Sie wollte CJ anrufen, aber das ging ja gerade schlecht, also musste sie diese Vorlesung erstmal hinter sich bringen. Vielleicht würde es ihr dann auch besser gehen. Es war sicher noch früh, vielleicht hatte Lotte verschlafen, keinen Kaffee bekommen und war nun deswegen verwirrt...
Das Kichern der Studenten schreckte Lotte aus ihren Gedanken auf. "Sie wollten sich gerade vorstellen!" rief eine weibliche Stimme.
Lotte wurde rot. Sie hatte wirklich den Faden verloren. Wie sollte sie sich denn nun vorstellen? Hieß sie van der Helden? Miller? Lotte wusste es nicht. Sie konnte sich an Träume erinnern. Oder waren es Dinge, die geschehen waren? Lebte sie mit CJ zusammen in diesem Haus in Kalifornien? Hatte sie das nur geträumt?
" Ähm... Ja... Mein Name ist Lotte, und ich unterrichte Sie in... den Grundlagen der Mikrobiologie. Kann mir jemand sagen, was Mikrobiologie ist?" begann Lotte dann ihren Vortrag. Sie erinnerte sich, dass amerikanische Dozenten und Professoren sich von ihren Schülern oft nur mit dem Vornamen ansprechen ließen. So würde sie dieses Problem umgehen können.
"Und ihr Nachname? Haben Sie den etwa vergessen?" rief erneut eine weibliche Stimme aus der Menge.
Lotte hielt für einen Moment die Luft an, dann sprach sie weiter: "Nein... Also? Kann jemand die Frage beantworten?"
"Haben Sie etwa vergessen, ob es Miller oder van der Helden ist?" fragte die Stimme weiter.Lotte zuckte zusammen, doch dann fuhr sie einfach mit dem Vortrag fort. Sie klickte zur nächsten Seite der Präsentation weiter. "Das Wort Mikrobiologie setzt sich zusammen aus den griechischen Begriffen micros - klein, bios - Leben und logia - Lehre. Es ist also die Lehre der kleinen, mikroskopischen Lebewesen. Womit beschäftigt sich die Mikrobiologie? Sie beschäftigt sich mit dem Aufbau, der Funktion und dem Leben mikroskopisch kleiner Lebewesen..."
Im Publikum war zu hören, wie jemand aufstand. "Was ist denn nun, Lotte?" fragte die Frau. Lotte sah nur ganz kurz hin und erkannte blonde Haare. Irgendetwas schien an der Frau nicht zu stimmen, aber Lotte fuhr fort: "Taxonomisch lässt sich die Mikrobiologie wie folgt unterteilen: Bakteriologie, Mykologie, die Lehre der Pilze, Protozoologie, die Lehre der Urtierchen... Setzen Sie sich und hören Sie zu... Phykologie, die Lehre der Algen, Parasitologie, Immunologie, Virologie, Nematologie, die Lehre der Nematoden, also Fadenwürmer..."
"Was ist los? Hast du etwa deinen eigenen Nachnamen vergessen? Meinen Nachnamen?""Die Geschichte der Mikrobiologie beginnt 1665 mit Robert Hooke, der als erster ein Mikroskop entwickelt und einsetzt, gefolgt von Antonie van Leeuwenhoek 1676..." Lotte sah die Frau nun an. "Was...?" Lotte erstarrte. Sie sah sich selbst. Die Person im Publikum trug eine Uniform des SGC. Sie
war war blutverschmiert, ihr Gesicht zerkratzt und blutig. Lotte machte einen Schritt rückwärts. Das konnte nicht sein, sie bildete es sich ein... Als Lotte einen weiteren Schritt rückwärts machen wollte, stieß sie gegen etwas - oder jemanden. Blitzschnell drehte sie sich um und blickte in ihre eigenen, toten Augen, die sie leer anstarrten. Lotte zuckte zurück und stieß gegen das Pult. Ihr
Laptop fiel scheppernd zu Boden, aber das beachtete Lotte nicht. Mit einer Hand tastete Lotte sich am Pult entlang nach links, um daran vorbeizukommen und dann möglichst zum Ausgang zu flüchten.
"Was ist denn nun? Wie lautet unser Nachname?" Lotte hörte ihre eigene Stimme und sah, wie der Mund ihres toten Gegenparts sich bewegte. Sie ging schneller rückwärts und stolperte die kleine Stufe hinunter, die das Pult erhöhte. Lotte landete unsanft auf dem Boden.
"Van der Helden...." murmelte Lotte, während sie versuchte, wieder aufzustehen, ohne das blutverschmierte Monster aus den Augen zu lassen.
"Falsch! Oder doch richtig? Wer weiß das schon so genau?" Die lebende Leiche folgte Lotte langsam.
"Das ist richtig..." Lotte ging weiter rückwärts, damit ihr das Ding bloß nicht zu nahe kam.
"Eventuell ist die Realität mit dem SGC nur ein Traum und das hier ist die wahre Realität?" fragte die blutverschmierte Frau, während sie Lotte weiterhin folgte. "Stell dir vor, das hier ist die Realität und ich bin nur das Resultat einer Krankheit, die sich in deinem Kopf ausbreitet?"
"Ich weiß es nicht..."
"Eine Krankheit, die dein einst glückliches Leben beenden wird?"
Lotte stieß gegen die erste Sitzreihe. Sie tastete sich weiter daran entlang, sie wollte bloß weg von dieser Vision. "Ich weiß es nicht... ich weiß es nicht... Lass mich in Ruhe!" Die Niederländerin verstand nicht, was hier vorging. Die Studenten hatte sie längst vergessen. Sie starrte ihr totes Selbst an, konnte den Blick einfach nicht abwenden, obwohl sie sich viel lieber umdrehen und einfach
wegrennen wollte.
"Ich bin in deinem Kopf, also wie soll ich dich in Ruhe lassen?"
Lotte schüttelte verzweifelt den Kopf. "Geh weg geh weg geh weg..."
"Du wirst mich nie wieder los. Denn ich bin du, und du kannst dich nicht los werden."
"Geh..." Lotte hielt sich an der Sitzreihe hinter sich fest und ließ sich zu Boden rutschen. Sie war den Tränen nahe. Sie wusste einfach nicht mehr, was real war und was nicht. Sie konnte sich nicht auf ihre Wahrnehmung verlassen, die letzten Geschehnisse verschwammen zu einem dicken, zähflüssigen Brei, den Lotte nicht mehr durchdringen konnte.
"Ist bei ihnen alles in Ordnung? Soll ich einen Arzt rufen?" hörte Lotte dann eine besorgte Stimme fragen. Erst wollte sie die Studentin, die sich neben sie hockte, wegschlagen, aber sie riss sich gerade noch zusammen.
"Ja..." sagte Lotte und sah auf. Ihr blutverschmiertes Gegenstück war verschwunden.
"Sind sie sicher?"
"Ein Arzt wäre gut."
Lotte beobachtete, wie die Studentin ihr Handy zückte und den Notruf wählte. Dann wurde ihr Sichtfeld unscharf. Die Beine zitterten und Lotte fühlte sich unendlich allein. Sie wünschte sich in CJs Nähe. Seine Berührung hatte ihr Kraft gegeben... Oder war das nur ein Traum gewesen? Lotte schloss die Augen. Es war ohnehin alles egal... Wenn ihr Kopf nicht mehr funktionierte, was hatte sie dann noch?
- to be continued -
[Mit Dank an CJ Miller für die Inspiration]
Zuletzt geändert von Lotte van der Helden am Montag 3. Juni 2013, 19:09, insgesamt 1-mal geändert.
Wer ist online?
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 7 Gäste