Just me - aus Lottes Leben
Verfasst: Sonntag 23. Dezember 2012, 12:43
Driving Home for Christmas (Dezember 2012)
Song des Tages (Starlight Express aus dem gleichnamigen Musical)
Lotte stellte den grünen VW Polo ihrer Mutter auf dem Parkplatz des Marinefliegerstützpunktes in De Kooy ab und stieg aus. Sie schloss kurz die Augen, während sie die salzige Seeluft einatmete. Das hatte sie in den letzten eineinhalb Jahren in Colorado sehr vermisst. Wie zur Feier des Tages hatte die Sonne die Regenwolken vertrieben, als Lotte in Den Oever die Autobahn verlassen und den gewohnten Weg zur ihrem alten Arbeitsplatz gefahren war. Es war Mittag und gerade ruhig auf dem Flugplatz. Die meisten zivilen Helikopter, die Arbeiter zu den Bohrinseln und wieder nach Hause brachten, waren vormittags gestartet und würden erst in ein bis zwei Stunden zurückkehren. Und so kurz vor Weihnachten war auch bei den Marinefliegern wenig los.
Lotte schloss das Auto ab und spazierte langsam in Richtung des Flugplatzes. Sie musterte die Hubschrauber argwöhnisch, denn auch wenn sie sich inzwischen an die Reise in Flugzeugen gewöhnt hatte, würde sie ihr Glück nicht an Bord einer dieser Höllenmaschinen herausfordern wollen. Ihr Bruder Henk war da anders, seit fast 14 Jahren stand er als Hubschrauberpilot im Dienst der königlichen Marine. Er hatte häufiger versucht, Lotte die Flugangst zu nehmen, war dabei aber nie erfolgreich gewesen - was vermutlich daran gelegen hatte, dass er sie dabei gern mit waghalsigen Manövern gequält hatte. Die Sanitäterin würde ihrem Bruder aber nicht auf die Nase binden, dass eine andere Person es nun geschafft hatte, ihr zumindest so viel Sicherheit zu geben, dass sie nicht mehr in Panik ausbrach, wenn sie ein Flugzeug benutzen musste.
Auf dem Außengelände war von Henk nichts zu sehen. Vermutlich hatte er es sich bei einer Tasse Kaffee im Verwaltungsgebäude des zivilen Flughafens bequem gemacht. Früher hatten die beiden sich dort häufiger getroffen, wenn Lotte in Den Helder war. Die Niederländerin betrat das Gebäude, öffnete ihre Jacke und wandte sich der kleinen Kantine zu, aus der sie gedämpfte Stimmen hörte.
Henk saß direkt am Eingang und strahlte, als er seine kleine Schwester entdeckte.
"Hey, da bist du ja endlich!" grüßte er sie, stand auf und umarmte Lotte. "Ich dachte schon du hättest dich verfahren."
Lotte lächelte schwach. "Blödmann. Ich kenn die Strecke gut genug, bin sie schließlich zehn Jahre lang gefahren." Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und musterte ihren zwei Jahre älteren Bruder. "Du wirst echt alt. Sind das da graue Haare?" fragte sie und zupfte an seiner Schläfe herum.
"Finger weg! Davon träumst du wohl, Kleine." Henk hielt Lottes Hand fest und grinste sie an, sein Blick wurde dann aber ernster. "Was ist los? Du siehst mies aus..."
"Na danke." Lotte rollte mit den Augen. Allerdings konnte sie Henk nicht widersprechen. Sie war seit Dienstag morgen wieder in den Niederlanden. Nun war Samstag, und der Jetlag machte sich immer noch bemerkbar. Die blonde Sanitäterin hatte dunkle Ringe unter den Augen, die auch noch einen leichten roten Rand aufwiesen. Es ging ihr wirklich nicht besonders gut, und natürlich war es klar gewesen, dass Henk das erkennen würde.
"Hey, Schwesterchen, was ist los?" Henk sah sie nun eindeutig besorgt an. "Wollen wir noch etwas trinken und du erzählst es mir?"
"Nein, Mama erwartet uns zum Kaffee. Wir können auch unterwegs reden. Hast du dein Gepäck?"
Henk nickte und schnappte sich seine Tasche, die unter dem Tisch stand, an dem er gerade noch gesessen hatte. Er legte den Arm um Lottes Schultern. "Dann komm. Gehts dir gut drüben in den Staaten?"
"Ja, schon..." antwortete Lotte, während sie langsam mit Henk zum Auto schlenderte. "Mein Job ist großartig."
"Aber?"
"Kein Aber. Es ist nur... einsam." stellte Lotte fest, während sie das Auto aufschloss und Henk half, seine Tasche im Kofferraum zu verstauen. "Die Amis sind alle ziemlich nett, man findet schnell jede Menge oberflächliche Kontakte. Aber kaum richtige Freundschaften. Und die einzige, die ich hatte, hab ich mir wohl selbst kaputt gemacht."
"Hm. Was hast du angestellt?" fragte Henk und ließ sich auf der Beifahrerseite in den Polo plumpsen. Auch Lotte stieg ein, startete den Wagen und begann zu berichten.
Song des Tages (Starlight Express aus dem gleichnamigen Musical)
Lotte stellte den grünen VW Polo ihrer Mutter auf dem Parkplatz des Marinefliegerstützpunktes in De Kooy ab und stieg aus. Sie schloss kurz die Augen, während sie die salzige Seeluft einatmete. Das hatte sie in den letzten eineinhalb Jahren in Colorado sehr vermisst. Wie zur Feier des Tages hatte die Sonne die Regenwolken vertrieben, als Lotte in Den Oever die Autobahn verlassen und den gewohnten Weg zur ihrem alten Arbeitsplatz gefahren war. Es war Mittag und gerade ruhig auf dem Flugplatz. Die meisten zivilen Helikopter, die Arbeiter zu den Bohrinseln und wieder nach Hause brachten, waren vormittags gestartet und würden erst in ein bis zwei Stunden zurückkehren. Und so kurz vor Weihnachten war auch bei den Marinefliegern wenig los.
Lotte schloss das Auto ab und spazierte langsam in Richtung des Flugplatzes. Sie musterte die Hubschrauber argwöhnisch, denn auch wenn sie sich inzwischen an die Reise in Flugzeugen gewöhnt hatte, würde sie ihr Glück nicht an Bord einer dieser Höllenmaschinen herausfordern wollen. Ihr Bruder Henk war da anders, seit fast 14 Jahren stand er als Hubschrauberpilot im Dienst der königlichen Marine. Er hatte häufiger versucht, Lotte die Flugangst zu nehmen, war dabei aber nie erfolgreich gewesen - was vermutlich daran gelegen hatte, dass er sie dabei gern mit waghalsigen Manövern gequält hatte. Die Sanitäterin würde ihrem Bruder aber nicht auf die Nase binden, dass eine andere Person es nun geschafft hatte, ihr zumindest so viel Sicherheit zu geben, dass sie nicht mehr in Panik ausbrach, wenn sie ein Flugzeug benutzen musste.
Auf dem Außengelände war von Henk nichts zu sehen. Vermutlich hatte er es sich bei einer Tasse Kaffee im Verwaltungsgebäude des zivilen Flughafens bequem gemacht. Früher hatten die beiden sich dort häufiger getroffen, wenn Lotte in Den Helder war. Die Niederländerin betrat das Gebäude, öffnete ihre Jacke und wandte sich der kleinen Kantine zu, aus der sie gedämpfte Stimmen hörte.
Henk saß direkt am Eingang und strahlte, als er seine kleine Schwester entdeckte.
"Hey, da bist du ja endlich!" grüßte er sie, stand auf und umarmte Lotte. "Ich dachte schon du hättest dich verfahren."
Lotte lächelte schwach. "Blödmann. Ich kenn die Strecke gut genug, bin sie schließlich zehn Jahre lang gefahren." Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und musterte ihren zwei Jahre älteren Bruder. "Du wirst echt alt. Sind das da graue Haare?" fragte sie und zupfte an seiner Schläfe herum.
"Finger weg! Davon träumst du wohl, Kleine." Henk hielt Lottes Hand fest und grinste sie an, sein Blick wurde dann aber ernster. "Was ist los? Du siehst mies aus..."
"Na danke." Lotte rollte mit den Augen. Allerdings konnte sie Henk nicht widersprechen. Sie war seit Dienstag morgen wieder in den Niederlanden. Nun war Samstag, und der Jetlag machte sich immer noch bemerkbar. Die blonde Sanitäterin hatte dunkle Ringe unter den Augen, die auch noch einen leichten roten Rand aufwiesen. Es ging ihr wirklich nicht besonders gut, und natürlich war es klar gewesen, dass Henk das erkennen würde.
"Hey, Schwesterchen, was ist los?" Henk sah sie nun eindeutig besorgt an. "Wollen wir noch etwas trinken und du erzählst es mir?"
"Nein, Mama erwartet uns zum Kaffee. Wir können auch unterwegs reden. Hast du dein Gepäck?"
Henk nickte und schnappte sich seine Tasche, die unter dem Tisch stand, an dem er gerade noch gesessen hatte. Er legte den Arm um Lottes Schultern. "Dann komm. Gehts dir gut drüben in den Staaten?"
"Ja, schon..." antwortete Lotte, während sie langsam mit Henk zum Auto schlenderte. "Mein Job ist großartig."
"Aber?"
"Kein Aber. Es ist nur... einsam." stellte Lotte fest, während sie das Auto aufschloss und Henk half, seine Tasche im Kofferraum zu verstauen. "Die Amis sind alle ziemlich nett, man findet schnell jede Menge oberflächliche Kontakte. Aber kaum richtige Freundschaften. Und die einzige, die ich hatte, hab ich mir wohl selbst kaputt gemacht."
"Hm. Was hast du angestellt?" fragte Henk und ließ sich auf der Beifahrerseite in den Polo plumpsen. Auch Lotte stieg ein, startete den Wagen und begann zu berichten.