Goldene Sonnen
Aus dem Reisetagebuch von Kendra Blake
Prolog
Im laufe der Zeit, hat der Amazonas viele Reisende verschlungen, Abenteurer, Forscher, wie auch einheimische, sind ihm zum Opfer gefallen, aber kein teil des Amazonas hat eine höhere Vermisstenrate als das Dreieck, welches von den Flüssen Urucu, Solimoes und Tefé gebildet wird. Die einheimischen nennen dieses Dreieck „áureo jura“, was soviel wie „Goldenerer Fluch“ bedeutet.
Es heisst, dass dieser Teil einen Schatz in sich Birgt, der So gewaltig und Prachtvoll sei, dass jeder der ihn erblick, sich nicht mehr von dessen Anblick befreien kann. Mein Name ist Kendra Blake, ich breche in wenigen Stunden auf um diesen Schatz zu finden. Wenn sie diese Zeilen lesen… bin ich Tot.
Erster Tag
Wir sind in Porto Velho gelandet – und ich bin froh endlich wieder Festen Boden unter den Füssen zu haben. Linienflüge sind was anderes… als diese kleinen klapprigen Kisten. Der Pilot hiess Jericho. Ich wusste nicht, ob ich dies als Zeichen deuten sollte, und wieder umkehren, oder aber meinen Mut zusammen nehmen und in das Flugzeug, sofern man die alte Piper, welche mehr Klebeband als Lack zeigte, überhaupt so nennen konnte. Ich entschied mich fürs einsteigen, und oh Wunder, kam ich auch tatsächlich heil an – auf dem Flughafen den ich eher als Grasfeld bezeichnen würde… Der Pilot war echt der verrückteste Kerl der mir je untergekommen war. Kaum angekommen, stieg er aus und Prüfte das Klebeband, Wickelte hie und da nach… und das in einer Seelenruhe die ich nur bewundern kann. Was schrieb ich von wegen verrückt? Achja… der nächste irre der mich begleiten würde, war mein Führer. Er nannte sich selbst schlicht und einfach „Rubber Duck“. Quitscheentchen… ich weiss nicht ob ich lachen oder weinen soll. Erst recht, weil seine erste Handlung war, mich in den Store zu schleppen, meine Sachen zu verkaufen und gegen angeblich „Dschungeltaugliche“ dinge einzutauschen. Komischer Vogel, braun gebrannt, ein wettergegerbtes Gesicht, sowie eine Narbe auf der Wange. Seine Haut ist ansonsten sehr weich, Bartwuchs scheint völlig zu fehlen, eigentlich sind seine ansonsten feinen Gesichtszüge im vergleich zu dem muskulösen, breiten Körperbau… eher unpassend – aber ich denke er weiss was er Tut. hoffe ich.
Dritter Tag
Wir sind nun schon 2 volle Tage unterwegs. Ducky, wie ich meinen Führer mittlerweile nenne, kennt sich aus, auch wenn er etwas sehr Konservativ daherkommt. Kein Luxus, kein grosses Zelt… und für mich am schlimmsten: Kein Kaffee. Den Jeep den ich gekauft hatte, tauschte er gegen zwei wundervolle Pferde. Mittlerweile weiss ich warum, die Braven Tiere sind in dem Dschungel schlichtweg praktischer als der Jeep. Zumindest kommen wir mit ihnen mühelos überall durch, wo der Jeep wohl schon lange mehr als nur den Geist aufgegeben hätte. Ansonsten bin ich mehr als Fasziniert, ich habe an der Uni viel über Tiere und Pflanzen des Amazonas gelernt, aber… dass dies hier solch Farbenprächtig, vielfältig und so wundervoll sein kann, hätte ich mir niemals zu Träume gewagt. Dennoch – es ist eine gefährliche Schönheit, die hinter jedem Strauch mit dem Tode auf einen Lauern kann. Schlangen, und Raubkatzen, um nur zwei zu nennen, oder auch einfach Beeren und Früchte, welche zwar schmackhaft aussehen, jedoch… kaum geniessbar sind… wir haben den Purus durchquert und werden Morgen in Coari halt machen….
Sechster Tag
Coari liegt hinter uns… Ducky ist seid wir die Mündung in das áureo jura Dreieck, welches aus einer Lücke zwischen den enden der Flüsse Tefé und Urucu gebildet wird, hinter uns gelassen haben, erstaunlich ruhig. Er wirkt mir so fast unheimlich, ebenso wie er bei jedem Geräusch zusammen zuckt. Ich weiss nicht, ob es Einbildung ist, aber ich fühle mich beobachtet, der Dschungel kommt mir hier Dunkler vor, düsterer, stiller. Wo ich die Flora und Fauna als wundervoll und lebhaft empfunden hatte, so scheint sie mir immer ausgestorbener, je weiter wir in das Dreieck vordringen. Wir sind langsamer, vorsichtiger, Ducky meinte nur, er wolle der erste sein, der hier wieder Lebend raus kommt… Ducky ist allgemein Komisch, er wollte die Bezahlung im Voraus, da er nicht wisse, ob wir beide auch Heil nach Hause kommen würden. Er hatte eine Stunde sein Geld auszugeben und ich bin mir sicher, er hat es irgendwie getan… aber ich weiss nicht was. Es war schwer einen Führer zu Finden, und Ducky tat es auch nur weil ich ihm 20´000 Pfund angeboten habe.
Wer gibt schon so viel Geld in einer Stunde aus?
Siebter Tag
Ducky macht sich Sorgen, er scheint sich verirrt zu haben… heute Abend erzählte er mir von seiner Familie… zeigte mir Fotos seines Sohnes. Dank meinem Geld kann er nun zur Schule gehen, eine Ausbildung beginnen, vielleicht gar Naturwissenschaften studieren. Der Dschungel sieht für mich hier an jeder Ecke gleich aus… dunkel und unheimlich. Es ist unangenehm still, eine gruselige, ansteckende stille die Jedes Geräusch zu verschlingen scheint. Selbst Ducky und ich sprechen leise, die Pferde mussten wir zurück lassen. Sie schienen beunruhigt und zogen immer wieder weg, mein Hengst brach sogar mit mir durch, Ducky konnte ihn gerade noch so halten. Er meinte, die Tiere spürten die Böse Aura des Ortes. Ich weiss was er meint… der Ort hier, ist unheimlicher als Jeder Horrorfilm, er schnürt einem die Kehle zu. Ich habe wieder angefangen Fingernägel zu Kauen, ertappe mich manchmal dabei, wie ich zittere. Ich bin mir sicher, dass ich diese Nacht kaum ein Auge zumachen werde.
Neunter Tag
Ich bin alleine, alleine, mitten im Dschungel, inmitten dieses finsteren, unheimlichen Gebildes aus Gefahr und Tot. Gestern Abend, war es still, als es Knackte… ein unheimliches Geräusch die Luft durchschnitt, und immer, immer wieder erneut an mein Ohr klopfte, mir einen Schauer über den Rücken Jagte. Eine Mischung aus Schritten, schleifen… dazu dieses Glucksen, das zu Hören war. Als ich Ducky fragte, ob er mal nachsehen könnte, zuckte er mit den Schultern und sagte: „Kein Problem“, und ging davon… das war das letzte was ich von Ducky sah, war die ganze Nacht alleine, und… nun wieder, er ist nicht wiedergekehrt… er ist nicht wieder gekommen. Ich habe mich einfach in eine Richtung aufgemacht, ich muss weiter gehen, ich muss hier raus, irgendwie aus diesem verfluchten Dreieck weg… es macht mir Angst, ich komme aus dem Grossstadtdschungel…. Aus London, ich gehöre nicht hier her. Es war eine dumme Idee, eine scheiss dumme Idee mich darauf einzulassen. Gott… wenn doch nur irgendjemand käme und mich hier rausholt…
Zehnter Tag
Ich hatte Hunger… Ducky hatte sonst immer für Essen gesorgt, gejagt oder gesammelt. Nun muss ich es tun. Ich habe einige Pilze gesammelt, dieselben die Ducky auch immer Sammelte. Nach dem ich zu Mittag gegessen hatte, fühlte ich mich schon ruhiger, und wohler. Dann habe ich sie gesehen… eine Höhle, ein grosser Eingang aus dem es golden schimmerte, leuchtete und glänzte, Wände, voller Diamanten, Rubine und anderen Edelsteinen, faustgross bis Ameisenklein, ich folgte dem Leuchten, welches mir wie eine goldene Sonne den Weg wies, immer und immer weiter… Ich schreibe hier noch rasch, weil ich sonst nachher vielleicht nicht mehr viel Zeit dazu habe, doch ich spüre es, das Licht ist nahe, der Schatz, das Gold, ich bin überwältigt… Ich kehre als Reiche Frau nach London zurück…
Epilog
Kendra Blakes Leiche wurde 12 Tage nach ihrem Verschwinden in Manaus aus dem Solimoes geborgen. Eine Junge Frau hatte sie beim Wäsche waschen entdeckt, im Rucksack der Jungen Frau befanden sich ein Haufen Steine und Sand, ebenso wurden in ihrem Blut und Magen halluzinogene Stoffe festgestellt. Man geht davon aus, dass sie im Rausch der Pilze, die sie gegessen hatte, den Fluss übersehen und in diesen gestürzt sei. Die Steine und den Sand hielt sie wohl für Diamanten oder Goldstaub. Die Junge Naturwissenschaftsstudentin Kendra Blake starb im alter von 26 Jahren, im tiefsten Amazonas, ein weiteres Opfer des “áureo jura“, dem Goldenen Fluch. Der Forscher Alexander Kerensky aus Russland fand wenig später, im August des Jahres 1999 in diesem Teil des Amazonas ein Versteck. Als die Deutschen ihren Guayanas Plan erfanden, während der deutschen Jary Expedition 1935 unter der Leitung von Otto Schulz Kampfhenkel, welche Joseph Greiner das Leben kostete, In diesen Teil des Amazonas vorgedrungen waren, und die aberwitzige Idee einer deutschen Guayana-Siedlung hatten, nutzte Kampfhenkel und sein Partner Gerd Kahle dieses Wissen, um sich einen Schatz anzuhäufen. Gold, Juwelen, Diamanten, alles gaben oder Raubeinnahmen von Eingeborenen. Sie kehrten allerdings nie wieder dahin zurück. Alexander Kerensky jedoch kehrte zurück, mit seiner Expedition, welche 75 Mann zählte, und einem grossen Schatz – welcher schneller weg war als er dachte, um die immensen Reisekosten zu decken. Wenig später starb auch Alexander Kerensky, angeblich Herzversagen, doch die Eingeborenen sagen noch Heute, dass der Geist des „áureo jura“ ihm gefolgt sei, um sich das zu holen, was sich ihm entzogen hatte, dieses eine Leben, das es gewagt hatte, wieder nach Hause zurück zu kehren – Das Leben Alexander Kerenskys.
Diese Kurzgeschichte ist eine Mischung aus Fiktion und Realität. Die Ortsangaben sind Korrekt, ebenso die historischen Angaben, jedoch ist die Idee des Schatzes, und des „áureo jura“ frei erfunden und haben nie statt gefunden. Ebenso frei erfunden sind die Personen Kendra Blake, Alexander Kerensky und „Ducky“, sowie der Pilot.
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